Palmengarten Frankfurt
Der 22 ha große Palmengarten ist einer von zwei botanischen Gärten in Frankfurt am Main und liegt im Stadtteil Westend. Mit 22 ha ist der Palmengarten einer der größten Gärten seiner Art in Deutschland.
Direkt an die nordöstliche Ecke des Palmengartens schließt der Botanische Garten Frankfurt an, der zum Fachbereich Biowissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt gehört. Ebenfalls direkt benachbart liegt der Grüneburgpark. Diese drei Gärten bilden die größte innenstadtnahe Grünanlage Frankfurts. Bis Oktober 2006 befand sich südlich des Palmengartens das Amerikanische Generalkonsulat.
Der Palmengarten Frankfurt ist Mitglied von BioFrankfurt, dem Netzwerk für Biodiversität.
Geschichte
Der im Jahr 1871 eröffnete Palmengarten entsprang wie viele andere Frankfurter Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel der Eiserne Steg, privater bürgerlicher Initiative. Dazu wurde 1868 ein Verein gegründet, um die vom ehemaligen, 1866 depossedierten, Herzog Adolf von Nassau (dem späteren Großherzog von Luxemburg) zum Verkauf angebotenen tropischen Baum- und Pflanzenbestände der Orangerie seiner ehemaligen Residenz von Schloss Biebrich für diesen neuen Bürgerpark zu kaufen. Der Gartenfachmann Heinrich Siesmayer war mit dem Verkauf betraut worden und es gelang ihm, den "Verein für die Förderung des öffentlichen Verkehrslebens in Frankfurt" für die wertvollen Pflanzenbestände zu interessieren. Am 6. Mai 1868 bildete sich ein Komitee zum Erwerb der Biebricher Wintergärten. Eine Aktiengesellschaft wurde gegründet, die sich die Siesmayerschen Ideen eines "Südpalastes" zu eigen machte. Leopold Sonnemann, der Gründer der Frankfurter Zeitung, setzte sich mit viel Elan für die Idee ein. Sehr schnell waren die Aktien für rund 300.000 Gulden gezeichnet und im Mai 1869 konstituierte sich die Palmengarten-Gesellschaft. schon am 16. März 1871 konnte der von Siesmayer nach englischen und französischen Vorbildern gestaltete Palmengarten an der Bockenheimer Landstraße feierlich eröffnet werden.[1]
Als Vorbild der Gestaltung dienten für Siesmayer die Hallen der Galerie des Machines der Pariser Weltausstellung von 1867[2] und der Parc des Buttes-Chaumont. Siesmayer blieb bis 1886 Gartendirektor, sein Nachfolger war bis 1923 August Siebert, der zwischen 1905 und 1906 neue große Pflanzenschauhäuser errichten ließ und die botanisch-wissenschaftliche Ausrichtung der Institution verstärkte.Die den Garten im Osten begrenzende Straße wurde in den 1940er-Jahren nach Siesmayer benannt.[3]
Einen Großteil der Flächen stellte von Anfang an die Stadt Frankfurt zur Verfügung, die das Gelände an der Bockenheimer Landstraße für 99 Jahre in Erbpacht gab und auch 1884 auf Wunsch der Palmengarten AG größere Grundzukäufe tätigte. Schon 1885 stellte die Stadt allerdings fest, dass sie sich auf diese Kauf- und Pachtgeschäfte nur einlasse, weil der Palmengarten ja später doch an die Kommune fallen werde.
Vor allem die so genannten "Neugarten"-Bereiche wurden in besonderem Maße sportlich genutzt (Rasentennis, Croquet, Radrennen). Der Palmengarten wurde bald ein gesellschaftliches Zentrum Frankfurts, es gab aber auch Rückschläge wie den Brand des Gesellschaftshauses in der Nacht vom 10. zum 11. August 1877. Ein Besuch der besonderen Art war 1890 der des amerikanischen Büffeljägers Buffalo Bill, der mit 200 Indianern und Cowboys auftrat und eine einzigartige Westernshow darbot. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verschlechterte sich die finanzielle Situation des Palmengartens und seiner AG dramatisch. In den 1920er Jahren nahm deshalb der Einfluss der Stadt immer weiter zu. Baudezernent Ernst May setzte 1929 einen modernen Anbau für das Gesellschaftshaus durch, Architekt war Martin Elsaesser. Mit 1. Juni 1931 übernahm schließlich die Stadt Frankfurt den Palmengarten. Die Anlage sollte sich in Richtung Volksgarten entwickeln. Während der Weltwirtschaftskrise wurde das Areal durch Notstandsarbeiten zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung umgestaltet. Dabei gingen baufällig gewordene und dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprechende Wahrzeichen des Gartens wie die Kettenbrücke über den großen Weiher und das Schweizerhaus verloren.
Eine für 1941 vorgesehene Internationale Gartenbauausstellung auf dem Gelände des Palmengartens und der angrenzenden Grünanlagen wurde kriegsbedingt abgesagt. Zwischen 12. und 13. September 1944 brannte dann der Westflügel des Gesellschaftshauses aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Palmengarten von 1945 bis 1948 zum Sperrgebiet, das die amerikanische Besatzungsmacht im Westend eingerichtet hatte. Danach konnte die Bevölkerung ihn zeitweise wieder betreten. Der städtischen Verwaltung wurde der Garten am 14. Juli 1953 wieder übergeben. Erst 1954 konnten die wesentlichen Kriegsschäden im Palmengarten beseitigt werden. Dabei wurden die verzierten Wände des Gesellschaftshauses mit einfachen Holzverschalungen verdeckt.
