Schwäne



Schwäne

Trompeterschwan (Cygnus buccinator)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Gänse (Anserinae)
Tribus: Schwäne
Wissenschaftlicher Name
Cygnini

Die Schwäne (Cygnini) sind eine Tribus der Entenvögel (Anatidae). Innerhalb dieser Familie werden sie den Gänsen (Anserinae) zugerechnet. Schwäne sind die größten aller Entenvögel. Wegen des rein weißen Gefieders der europäischen Arten und der eindrucksvollen Größe sind sie in zahlreiche Mythen und Märchen eingegangen.

Merkmale

Das Gefieder der Schwäne ist entweder rein weiß oder zeigt eine Mischung aus schwarz und weiß, wobei weiße Varianten schwarze Flügelspitzen haben können. Die Trauerschwäne sind die einzige vollkommen schwarze Schwanenart. Die Geschlechter aller Arten zeigen nur geringfügige Unterschiede im äußeren Erscheinungsbild.

Schwäne unterscheiden sich von den Gänsen im engeren Sinn durch einen noch längeren Hals, der ihnen das Gründeln im tieferen Wasser ermöglicht, und die Körpergröße, die sie zu den größten Wasservögeln macht. Ihre Flügelspannweite kann bis zu 240 cm betragen, ihr Gewicht 14,3 kg erreichen. Die Beine sind relativ kurz und weit hinten am Körper abgesetzt, so dass Schwäne an Land eher schwerfällig wirken. So sind Schwäne auch aquatischer als andere Gänse, verlassen also sehr viel seltener das Wasser.

Verbreitung und Lebensraum

Vier der acht Arten haben ein hochnordisches Verbreitungsgebiet: Sie brüten in der arktischen Tundra und ziehen im Winter in die gemäßigte Zone. Der Höckerschwan ist heute weltweit in gemäßigten Zonen verbreitet, hatte seinen Ursprung aber in der Paläarktis. Drei Arten stammen von der Südhalbkugel: der Trauerschwan aus Australien, der Koskorobaschwan und der Schwarzhalsschwan aus Südamerika. Eine weitere Art, der Neuseelandschwan, wurde bereits im 16. oder 17. Jahrhundert ausgerottet.

Der Lebensraum der Schwäne sind Sümpfe, flache Seen und langsam fließende Flüsse. Der Grund muss stets gründelnd erreichbar sein, so dass zu tiefe Gewässer für Schwäne ungeeignet sind.

Lebensweise

Höckerschwan
Schwanenpaar beim Gründeln
Höckerschwan auf dem Nest
Höckerschwan beim Angriff

Schwäne ernähren sich hauptsächlich von Wasserpflanzen, die vom Gewässergrund geholt werden. Wenn sie an Land gehen, fressen Schwäne auch am Ufer wachsende Pflanzen. Daneben werden zu einem weit geringeren Anteil Wasserinsekten, Mollusken, kleine Fische und Amphibien genommen.

Die Paare binden sich für das ganze Leben. Bei einer Gruppe von Höckerschwänen konnte festgestellt werden, dass von den erfolgreich brütenden Tieren 97 % im Folgejahr mit demselben Partner brüteten. Dass sich Paare trennen, ist demnach extrem selten. So wurde beim Zwergschwan, der eine Lebensdauer von bis zu 27 Jahren hat, eine Paarbindung von wenigstens 19 Jahren festgestellt. Dementsprechend ist es schwierig für ältere Schwäne, die ihren Partner verloren haben, einen neuen Partner zu finden.

Die meisten Schwäne sind Einzelgänger. So verteidigen Höckerschwäne für gewöhnlich erbittert ihr Revier. Bei Verletzung des Territoriums durch einen anderen Schwan kann es zu einem tödlichen Kampf kommen. Allerdings können selbst Höckerschwäne, wenn die Population sehr groß wird und Nahrung ausreichend vorhanden ist, verträglicher werden und in kleinen Kolonien brüten. Brüten in Kolonien ist die Regel beim Trauerschwan und ein häufiges Phänomen beim Schwarzhalsschwan.

Das Nest der Schwäne wird aus Wasserpflanzen, Gräsern und Zweigen errichtet und ist oft von beachtlicher Größe. Da ein Paar dasselbe Nest immer wieder nutzt, kann es sich von Jahr zu Jahr vergrößern. Das Nest eines Trompeterschwans ist anfangs meistens 40 cm hoch und kann auf 90 cm anwachsen. Beim Coscorobaschwan baut ausschließlich das Männchen das Nest. Bei den anderen Schwanarten sind beide Elternvögel involviert. Dabei schwimmt oder steht der männliche Schwan mit dem Rücken zum Nest, auf dem das Weibchen sitzt und reicht ihr mit einer rückwärtsgerichteten Bewegung von Kopf und Hals das Nistmaterial an. Später wird das Nest vom Weibchen dünn mit Daunen ausgepolstert. [1] Gebrütet wird dann allein vom Weibchen, allein beim Trauerschwan beteiligt sich hieran auch das Männchen. Gelegt werden vier bis sechs (selten ein bis elf) Eier, die etwa 40 Tage bebrütet werden. Die Jungen werden von beiden Partnern begleitet. Gelegentlich werden sie auf dem Rücken transportiert. Flügge gewordene Schwäne bleiben meist bis zur nächsten Fortpflanzungsperiode in einem Verband mit den Elternvögeln.

Systematik

Der Coscorobaschwan wird in eine eigene Gattung Coscoroba gestellt, alle anderen Schwäne in einer gemeinsamen Gattung Cygnus zusammengefasst. Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Position des Coscorobaschwans. So sehen ihn manche Zoologen überhaupt nicht als Schwan, sondern als urtümlichen Vertreter der Gänse, der im Schwestergruppenverhältnis zu allen anderen Gänsen steht, oder, wie nach molekulargenetischen Analysen nahegelegt, zur Hühnergans.

