Rhotazismus


Als Rhotazismus (v. griech rho, Name des griechischen Buchstabens r) bezeichnet man den Lautwandel eines beliebigen Konsonanten zu r. Betroffen sind meist Frikative wie das s oder der laterale Approximant l.


Beispiele findet man bei italienischen Dialekten, die statt des l oder d in der Standardsprache ein r haben. Die Beispiele stammen aus dem neapolitanischen Dialekt:

  • Italienisch medesimo ist dort meresimo
  • diaspora lautet riaspro
  • ultimo erscheint als urdemo

Auch im Deutschen gibt es Beispiele für diesen Lautwandel:

  • Lautwandel im Falle von gewesen und war (vergl. engl. He was ).
  • Das veraltete erkiesen (wählen) und seine Vergangenheitsform erkoren (vergl. engl. chosen).
  • Das mittelhessische Werrer für Wetter oder Brerrer für Bretter.

Im Isländischen hat sich bei im Urgermanischen mit dem Frikativ z endenden Wörtern das z zu r entwickelt:

  • dagur (Tag) aus dem urgermanischen *daγaz
  • rauður (rot) aus dem urgermanischen *rauðaz

Beispiel aus dem Lateinischen:

  • die Vergangenheit von esse ist eram

Beispiele aus dem Portugiesischen:

  • empregar (benutzen/verwenden) [vergl. lat. implicare]
  • obrigar (nötigen/verpflichten/zwingen) [vergl. lat. obligare]

Beispiele aus dem Rumänischen:

  • moară (Mühle) [vergl. lat. mola]
  • sare (Salz) [vergl. lat. sal]

Ähnliche Beispiele lassen sich in vielen anderen Sprachen finden.


Siehe auch: Rhotizität