Metabolische Azidose


Klassifikation nach ICD-10
E87.2 Azidose
metabolische Azidose
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Metabolische Azidose bezeichnet man in der Medizin eine stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes und des Körpers (Azidose). Sie wird durch vermehrt im Körperstoffwechsel anfallende Protonen, deren verminderte Ausscheidung oder einen Bikarbonat-Verlust verursacht.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen einer metabolischen Azidose (sofern nicht durch chronische Unterernährung verursacht) sind

  • chronische Niereninsuffizienz mit Urämie oder distale tubuläre Azidose mit isoliertem tubulären H+-Sekretionsdefekt der Nieren (Retentionsazidose),
  • diabetische Stoffwechselentgleisung mit Ketoazidose beim absoluten Insulinmangel, eine Laktatazidose (beides Additionsazidosen - vergrößerte Anionenlücke),
  • Vergiftung mit sauren Substanzen wie beispielsweise Acetylsalicylsäure, dem Wirkstoff von Aspirin (ebenfalls eine Additionsazidose)
  • Verlust von Bikarbonat-Ionen im proximalen Tubulus oder bei Durchfall (Subtraktionsazidose).

Die häufigste metabolische Azidose ist die diabetische Ketoazidose: Der Diabetiker gewinnt bei Insulinmangel, da er keine Glukose verwerten kann, Energie durch verstärkte Verbrennung von Fettsäuren. Bei diesem verstärkten Fettabbau entstehen Ketonkörper, die große Mengen von Bicarbonatpuffer binden. Der daraus entstehende relative Mangel an Bicarbonat führt zur Übersäuerung des Blutes.

Diagnose

Ein Patient mit metabolischer Azidose fällt vor allem durch seine verstärkte, tiefe, normofrequente Atmung auf (sogenannte Kußmaul-Atmung). Bei der Ketoazidose des Diabetikers kann man meist auch einen fruchtartigen Acetongeruch in der Atemluft bemerken. Entscheidend für die Erkennung und Quantifizierung der metabolischen Azidose ist die Blutgasanalyse. Aus dem Basendefizit, dem pH-Wert und dem CO2 -Partialdruck lässt sich leicht das Ausmaß der metabolischen Azidose und das Ausmaß der respiratorischen Kompensation des Körpers erkennen. Weiter differenzieren lassen sich die Ursachen anhand der Anionenlücke.

Therapie

Therapeutisch steht die Ursachenbehandlung im Vordergrund. Durch die Gabe von Insulin kann z.B. bei der diabetischen Ketoazidose sehr schnell eine Besserung erzielt werden. Zu beachten ist hier auch die ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr. Bei der Urämie muss eine Dialyse angestrebt werden. Durch die Gabe von Natriumhydrogencarbonat oder anderen Puffersubstanzen kann man versuchen, die Stoffwechselentgleisung der metabolischen Azidose zumindest vorübergehend zu begrenzen. Dies wird allerdings aufgrund schwerwiegender Nachteile wie Elektrolytentgleisungen nur noch bei schwerer Azidose mit einem pH < 7,1 durchgeführt.

Siehe auch

Literatur

  • Albrecht Schwab: Atmung und Säure-Basen-Haushalt. In: Michael Gekle u. a. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Physiologie. Thieme Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-13-144981-8, S. 320–334.