Der abweichende Coscorobaschwan Südamerikas

Der Zwergschwan wird oft als Unterart des Pfeifschwans angesehen. Die nordischen Arten Trompeter-, Pfeif-, Zwerg- und Singschwan bilden eine Verwandtschaftsgruppe. Gelegentlich wird auch ein Schwesterartenverhältnis zwischen Trauer- und Schwarzhalsschwan angenommen, die dann in einer Untergattung Chenopsis zusammengefasst werden. Der Höckerschwan wird meistens als Schwesterart der nordischen Schwäne angesehen.

Schwäne und der Mensch

Die Bezeichnung Schwan ist ein sehr alter Begriff. Bereits im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen wurden diese Vögel als swan bezeichnet. Der Begriff leitet sich vermutlich von dem indogermanischen Wort suen ab, das für rauschen und tönen steht und ein Hinweis auf die auffallenden Fluggeräusche dieser Vögel ist.[2]

Schwäne haben oft die menschliche Fantasie beflügelt: Davon zeugt nicht nur der Mythos von Leda oder der Schwanengesang, sondern auch Märchen wie Das hässliche Entlein geben davon Kunde. In diesem Märchen versinnbildlicht der Schwan u. a. Reifung und Vollendung, er wird in der Kunst und Literatur aber auch als Allegorie für Reinheit gebraucht, zu nennen wäre in diesem Zusammenhang etwa der Schwanenritter Lohengrin bei Richard Wagner, dessen Nachen von einem Schwan gezogen wird. Die irische Mythologie verwendet in ihrer Symbolik sehr häufig Schwäne.

Im Europa des Mittelalters galt die Schwanenhaltung auf offenem Gewässer als Hoheitsrecht. Als politisches Symbol der Reichsunmittelbarkeit stellte z. B. der Rat der Stadt Hamburg 1664 die Belästigung der Alsterschwäne (Höckerschwäne auf der Alster) unter Strafe. Futterzahlungen der Stadt an die Tiere lassen sich ab 1591 belegen. Heute werden die Tiere von einem Schwanenaufseher (Volksmund: Schwanenvater) betreut. Seit 1957 wird im Winter für die ca. 120 Tiere der Eppendorfer Mühlenteich eisfrei gehalten.

Der Schwan als Lebensmittel

Durch den seit Jahrhunderten bestehenden Schutz des Schwanes gibt es nur wenige gegenwärtige Erfahrungen mit deren Verzehr. Aus den Carmina Burana des 11. bis 13. Jahrhunderts ist, nicht zuletzt wegen der gleichnamigen Vertonung von Carl Orff, ein Lied über einen am Spieß gebratenen Schwan bekannt (Cignus ustus cantat: "Olim lacus colueram"). In England standen Schwäne neben Pfauen und Reihern auf königlichen Speiseplänen. Es wird berichtet, dass der englische König Henry III. 1251 für sein Weihnachtsbankett 125 Schwäne benötigte.[3] Aus vergangenen Jahrhunderten sind Rezepte für beispielsweise "Gebackenen Schwan"[4] überliefert. Das zunehmende Verschwinden von Schwänen von Hofmenüs erfolgte zeitgleich mit dem Auftauchen des Truthahns in Europa nach der Entdeckung Amerikas.

Dieser Tage wird häufig berichtet, Schwan sei zäh, schmecke schlammig und fischig.[5] Auf der anderen Seite hält Sir Peter Maxwell Davies, seit 2004 Königlicher Musikmeister, mit Bein und Brustfleisch von abgehangenen Tieren zubereitete Schwanenterrine[6] für "delikat". Er sagte, das Fleisch sei dunkel mit starkem Geschmack der an Fasan und auch etwas an Wildbret erinnere.[7] Im Zusammenhang mit dem Verzehr von Schwanenfleisch wird angeraten, das Fleisch für vier Tage abzuhängen, da Bakterien in dieser Zeit das Fleisch zarter machen und den Geschmack verbessern.[8]

Juden empfiehlt deren Gott, nach den Worten von Leviticus (Lev 11,17 LUT), auf den Verzehr von Schwänen zu verzichten.

Literatur

  • Janet Kear (Hrsg): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0-19-854645-9
  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World, Band 1 (Ostrich to Ducks). Lynx Edicions, 1992, ISBN 84-87334-10-5
  • Paulus Cassel: Der Schwan in Sage und Leben. Eine Abhandlung. 2. Auflage. Eduard Beck, Berlin 1863 (Digitalisat)

Weblinks

Commons: Schwäne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 62
  2. Viktor Wember: Die Namen der Vögel Europas – Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen, Aula-Verlag, Wiebelsheim 2007, ISBN 978-3-89104-709-5, S. 78
  3. Howell Raines: Henley Journal; A Scene of Old England: The Mute Swan Census, New York Times, 25. July 1987 (abgerufen: 31. März 2012)
  4. Baked Swan - Old Elizabethan Receipe, Gebackener Schwan, nach einem Rezept von Hannah Woolley, veröffentlicht 1672 (abgerufen: 23. April 2011)
  5. Adam Roberts: Eating Swan, The Amateur Gourmet, 28. März 2005 (abgerufen: 23. April 2011)
  6. Meaders: Swan terrine, Dead Men Left, 23. März 2005 (Rezept für Schwanenterrine) (abgerufen: 23. April 2011)
  7. Louise Gray: Sir Peter's taste for swan has him fall foul of law, The Scotsman, 19. März 2005 (abgerufen: 31. März 2012)
  8. 7 Things You Need To Know About ... Swans, Herald Scotland, 20. März 2005 (abgerufen: 23. April 2011)

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