Radioimmunassay
Ein Radioimmunassay (RIA, engl.: Radioimmunoassay) war eine Labormethode zur quantitativen Bestimmung kleinster Substanzmengen. Geringe Konzentrationen von Hormonen, Enzymen, Tumorantigenen, Infektionsantigenen, Arzneimitteln und DNA konnten mit dieser radioimmunologischen Methode zuverlässig und spezifisch bestimmt werden. Der RIA war das erste der Immunassay-Verfahren. Die dafür nötige radioaktive Markierung ist mittlerweile unbeliebt geworden, so dass der RIA in seiner ursprünglichen Form praktisch nicht mehr verwendet wird.
Voraussetzung für eine RIA ist die Verfügbarkeit von spezifischen Antikörpern gegen das zu bestimmende Antigen. Diese Antikörper werden durch Immunisierung von Tieren gewonnen. Das zu messende Antigen wird zusammen mit einer bekannten Menge an radioaktiv markiertem Antigen mit spezifischen Antikörpern zur Reaktion gebracht („inkubiert“). Die Antikörper binden kompetitiv an die zu messenden Antigene und an die radioaktiven künstlichen Antigene: Radioaktiv markierte Antigene und „natürliche” Antigene (also der in der Probe interessierende Gehalt) sind im Bindungsverhalten an die Antikörper gleich; die Bindungsplätze sind mit der Anzahl der Antikörper begrenzt. Je mehr natürliche Antigene vorhanden sind, desto weniger radioaktive Antikörper werden gebunden. Am Ende der Inkubationszeit werden ungebundene Antigene weggespült und die (gebundene) Radioaktivität bestimmt. So kann auf die gesuchte Antigenkonzentration in der Probe zurückgerechnet werden.
Testvarianten
Nach demselben Grundprinzip – aber mit enzymatischem statt radioaktivem Nachweis – funktionieren auch die Untersuchungen mit einem EIA (Enzymimmunassay, siehe auch ELISA).
Ein weiteres nuklearmedizinisches in-vitro-Testverfahren ist der immunradiometrische Assay (IRMA). Bei diesem Test ist nicht eine künstliche Version der gesuchten Substanz radioaktiv markiert (Tracer), sondern ein zweiter Antikörper, der gegen den ersten Antikörper gerichtet ist. Der Vorteil des IRMA liegt in der größeren Genauigkeit bei sehr niedrigen Konzentrationen der zu bestimmenden Substanz, ein Nachteil in falsch-niedrigen Ergebnissen bei sehr hoher Konzentration des Substrats.
Die Entwickler der RIA-Methode
Die Methode des Radioimmunassays wurde durch Solomon Aaron Berson und Rosalyn Yalow erstmals 1959 mit der Bestimmung von Insulin in der Praxis erprobt. Yalow erhielt dafür im Jahre 1977 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
Literatur
- Reingard Senekowitsch-Schmidtke: Immunoassays, Qualitätskontrolle. In: Torsten Kuwert u.a. (Hrsg.) Nuklearmedizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-13-118504-4.