Pachydiplax longipennis



Pachydiplax longipennis

Pachydiplax longipennis, Männchen

Systematik
Unterordnung: Großlibellen (Anisoptera)
Überfamilie: Libelluloidea
Familie: Segellibellen (Libellulidae)
Unterfamilie: Sympetrinae
Gattung: Pachydiplax
Art: Pachydiplax longipennis
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Pachydiplax
Brauer, 1868
Wissenschaftlicher Name der Art
Pachydiplax longipennis
(Burmester, 1839)

Pachydiplax longipennis ist die einzige Art der Libellen-Gattung Pachydiplax der Unterfamilie der Sympetrinae. Sie bewohnt große Teile Nordamerikas.[1]

Merkmale

Bau der Imago

Männchen von der Seite
Weibchen

Die Imago erreicht eine Länge von 28 bis 45 Millimetern, wobei 23 bis 35 Millimeter auf das Abdomen entfallen. Das Gesicht der P. longipennis ist weiß, während die Stirn bei erwachsenen Tieren metallisch blau ist. Die Facettenaugen sind bei den Männchen funkelnd blau oder grün, bei den Weibchen hingegen rötlich braun.

Die Unterseite des Thorax ist überwiegend braun, weist aber auf den Seiten helle Streifen auf. Die Seiten sind hellgrün mit drei braunen Streifen über die volle Breite. Im Gegensatz zu anderen Arten besitzt die Pachydiplax longipennis unter dem Flügelmal (Pterostigma) keine Quervenen.[2]

Die Hinterflügel sind zwischen 30 und 43 Millimeter lang. Die Vorder- und Hinterflügel sind bis auf einen dunkelbraunen bis gelblichen Schatten am Ansatz durchsichtig, können aber auch gelblich sein. Das Abdomen ist bis auf gelbe Striche auf den Segmenten drei bis acht schwarz, wird aber mit zunehmendem Alter graubläulich. Das Abdomen der Weibchen ist wesentlich kürzer als das der Männchen.[3]

Bau der Larve

Die Larve erreicht eine Länge von 18 bis 21 Millimetern. Sie ist am Rücken bräunlich, während die Unterseite grünlich ist.[4] Die rundlichen Augen sind seitlich unten am Kopf angeordnet, und das Abdomen endet eher stumpf. Die paarigen Seitenplatten (Ventrolateralplatten) des elften Hinterleibsegmentes, der sogenannte Paraproct, sind von der Seite gesehen glatt.[5]

Ähnliche Arten

Ausgewachsene Männchen sehen den Arten Erythemis simplicicollis und Erythemis collocata sehr ähnlich. Allerdings unterscheiden sie sich von diesen durch ihre fehlende Musterung des Thorax. Bei den Weibchen besteht Verwechslungsgefahr mit Erythrodiplax berenice, die sich aber durch ihren auffälligen Ovipositor unterscheiden lässt. Und auch die Vertreter der Gattung Micrathyria sind P. longipennis sehr ähnlich, weisen aber auf dem siebten Segment des Abdomen grüne Punkte auf.[3]

Lebensweise

Fortpflanzung und Entwicklung

Die im Flug stattfindende Paarung dauert zwischen einer halben und zwei Minuten. Danach fliegt das Weibchen alleine zur Eiablage, wobei es vom Männchen aus der Distanz überwacht wird. Die 300 bis 700 Eier werden durch Eintippen der Abdomenspitze ins Wasser an Plätzen mit starker Vegetation abgelegt. Dies dauert circa 35 Sekunden. Weibchen, die sich gerade nicht paaren oder Eier ablegen, halten sich weit entfernt vom Wasser auf.[3][4] Die Eier sowie die Larven sind sehr empfindlich gegenüber Trockenheit und benötigen über 11 Monate, bis die Entwicklung der Libelle abgeschlossen ist.[6]

Lebensraum

Vertreter dieser Art finden sich insbesondere in der Nähe von Seen, Teichen und Flüssen mit langsamer Fließgeschwindigkeit. Dabei sind sie selten oberhalb von 900 Meter Höhe anzutreffen.

Die Larven leben in dichter Unterwasservegetation und lauern ihrer Beute auf, anstatt sie aktiv zu jagen. Dies schützt sie vor ihren Feinden. Des Weiteren kommen sie derart gut mit einem niedrigen Sauerstoffanteil im Wasser zurecht, dass sie in Florida zusammen mit Larven der Arten Erythemis simplicicollis und Perithemis tenera seminolesie als Indikator für schlechte Wasserqualität verwendet wird.[4][5]

Ernährung

Wie alle Libellenlarven lebt auch P. longipennis räuberisch. Sie ernährt sich relativ wahllos von allen möglichen im Wasser lebenden Wirbellosen, wie aquatischen Insekten-Larven und Flohkrebsen. Aber auch Kaulquappen und kleine Fische werden erbeutet. Die Imago frisst fast alle Fluginsekten mit nicht zu starker Panzerung. Darunter fallen zum Beispiel Moskitos, Fliegen, Eintagsfliegen, Schmetterlinge, Motten und fliegende Ameisen und Termiten.[4]

