Quatze
Eine Quatze war ein an der pommerschen Küste verbreiteter Typ von Transportbooten für lebende Fische. Es gab Seequatzen für den Einsatz auf der offenen Ostsee und Haffquatzen, die in den Haffs und Boddengewässern benutzt wurden. Ligger dienten der Lagerung von lebenden Fischen. Von den Quatzen sind die Quasen zu unterscheiden, ein früher an der schleswig-holsteinischen Küste gebräuchlicher Typ von Fischerbooten.
Seequatzen
Schiffbau
Die Seequatzen sind in den 1860er Jahren bei den Schiffern auf Rügen nachgewiesen. Es waren etwa 15 bis 17 m lange Segelschiffe, die ersten waren etwas kleiner, spätere etwas größer. Sie hatten einen 5 bis 8 m langen Laderaum, der im Schiffsboden und in den Seitenwänden eine große Zahl von Löchern mit etwa einem Zentimeter Durchmesser hatten. Dieser Laderaum, die „Bünn“,[1] konnte durch mehrere Schotten unterteilt werden. Es konnten bis zu 140 Zentner Fisch aufgenommen werden.
Der in Klinkerbauweise ausgeführte Rumpf der Quatzen war breit und hatte einen gegenüber Frachtseglern größeren Tiefgang. Seequatzen hatten einen einzelnen, bis zu 80 cm dicken Pfahlmast mit einem einzelnen schmalen Vorsegel und einem großen Gaffelsegel. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden einige Quatzen mit Motoren ausgerüstet. Die meisten Quatzen wurden in Wollin gebaut, andere in Ueckermünde, Neuwarp und Wolgast. Die letzten Seequatzen sind kurz vor dem Ersten Weltkrieg gebaut worden.
Verwendung
Seequatzen dienten dazu, Fisch, der außerhalb der Heimatgewässer aufgekauft worden war, in die deutschen Ostseehäfen zu transportieren. Meist begann die Saison im März oder April mit Reisen nach Schweden, später folgten Fahrten ins Baltikum oder nach Dänemark, vereinzelt bis nach Norwegen und Finnland.[1] Kleinere Quatzen blieben als Aufkäufer vor den Fischereihäfen liegen, während die größeren so genannten Segelquatzen den Transport nach Deutschland übernahmen. Zeitweise haben in der Saison bis zu hundert pommersche Quatzen vor einem Hafen gelegen. Gehörten die Quatzen anfangs ihren Schiffern, so wurden sie später von größeren Reedereien aufgekauft.
Je nach Jahreszeit wurden Hecht, Zander, Plötze, Barsch und Aal gehandelt. Der Transport der lebenden Ladung erforderte große Sorgfalt, weil sich die Fische bei zu viel Bewegung und Strömung in den Laderäumen zu Tode stießen. Deshalb konnten die Quatzen nur langsam segeln. Bei großen Verzögerungen auf der Reise auf Grund ungünstiger Wetterverhältnisse konnten ebenfalls viele Fische zu Grunde gehen.
Die Aufbewahrung der Fische in den Quatzen ist seit dem 17. Jahrhundert nachgewiesen.[1] Nach einer Blütezeit um das Jahr 1900 ging die Quatzenfahrt bereits vor dem Ersten Weltkrieg zurück und wurde in den 1920er Jahren ganz aufgegeben. Mit der zunehmenden Verbreitung von Eisfabriken wurde es möglich, den Fisch gekühlt zu transportieren und die hohen Verluste bei den Reisen der Quatzen zu vermindern. Weitere Ursachen waren Ausfuhrbeschränkungen vieler Ostseeanliegerstaaten, die den Fisch selber verarbeiten wollten, und die zunehmende Verschmutzung der Ostsee, die sich beim Transport in offenen Behältern vor allem beim Anlaufen der stark verschmutzten Hafengewässer auswirkte.
Haffquatzen
Haffquatzen oder Polten waren kleiner als die Seequatzen. Sie wurden als Fischerboote in den Küsten- und Binnengewässern eingesetzt, und beteiligten sich im Gegensatz zu den Seequatzen selber am Fischfang.
Ligger
Ligger waren kleine Boote, die zur Aufbewahrung des von den Seequatzen gelieferten Fischs, vor allem des Aals, benutzt wurden. Wie die Quatzen hatten sie einen durchlöcherten Rumpf. Sie lagen anfangs in den Anlandehäfen, um die Ladung der Quatzen aufzunehmen und lebend zu lagern. Angesichts der immer stärkeren Verschmutzung wurden sie später in Gewässer außerhalb des Hafens gelegt, wo klareres Wasser den Rumpf durchströmen konnte.
Weblinks
Literatur
- Wolfgang Rudolph: Die Insel der Schiffer. Rostock 2000, ISBN 3-356-00855-2