Tundra
Die Tundra (kildin-samisch: baumlos) ist eine Vegetationsform der Subpolargebiete und bildet einen (häufig) durch Permafrost gekennzeichneten Landschaftsgürtel zwischen den arktischen Kältewüsten und dem borealen Nadelwald. Die Vegetationsperiode beträgt 2 bis 4 Monate, und das wärmste Monatsmittel liegt zwischen +6 °C und +10 °C. Typische Gewächse sind Moose und Flechten sowie mit der Alpenflora verwandte höhere Pflanzen und Zwergsträucher.
Die Tundra ist Ergebnis eines hohen Selektionsdrucks durch lebensfeindliche Umweltbedingungen: Das Pflanzenwachstum wird durch kurze, kühle Sommer und lange, sehr eisig kalte, dunkle Winter mit extremer Schneebedeckungszeit der Erdoberfläche sowie Permafrostboden mit Staunässe über gefrorenem Untergrund beeinflusst. Dementsprechend verfügen die Gewächse der Tundra über eine nur kurze Vegetationsperiode und müssen sich gegen Frost schützen. Sie zeichnen sich durch niedrige Wuchsformen aus, die unter der isolierenden Schneedecke überwintern können.
Die dem Äquator am nächsten gelegenen Tundren erstrecken sich ab etwa den 50. bis 60. Breitengraden (z. B. südlich ab Feuerland und nördlich ab Labrador); besonders ausgeprägt sind sie in den nördlich des Polarkreises gelegenen Gebieten der Nordhalbkugel.
Ursprüngliche Bewohner der Tundra
Die sibirische Tundra wird z. B. von den Nenzen (Indigene Rentier-Nomaden) und den Tschuktschen bewohnt. In Alaska, Kanada und Grönland leben die Eskimo-Völker, in Kanada die Chipewyan- und Yellowknife-Indianer sowie in Europa die Saami. Die ersten gesicherten längerfristigen Besiedler der isländischen Tundra waren norwegische Wikinger.
Typen
- Flechtentundra, die vorwiegend sandige Böden besetzt, denn sie liebt trockene Standorte. Sie wird als Rentierweide genutzt.
- Moostundra auf sehr feuchten Böden
- Rasentundra mit Schmielen, Schwingel und Reitgräsern; an manchen Stellen mischen sich Krähenbeere sowie Bärentraube und auch Zwergbirken unter die Gräser; Rasentundra wächst vorwiegend auf lehmigen Böden in der ozeanischen Variante des subpolaren Klimas.
- Flachmoortundra aus Moosen, Wollgras und Seggen bestehend.
- Strauch-oder Waldtundra, die Übergangsform zur borealen Waldzone; weist Kümmerformen von Birken (in Europa), Lärchen und Kiefern (in Nordamerika und Sibirien) auf.
- Bergtundra (schwedisch Fjäll, norwegisch Fjell, isländisch Fjall, finnisch Tunturi), die Tundra des skandinavischen Gebirges
Vegetation der Tundra
Die Vegetationsdichte und -vielfalt nimmt von Süden nach Norden ab.
- Moose
- Flechten
- Bärlappgewächse
- Birkengewächse
- Bleiwurzgewächse
- Farne
- Germergewächse
- Glockenblumengewächse
- Hahnenfußgewächse
- Heidekrautgewächse
- Knöterichgewächse
- Korbblütler
- Kreuzblütengewächse
- Mohngewächse
- Nachtkerzengewächse
- Nelkengewächse
- Raublattgewächse
- Rosengewächse
- Sauergräser
- Schachtelhalme
- Schmetterlingsblütler
- Sommerwurzgewächse
- Steinbrechgewächse
- Süßgräser
- Wasserschlauchgewächse
- Wegerichgewächse
- Weidengewächse
Tierwelt der Tundra
Nordhalbkugel
- Eisbär
- Lemming
- Moschusochse
- Polarfuchs
- Polarhase
- Schneehase
- Polarwolf
- Rentier und nordamerikanisches Karibu
- Vielfraß
- Ziesel (Erdhörnchen)
- Enten
- Falken
- Gänse
- Gänsesäger
- Regenpfeifer
- Kolkrabe
- Kraniche
- Küstenseeschwalbe
- Möwen und Raubmöwen
- Raufußbussard
- Schneeammer
- Schnee-Eule
- Schneehuhn
- Spornammer
- Steinadler
- Steinwälzer
- Strandläufer
- Taucherarten, verschiedene Vogelfamilien: Lappentaucher (Podicipedidae), Seetaucher (Gaviidae)
- Tundraschwan