1972 wurde die Parkeisenbahn Palmen-Express als akkubetriebene Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 600 mm und einer Streckenlänge von 650 m eröffnet. Diese Bahn verkehrt seitdem auf einer eingleisigen Strecke durch den Park.
In den 1980er Jahren wurden alte Gewächshäuser saniert und eine Reihe von neuen Schauhäusern errichtet, darunter das Tropicarium und das Subantarktishaus. Entgegen heftigen Protests der Betroffenen wurden zudem die Tennisplätze verlegt – der Tennisclub Palmengarten zog nach Frankfurt-Eschersheim. 1992 waren die Umbauten abgeschlossen. Mit dem Bau des Eingangs-Schauhauses in der Siesmayerstraße wurde der Haupteingang des Palmengartens von seiner Südseite in der Bockenheimer Landstraße auf die Ostseite verlegt.
Im Jahr 2002 wurde das Gesellschaftshaus wegen Baufälligkeit geschlossen.[4] Im November 2005 genehmigte der Magistrat der Stadt den größten Teil der für die Wiederherstellung benötigten Mittel für eine grundlegende Renovierung ab dem Jahr 2007, nachdem im Jahr 2006 nur provisorisch repariert werden sollte.[4] 2008 sollte das Gesellschaftshaus wieder eröffnet werden, die Arbeiten verzögerten sich jedoch aufgrund eines Rechtsstreites um die europagerechte Vergabe des Sanierungsauftrages.[5] Schließlich begannen die Renovierungsarbeiten im April 2009.[6] Die Wiedereröffnung war nun für den Herbst 2011 vorgesehen,[7] verzögerte sich jedoch erneut wegen Hausschwamm-Befalls und anderer unvorhergesehene Schäden.[8] Im September 2012 wurde das Gesellschaftshaus eröffnet, die Renovierungskosten beliefen sich auf knapp 40 Millionen Euro.[9]
Im Zuge der Arbeiten wurde auch der ursprüngliche von Friedrich von Thiersch im Stil der Neorenaissance dekorierte Große Saal restauriert.
Aufbau
Die Exponate befinden sich je nach Herkunft entweder auf den Freiflächen oder auch in klimatisierten Gewächshäusern. In diesen findet man zahlreiche tropische und subtropische Pflanzen bis hin zu einer sub-arktischen Landschaft im Glaspavillon und zwei Wüstenlandschaften. Der Palmengarten bietet eine ganzjährige Sequenz thematischer Ausstellungen, die hauptsächlich im und um das Gewächshaus des Gesellschaftshauses Platz finden.
Veranstaltungen
- Am 6. Juni 1897 fand erstmals ein Leichtathletik-Sportfest im Palmengarten statt; die Palmengarten-Sportfeste wurden in den Jahren danach die bedeutendste Leichtathletik-Veranstaltung in Deutschland.
- Seit 1931 wird im Palmengarten das Rosen- und Lichterfest gefeiert.
- Die von Werner Wunderlich begründete Reihe „Jazz im Palmengarten“ findet seit 1959 jeden Sommer statt und gilt als die „älteste kontinuierliche Jazz open air Reihe“ der Welt. Albert Mangelsdorff, der am 3. Juli 1959 das erste Konzert spielte, trat dort bis 2004 jedes Jahr auf. Die künstlerische Betreuung der sechs Open-Air-Konzerte liegt seit 2003 bei der Jazzinitiative Frankfurt.
- Im Sommer 2010 fand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architekturmuseum eine Ausstellung Stadt-Grün statt, in welcher die Freiraumgestaltung an 27 europäischen Beispielen gezeigt wurde.
- Der Palmengarten beteiligt sich auch an der Nacht der Museen, die einmal jährlich Ende April stattfindet.
Literatur
- Beate Taudte-Repp: Der Palmengarten. Ein Führer durch Frankfurts grüne Oase. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2005
- Gustav Schoser: Eine Welt der Pflanzen – Palmengarten Frankfurt – a world of plants. Freunde des Palmengartens, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-00-000417-3
- Bernd Hertle: Die Gehölze im Freiland des Palmengartens. Mit einem Vorwort von Gustav Schoser sowie Beiträgen von Martina Jacobi und anderen. Palmengarten, Frankfurt am Main 1990, 264 S.
- August Siebert: Der Palmengarten zu Frankfurt a. M., Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Frankfurt 1895 Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Digitalisat
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte des Palmengartens im Web-Auftritt des Palmengartens. 28. Februar 1999 sowie Schoser a.a.O. S 10
- ↑ schulserver.hessen.de: Hessenkolleg Wiesbaden: Projekt Flora, Zugriff am 1. Januar 2012
- ↑ Schoser a.a.O. S 12
- ↑ 4,0 4,1 Historischer Festsaal des Palmengartens wird rekonstruiert, FAZ, 5. November 2005
- ↑ Tobias Rösmann: Palmengarten: Stillstand im Gesellschaftshaus, faz.net, 3. September 2008, Zugriff am 1. Januar 2012
- ↑ Frankfurter Rundschau 24. April 2009
- ↑ frankfurt-tourismus.de, 15. Juni 2011
- ↑ Hans Riebsamen: Palmengarten: Hausschwamm verzögert die Sanierung, faz.net, 27. Dezember 2011, Zugriff am 1. Januar 2012
- ↑ Frankfurts glänzendes Herz, FNP, 2. September 2012
Siehe auch
- Liste der Sehenswürdigkeiten in Frankfurt am Main
Weblinks
- Offizielle Website des Palmengartens Frankfurt
- Website der Palmengarten-Gesellschaft
- Virtueller Panoramarundgang durch den Palmengarten
Koordinaten: 50° 7′ 24″ N, 8° 39′ 29″ O