Papierboote



Papierboote

Papierboot (Argonauta)

Systematik
Klasse: Kopffüßer (Cephalopoda)
Unterklasse: Tintenfische (Coleoidea)
Überordnung: Achtarmige Tintenfische (Vampyropoda)
Ordnung: Kraken (Octopoda)
Familie: Papierboote (Argonautidae)
Gattung: Papierboote
Wissenschaftlicher Name
Argonauta
Linnaeus, 1758
Arten
  • Großes Papierboot (Argonauta argo)
  • Argonauta boettgeri
  • Argonauta cornuta
  • Geflügeltes Papierboot (Argonauta hians)
  • Argonauta nouryi
  • Pazifisches Papierboot (Argonauta pacifica)

Papierboote oder Argonauten (Argonauta spec.) gehören zu den Kopffüßern (Cephalopoden) und hier in die Verwandtschaftsgruppe der Achtarmigen Tintenfische.

Sie sind als pelagische Bewohner in allen Weltmeeren zu finden, sind jedoch offensichtlich recht selten. Trotzdem kommt es gelegentlich vor, dass große Ansammlungen der Tiere beobachtet werden, vor allem vor der australischen Küste. Dabei handelt es sich vor allem um die etwa 10 cm großen Weibchen, die Männchen sind dagegen mit nur 2 cm sehr klein (Zwergmännchen). Argonauten ernähren sich von kleinen Quallen und Kleinkrebsen, sie selbst werden von größeren Fischen gefressen.

Die Perlboote (Nautilus) sind die einzigen rezenten Kopffüßer mit einem festen, kalkigen Außengehäuse. Papierboote besitzen scheinbar ebenfalls ein kalkiges Außengehäuse. Die kleinen Verwandten der Kraken (wie diese haben sie nur acht Arme) besitzen allerdings kein echtes Gehäuse, denn dieses ist im Laufe der Evolution vollständig zurückgebildet worden. Man nahm bisher an, dass die dünnen, weißen Gehäuse der Papierboote Behältnisse für die Eier der Tiere sind. Dazu passt, dass sie nur von den erwachsenen Weibchen gebildet werden. Neuere Untersuchungen weisen allerdings darauf hin, dass die Gehäuse für die Speicherung von Luft dienen, um das Tier in der Tiefsee auszutarieren. Die Weibchen schwimmen dazu an die Oberfläche und nehmen eine definierte Menge Luft auf. Diese Luft wird im Gehäuse eingeschlossen und das Tier schwimmt in die Tiefe. Durch den wachsenden Druck wird die Luftblase verkleinert, bis der Auftrieb ausreicht, um schwerelos im Wasser zu stehen[1]. Zur Produktion des Gehäuses dienen Drüsen an den oberen Armen, die ein entsprechendes Sekret produzieren. Die Weibchen führen dieses Gehäuse dann mit sich. Dabei kann das Gehäuse etwa beim Großen Papierboot (Argonauta argo) bis zu 45 cm lang werden. Beim Perlboot (Nautilus) besteht das Gehäuse aus der Kalkmodifikation Aragonit, während das Brutgehäuse des Papierbootes (Argonauta) aus der Kalkmodifikation Calcit besteht. Die ältesten Papierboote kennt man aus dem Oligozän (33,9 +/- 0,1 bis 23,03 +/- 0,05 Millionen Jahre).

Wie bereits erwähnt, sind die Papierboote getrenntgeschlechtlich. Die Befruchtung der Weibchen erfolgt wie bei den meisten Kraken durch einen speziell umgestalteten Arm der Männchen, den Hectocotylus. Anders als bei anderen Kraken löst sich der Hectocotylus mit der Spermatophore jedoch komplett ab und ist in der Lage, auch über weite Entfernungen ein Weibchen zu finden und zu befruchten. Entsprechend wurde der abgetrennte Arm wissenschaftlich viel früher bekannt als das Männchen, er wurde jedoch fälschlicherweise als parasitärer Fadenwurm in der Mantelhöhle der Weibchen beschrieben.

Schale (beschädigt) eines Papierbootes

Kunst und Mythologie

Die wissenschaftliche Bezeichnung Argonauta argo geht auf eine mythologische Vorlage zurück. In der Argonautensage macht sich der griechische Sagenheld Iason mit seinen Mitstreitern auf, das goldene Vlies zu erobern. Sie werden nach ihrem Schiff, der Argo, die Argonauten (die auf der Argo fahren) genannt.

Papierboote waren in der minoischen Kunst ein beliebtes Schmuckmotiv und wurden besonders im Meeresstil häufig abgebildet.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Julian K. Finn und Mark D. Norman: The argonaut shell: gas-mediated buoyancy control in a pelagic octopus. Proceedings of the Royal Society, B, Biological Sciences (published online Mai 2010) doi:10.1098/rspb.2010.0155

Literatur

  • Guido T. Poppe und Yoshihiro Goto: European Seashells. Vol II (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden, 1993 ISBN 3-925919-11-2

Weblinks

Commons: Argonauta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien