Pneumatisation


CT-Bild: Komplett pneumatisierte Felsenbeinpyramide von oben (schwarz = Luft). Gut sichtbar der obere Bogengang.
CT-Bild: Stark pneumatisierter Warzenfortsatz von vorne (schwarz = Luft). Sichtbar auch der hintere Bogengang.

Unter Pneumatisation (von gr. πνεῦμα [pneuma] „Hauch“, „Atem“) versteht man die Bildung von luftgefüllten Hohlräumen im menschlichen und tierischen Schädel und in den Knochen von Vögeln. Solche Knochen nennt man „luftgefüllte Knochen“ (Ossa pneumatica). Während bei den Knochen der Vögel der Aspekt der Gewichtsersparnis naheliegend ist, ist der Sinn der Pneumatisation im Schädel nicht so eindeutig. Beim Menschen beträgt die Gewichtsersparnis nur etwa zwei Prozent.

Pneumatisation des Schädels

Die pneumatischen Hohlräume des Schädels entwickeln sich, indem das Schleimhautepithel der Nase oder des Mittelohres sich sackartig in das Mesoderm bzw. zwischen die kompakten Rindenschichten der Knochen schiebt.

Ergebnis dieses Vorganges sind einerseits die Nasennebenhöhlen, deren endgültige Entwicklung beim Menschen erst mit Abschluss des Schädelwachstums im 20. bis 25. Lebensjahr erreicht ist. Manche Tiere haben keine Nebenhöhlen (Robben, Wale), bei anderen erreichen sie eine wesentlich größere Ausdehnung als beim Menschen.

Die vom Mittelohr ausgehende Pneumatisation des Schläfenbeines ist mit dem fünften bis sechsten Lebensjahr weitgehend abgeschlossen. Ergebnis dieses Vorganges sind die pneumatischen Zellen, vor allem im Warzenfortsatz (Processus mastoideus). Es sind kleine, von Schleimhaut ausgekleidete Hohlräume, die durch unterschiedlich große Öffnungen miteinander und in der Gesamtheit mit dem Antrum mastoideum und damit mit dem Mittelohr in Verbindung stehen. Das Ausmaß der Pneumatisation des Schläfenbeines kann sehr unterschiedlich sein, es gibt Schläfenbeine mit fast komplett fehlender („gehemmter“) Pneumatisation, was meist als Folge häufiger Mittelohrentzündungen in der Kindheit anzusehen ist. Andererseits kann sich die Pneumatisation weit nach oben in die Schläfenbeinschuppe (Pars squamosa), nach vorne in den Jochbeinfortsatz (Processus zygomaticus) und in die Spitze der Felsenbeinpyramide ausdehnen. Es lassen sich im Warzenfortsatz typischerweise einzelne Zellgruppen oder Zellstraßen unterscheiden, die verschiedene Bezeichnungen tragen, wie Winkelzellen, Schwellenzellen, Terminalzellen usw. Dementsprechend werden bei ausgedehnter Pneumatisation Schuppenzellen (in der Schläfenbeinschuppe), Zygomaticuszellen (im Jochfortsatz), perilabyrinthäre Zellen (um das Labyrinth gelegen) und Pyramidenspitzenzellen unterschieden.

Pneumatisation der Röhrenknochen bei Vögeln

Bei Vögeln sind auch die großen Röhrenknochen wie der Oberarmknochen, das Rabenbein, das Becken, das Brustbein und die Wirbel pneumatisiert, bei einigen Arten auch der Oberschenkelknochen, das Schulterblatt und das Schlüsselbein. Diese Pneumatisation entsteht durch Aussackungen der Luftsäcke, die sich in die besagten Knochen erstrecken.

Siehe auch

Literatur

  • A. Benninghoff, K. Goerttler: Lehrbuch der Anatomie des Menschen, Band 1, 8. Auflage, Urban und Schwarzenberg, Wien / München 1961.
  • Wolfgang Dauber, Heinz Feneis: Feneis’ Bild-Lexikon der Anatomie. 9. Aufl. Thieme, Stuttgart 2005. ISBN 3-13-330109-8.
  • E. Lüscher: Lehrbuch der Ohrenheilkunde, Springer-Verlag, Wien 1952.
  • Franz-Viktor Salomon und Maria-Elisabeth Krautwald-Junghans: Anatomie der Vögel. In: Salomon/Geyer/Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Aufl., Enke, Stuttgart 2008, S. 754–814, ISBN 978-3-8304-1075-1.

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