Ovarian-Remnant-Syndrom
Als Ovarian-Remnant-Syndrom (Eierstockrest-Syndrom) bezeichnet man ein Krankheitsbild, das infolge verbliebener Reste der Eierstöcke nach einer Eierstockentfernung (Ovariektomie) entsteht. Es kann entweder durch unvollständige Entfernung der Eierstöcke (dann besser als Residual-Ovary-Syndrom zu bezeichnen) oder durch in der Bauchhöhle verbliebenes versprengtes (ektopes) Eierstockgewebe entstehen. Die Häufigkeit beträgt bei kastrierten Hündinnen etwa 1,8 %.
Klinik
Bei der Frau äußert sich das Ovarian-Remnant-Syndrom in dauerhaften oder regelmäßig wiederkehrenden Unterleibsschmerzen. Harnwegsprobleme, Schwäche, Fieber, Übelkeit, vaginale Blutungen und Schmerzen beim Stuhlgang können ebenfalls auftreten.
Bei Hündinnen und Katzen tritt trotz Kastration erneut eine Läufigkeit bzw. Rolligkeit wie bei intakten Tieren auf. Bei Hündinnen entwickeln sich häufig Scheinträchtigkeiten oder eine Stumpfpyometra. Zudem kann sich bei Hündinnen aus Eierstockresten ein Granulosazelltumor mit Läufigkeitssymptomen, Anbildung der Milchdrüsen, Hautproblemen, Knochenmarksdepression und Endometriumhyperplasie entwickeln. Insgesamt ist das Syndrom bei Katzen häufiger als bei Hunden, und es handelt sich nahezu ausschließlich um Operationsfehler (unvollständige Eierstockentfernung), ektopes Gewebe ist sehr selten.
Diagnostik
Klinisch ist ein Ovarian-Remnant-Syndrom so gut wie nicht abzuklären. Ovarrestgewebe kann durch Sonografie oder Magnetresonanztomographie, gegebenenfalls nach Verabreichung von Clomifen 10 Tage vor der Untersuchung dargestellt werden.
Labordiagnostisch sind vor allem erhöhte Spiegel von Östrogenen oder Progesteron entsprechend dem normalen Sexualzyklus nachweisbar.
Die Messung von Östrogenen ist in der Tiermedizin nicht praktikabel, ihr Effekt kann aber mittels Vaginalzytologie nachgewiesen werden. Alternativ kann der Progesteronspiegel 5 bis 7 Tage nach der vermuteten Ovulation gemessen werden. Gegebenenfalls kann die Ovulation auch mit hCG oder GnRH ausgelöst werden. Progesteronwerte über 2 ng/ml (6,4 nmol/l) sind beweisend für das Vorhandensein von Gelbkörpern und damit hormonell aktivem Eierstockgewebe.
Therapie
Die Therapie besteht in der chirurgischen Entfernung des Restgewebes.
Die Operation sollte bei Hunden und Katzen während der hormonell aktiven Phase (Läufigkeit oder Metöstrus) erfolgen, da das Eierstockgewebe dann aufgrund der Eierstockfollikel bzw. Gelbkörper besser auffindbar ist.
Literatur
- Manfred Kaufmann, Serban D. Costa, Anton Scharl (Hrsg.): Die Gynäkologie. 2. vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Medizin, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-25664-4, S. 306.
- Richard P. Billingham (Hrsg.): Reoperative Pelvic Surgery. Springer Science+Business Media, New York NY 2009, ISBN 978-0-387-89998-5, S. 46–47.
- Margaret V. Root Kustritz: The dog breeder's guide to successful breeding and health management. Saunders Elsevier, St. Louis MO 2006, ISBN 1-416-03139-1, S. 46.
- Cheri A. Johnson: Ovarian Remnant Syndrome. In: Richard W. Nelson, C. Guillermo Couto (Hrsg.): Small Animal Internal Medicine. 3rd edition. Mosby, St. Louis MO 2003, ISBN 0-323-01724-X, S. 867–868.
- S. Goericke-Pesch et al.: Inzidenz und klinische Symptomatik von Ovarian Remnant Syndrome und Ovarialtumoren bei der Hündin. In: Kleintierpraxis 58 (2013), S. 37.