Verbreitung und Flugzeit

Die Art besiedelt große Teile Nordamerikas vom Süden Kanadas bis Mexiko. Sie fehlt im Großen Becken. Auch auf den Bahamas, Bermudas und Belize ist sie heimisch. Ihre Flugzeit erstreckt sich über das ganze Jahr.[3] Dabei sind die Individuen im Frühling größer als jene im Herbst.[4][7] In Europa hingegen ist das Tier nicht heimisch und Sichtungen wie jene im September 1999 auf der Ölplattform Sedco 706 vor den Shetlandinseln beruhen auf Tieren, die durch Lieferung versehentlich importiert wurden.[8]

Schutzstatus

Schutzstatus von Pachydiplax longipennis in den Bundesstaaten der USA und Kanadas

Pachydiplax longipennis hat weltweit den Schutzstatus G5, womit sie als in hohen Zahlen vorkommende, sehr weit verbreitete und ungefährdete Art eingestuft wird. Diesen Status erhielt sie am 30. Dezember 1985. In den USA hat sie den national äquivalenten Schutzstatus N5. In Kanada hingegen ist sie mit N4 niedriger eingestuft. Dies bedeutet, dass der Bestand zwar momentan als gut eingeschätzt wird und die Art als ungefährdet gilt, aber auf lange Sicht Bedenken bestehen. Auch auf der Ebene vieler Bundesstaaten in den USA und Kanada wurde ein Schutzstatus vergeben. Diese sind in der Graphik rechts dargestellt.[9]

Namensgebung

Englische Namen

Während Pachydiplax longipennis im Deutschen keinen Trivialnamen besitzt, wird sie im englischen Blue Dasher bzw. Blue Pirate genannt.

Wissenschaftliche Namen

Die Art wurde erstmals 1839 unter dem Namen Libellula longipennis durch Burmeister anhand eines Weibchens aus Mexiko beschrieben. Dabei ist longi aus dem Lateinischen und bedeutet lang, während pennis der griechische Wortstamm für Flügel ist. Dieser Holotyp befindet sich in der Zoologischen Sammlung Halle. Eine weitere Beschreibung folgte drei Jahre darauf durch Rambur unter der Bezeichnung Libellula socia.

Seinen heutigen Namen erhielt das Tier, als es W. F. Kirby 1889 als Generotyp der durch Brauer 1868 eingerichteten Gattung Pachydiplax verwandte.[1]

Literatur

Erstbeschreibungen[10]

  • Burmeister: Handbuch der Entomologie. Band 2, S. 850.
  • Rambur: Histoire naturelle des insectes névroptères. S. 96.

Sekundärliteratur

  • Jill Silsby: Dragonflies of the World. The National History Museum, 2001, ISBN 0-565-09165-4.

Wissenschaftliche Sekundärliteratur und Artikel

  • Henrik Steinmann: World Catalogue of Odonata. Band II (Anisoptera). de Gruyter, 1997, ISBN 3-11-014934-6.
  • Darold P. Batzer, Scott A. Wissinger, Russell Ben Rader (Hrsg.): Invertebrates in Freshwater Wetlands of North America: Ecology and Management. John Wiley & Sons, 1999, ISBN 0-471-29258-3, S. 347.

Weblinks

Commons: Pachydiplax longipennis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Henrik Steinmann: World Catalogue of Odonata. Band II (Anisoptera). de Gruyter, 1997, ISBN 3-11-014934-6, S. 464.
  2. Garrison, von Ellenrieder, Louton: Dragonfly Genera of the New World. The Johns Hopkins University Press, Baltimore 2006, ISBN 0-8018-8446-2, S. 265 f.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 http://odonatacentral.bfl.utexas.edu/fieldguide/species.asp?taxaid=286 (18. April 2006)
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 Mark Lung, Stefan Sommer: Pachydiplax longipennis. Abgerufen am 18. April 2006.
  5. 5,0 5,1 Jerrell James Daigle: Florida Dragonflies (Anisoptera): A Species Key to the Aquatic Larval Stages. In: Technical Series. 12. Jahrgang, Nr. 1, November 1992.
  6. Darold P. Batzer, Scott A. Wissinger, Russell Ben Rader (Hrsg.): Invertebrates in Freshwater Wetlands of North America: Ecology and Management. John Wiley & Sons, 1999, ISBN 0-471-29258-3, S. 347.
  7. Jill Silsby: Dragonflies of the World. The National History Museum, 2001, ISBN 0-565-09165-4, S. 180.
  8. Adrian Parr: Blue Dasher Pachydiplax longipennis on an oil rig in the North Sea. In: Atropos. 10. Jahrgang, April 2000, S. 3–5.
  9. NatureServe Explorer: An online encyclopedia of life. NatureServe, Februar 2006, abgerufen am 25. März 2006.
  10. Henrik Steinmann: World Catalogue of Odonata. Band II (Anisoptera). de Gruyter, 1997, ISBN 3-11-014934-6, S. 542 f.