Safaripark Gänserndorf
Der Safaripark Gänserndorf war ein öffentlich zugänglicher Wildtierpark in Gänserndorf in Niederösterreich.
Geschichte
Errichtet wurde der Tierpark im Jahr 1972 und stieß sofort auf großes Publikumsinteresse. Bereits im April wurde der Park durch die ersten Tiere bezogen. 33 Löwen bekamen ein neues Heim. Insgesamt wurden bereits zur Eröffnung 300 verschiedene Tiere angesiedelt.[1] Eröffnet wurde der damals größte Safaripark Europas von Verteidigungsminister Lütgendorf am 8. Juni 1972.[2]
Ein erster Rückschlag war bereits im Jahr 1973 die dreimonatige Schließung auf Grund der Maul- und Klauenseuche in Niederösterreich.
Am 1. November 1979 führte ein Großbrand zu 20 Millionen Schilling (ca. 1,45 Millionen Euro) Schaden. 37 Tiere kamen dabei um. [3]
Im Jahr 1984 wurde eine Schmalspurbahn um 2 Millionen Schilling durch den Tierpark gebaut, die von zwei Eisenbahnfreunde-Vereinen betrieben und instandgehalten wurde. Konflikte mit Bewohnern einer nahen Siedlung und Unstimmigkeiten zwischen der Parkverwaltung und einem der Vereine führten wieder zur Schließung der Waldbahn.[4] Die laufenden hohen Kosten für die Tierhaltung führten trotz laufender Subventionen zu einem Schuldenberg von 17 Millionen Schilling. Auch ein Solidaritätskonzert in der Kurhalle Oberlaa, an dem unter anderem Hansi Dujmic, Herwig Seeböck und Gary Lux teilnahmen, konnte den Tierpark nicht vor dem Ausgleich im Jänner 1986 bewahren.[5]
Besucherrückgänge, wie durch das Verbot von Schulwandertagen als Folge der Katastrophe von Tschernobyl und die Fehlinvestition der Bahn, führten in der Folge zum Konkurs.
1987 übernahm der ehemalige Geschäftsführer den Park und führte ihn weiter. Durch den Wegfall des Eisernen Vorhanges im Jahr 1989 konnten die Besucherzahlen wieder gesteigert werden.
Im Jahr 2000 wurde das Unternehmen, das seit Bestehen von der öffentlichen Hand keinerlei Subventionen erhalten hat, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.[6]
Noch 2003 war der Safaripark die einzige Auffangstation in Europa, Home of the Grey für illegal gehaltene Elefanten beispielsweise in Zirkusse oder bei anderen Schaustellern.[7]
Anfang 2004 musste der Tierpark neuerlich Konkurs anmelden und wurde geschlossen.[8] Zu diesem Zeitpunkt lebten im Tierpark 850 Tiere, die von 64 Mitarbeitern gepflegt wurden.[9]
Bis zum Jahr 2007 wurden vom Verein Vier Pfoten der Großteil der Löwen nach Südafrika in den Wildkatzenpark von Lionsrock verbracht. Nur bei zwei Löwen war dies aus gesundheitlichen Gründen erst später möglich. Als die eine Löwin starb, konnte die zweite Löwin im Jahr 2009 auch nach Südafrika verschickt werden.[10]
Nur für die Schimpansen, die früher als Versuchstiere beim Arzneimittelhersteller Immuno AG waren, gab es langzeitige Betreuungsverträge, die auch zur Finanzierung beitragen sollten. Dabei handelte es sich um ein Forschungsprojekt, bei dem die Affen, die ihr Dasein bei Immuno einzeln fristeten, hier wieder sozialisiert und zusammenleben sollten. Nach der Übernahme der Firma Immuno durch die Firma Baxter wurden die Verträge bis 2015 verlängert. Im Zuge des Konkurses wurde jedoch auch dieses Forschungsprojekt komplett gestoppt.[11]
Wiedereröffnungsversuch
Nachdem der Safaripark 2004 geschlossen wurde, wollte Josef Zoher, ein Tierarzt aus Deutsch Wagram ihn im Sommer 2009 wiedereröffnen. Das Konzept wurde verändert, sodass der Safaripark nicht mehr durch die bisherige Autosafari, sondern nur noch auf Spazierwegen zu besichtigen werden sollte. Auf Grund von fehlenden Investoren zögerte sich das Projekt hinaus, bis auch die Pacht des Geländes verloren ging, da Zoher nicht der Bedingung der Gemeinde nachkommen konnte, den Safaripark binnen zwei Jahren wiederzueröffnen.
