Sandelholz


Sandelholz (Santelholz, Santalholz, lat. lignum santalinum, lignum santali, frz. bois de santal, engl. sandal wood) ist eine Handelsbezeichnung für verschiedene Hölzer, die von Bäumen der Gattung Santalum stammen.

Santalum ellipticum auf Hawaii
Pterocarpus santalinus in Koehler (1887)
Santalum album in Koehler (1887)

Unter diesem Namen kommen zwei mit verschiedenen Eigenschaften und Verwendungen, auch von ganz verschiedenartigen Bäumen stammende Hölzer in den Handel, erstens das rote Sandelholz, ein Farbholz, und zweitens das weiße und gelbe (letztere beiden von dem nämlichen Baum) die in dem Produktionsland, dem östlichen Asien, als ein kostbares wohlriechendes Möbelholz und zu Parfümeriezwecken verbraucht werden, während in Europa nur diese letztere Anwendung stattfindet. Das rote Holz, das, zum Teil wenigstens, in den stärksten Blöcken auch Kaliaturholz genannt wird, stammt von einem mächtigen Baum mit Hülsenfrüchten, Pterocarpus santalinus, der in den Gebirgen Ostindiens und Ceylons wächst.

Das Holz kommt sowohl in Blöcken oder Scheiten von 50 kg Gewicht und mehr, als auch geraspelt und gemahlen in feinen wolligen Fasern oder in Pulverform in den Handel. Ein besonders feines, unfühlbare Körnchen bildendes Pulver wird Flugsandel genannt. Das gewöhnliche Pulver benutzt man auch zur Herstellung der roten Räucherkerzchen. Die Farbe ist dunkler oder heller rot, durch Lufteinfluss ins Braune ziehend. Das Holz ist schwer, schwimmt nicht auf dem Wasser, hat grobe gewundene und gekreuzt verlaufende Fasern und ist mit harzglänzenden Kanälen durchzogen. Von anderen Rothölzern unterscheidet es sich dadurch, dass es weder an kaltes noch an siedendes Wasser seinen Farbstoff abgibt. Er kann aus dem zerkleinerten Holz durch Ethanol (mit blutroter Farbe) oder alkalische Laugen (Sodalösung, violett) ausgezogen werden. Aus der alkalischen Lösung lässt sich der Farbstoff durch Säuren niederschlagen; man kann also die Farbe auf Textilien fixieren, wenn man sie mit jener Lösung tränkt und dann durch ein saures Bad zieht. Doch ist die Farbe so gefärbter Wolle stets ins Violette gehend. Die Wolle nimmt jedoch schon den Farbstoff trotz seiner Unlöslichkeit in Wasser aus dem Holze auf, wenn das feine Pulver mit Wasser und Wolle gekocht wird. Die Farbe ist dann rein rot und wird durch Zusatz einer Beize noch schöner. Man verwendet das Sandelholz auch in Verbindung mit anderen Holzfarbstoffen zu grünen, bronzenen und braunen Schattierungen auf Wollstoffen. Alkoholische Auszüge des Holzes werden außerdem zum Rotfärben verschiedener Tinkturen, Konditoreiwaren, besonders Likören benutzt. Das Sandelholz enthält mehrere Farbstoffe, der bekannteste ist das Santalin.

Das weiße und gelbe Sandelholz kommt hauptsächlich von Santalum album, einem Baum, dessen Gattung den Typus einer eigenen kleinen natürlichen Familie (Santalaceen) bildet. Er wächst auf Timor und einigen anderen ostindischen Inseln wie auf der Küste von Koromandel, wird aber auch wegen seines Holzes, das gesucht und teuer ist, angepflanzt. Außerdem wird noch eine gleichwertige Art Santalum freycinetianum auf den Südseeinseln wachsend, angeführt. Als Möbelholz gebraucht, hat es den Vorzug, dass es gegen Schädlingsbefall beständig ist.

Auf der unbewohnten, zum Pitcairnarchipel gehörenden Insel Henderson wächst der endemische zu den Sandelholzgewächsen zählende niedrige Busch Santalum insulare hendersonensis.

Hauptsächlich wird Sandelholz wegen seines Wohlgeruchs als Räuchermittel und zur Parfümherstellung genutzt. Die Chinesen beziehen bedeutende Mengen des Holzes zu Räucherwerk und als Nutzholz. Das zu uns kommende Holz bildet gewöhnlich nur armdicke, 60-90 cm lange, glatt geschälte Scheite, an denen der Splint weißgelblich, der Kern gelb ist. Das Holz wird heute hauptsächlich benutzt, um das ätherische Sandelholzöl daraus zu destillieren. Dazu wird das zerkleinerte und in Wasser gequollene Holz mit Wasserdampf destilliert. Die Ausbeute ist etwa 1½ %. Es kommt Öl direkt aus Indien, welches gelblich weiß, sehr dickflüssig und schwerer als Wasser ist; sein starker Geruch ist eigentümlich fein und balsamisch, sehr lang anhaltend und nur in großer Verdünnung angenehm. Man benutzt es besonders zu Taschentuchparfüms und zum Parfümieren von Seifen. Es kommt ferner Holz aus Amerika von nicht genannter Herkunft; es ist zu vermuten, dass der Baum dorthin, vielleicht auf die westindischen Inseln, aus Ostindien verpflanzt worden ist.

Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890.
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