Seit 2011 befindet sich der Erlebnispark Gänserndorf auf dem Gelände.
Affenhaus
Durch den Konkurs war auch die Zukunft des Affenhauses für die Versuchsaffen des Pharmaunternehmens Baxter ungewiss. Zunächst wurden im Jahr 2007 vom Gesundheitsministerium die weitere Pflege der damals über 50 Tiere übernommen.[12]
Ende 2009 zeichnete sich eine nachhaltige Lösung ab. Zwischen dem Ministerium, der Firma Baxter, dem Land Niederösterreich sowie dem Gut Aiderbichl wurde ein Vertrag abgeschlossen. Nach diesem werden bis zu zehn Freigehege am derzeitigen Standort in Gänserndorf neu errichtet. Das Gut Aiderbichl übernimmt die Versorgung in einem neu errichteten Gehege am gleichen Standort in Gänserndorf.[13] Auch von der Gemeinde Gänserndorf wurde der Pachtvertrag auf 99 Jahre verlängert.[14]
Einzelnachweise
- ↑ Löwenhaus im Gänserndorfer Wald fertig. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. April 1972, S. 6.
- ↑ Safari vor den Toren Wiens. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 9. Juni 1972, S. 5.
- ↑ Katastrophen in Österreich im 20.Jahrhundert abgerufen am 12. Februar 2010
- ↑ Waldbahn Nasswald - Geschichte des Vereins, abgerufen am 31. Jänner 2009
- ↑ Nun endgültiges Aus für Safaripark Gänserndorf. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 4. Jänner 1986, S. 9.
- ↑ BESTANDSANALYSE GEMEINDE GÄNSERNDORF Strukturanalyse Schwerpunkt Safaripark Stärken-Schwächen-Analyse aus dem Jahr 1999, abgerufen am 6. Februar 2009
- ↑ Polizeiskandal: Trotz Einziehung und großem Polizeieinsatz - Elefantin Seila muss vorerst im Zirkus bleiben vom 23. Juni 2003, abgerufen am 6. Februar 2009
- ↑ Safaripark Gänserndorf: Vor dem Ende auf Die Presse vom 9. Juli 2004, abgerufen am 15. September 2008
- ↑ Safaripark-Konkurs: Tiere in Gefahr auf Die Presse vom 14. Jänner 2004, abgerufen am 15. September 2008
- ↑ Die letzte Löwin aus dem Safaripark Gänserndorf bekommt eine bessere Zukunft in Südafrika auf Vier Pfoten vom 17. Juni 2009 abgerufen am 21. Juni 2009
- ↑ Aus für Schimpansen-Resozialisierung? Die Presse vom 1. April 2007, abgerufen am 6. Februar 2009
- ↑ Die Affen dürfen bleiben ORF-Niederösterreich vom 7. Juli 2007 abgerufen am 22. Dezember 2009
- ↑ Gänserndorf: Happy End für Baxter-Laboraffen auf ORF-Niederösetrreich vom 21. Dezember 2009 abgerufen am 22. Dezember 2009
- ↑ Zukunft der Baxter-Affen ist gesichert auf ORF-Niederösterreich vom 17. November 2009 abgerufen am 22. Dezember 2009
Weblinks
Koordinaten: 48° 18′ 13″ N, 16° 42′ 49″ O