Sclera
Sclera (von griech. skleros „hart“) ist der medizinische Fachausdruck für die Lederhaut des Auges. Aufgrund ihrer weißlichen Farbe wird sie auch „weiße Augenhaut“ genannt. Sie umschließt den Augapfel fast vollständig und schützt das Auge. Zusammen mit der Cornea (Hornhaut) gehört sie zur äußeren Augenhaut, Tunica externa bulbi. Die Sclera reicht von der Eintrittsstelle des Sehnervs bis zur Hornhaut des Auges und wird von der Tenon-Kapsel, einer elastischen Membran, umschlossen.
Aufbau
Die Sclera besteht aus einer kollagenbindegewebigen und gefäßarmen Eigenschicht (Substantia propria), die durch den Augeninnendruck gespannt wird. Ihr liegt außen die gefäßreiche Lamina episcleralis auf. Im Übergangsbereich zur Cornea wird die Sclera außen von der Tunica conjunctiva bulbi, einem Abschnitt der Bindehaut (Konjunktiva), überzogen.
Im Grenzbereich zwischen Cornea und Sclera, dem sogenannten Limbus (Saum), überdacht die Sclera die Hornhaut dachziegelartig (Korneoskleralfalz). Die Sclera ist an dieser Stelle durch einen innen anliegenden Bindegewebsring (Anulus sclerae) zum Skleralwulst verdickt, wo auch der Musculus ciliaris verankert ist.
Blutgefäße
Die Blutversorgung der Sclera erfolgt vorwiegend über die Lamina episcleralis. Im Skleralwulst befindet sich ein Venengeflecht (Plexus venosus sclerae, Schlemm-Kanal), das dem Abfluss des Kammerwassers dient.
Die Endäste der Blutgefäße in der Konjunktiva des Saumbereichs werden als Randschlingennetz bezeichnet. Dieses spielt eine Rolle bei der Versorgung der an sich gefäßlosen Hornhaut. Bei Hornhautentzündungen können aus diesem Randschlingennetz Blutgefäße in die Cornea einsprossen.
Erkrankungen
Erkrankungen der Sklera sind vor allem Entzündungen, die aber hier selten durch lokale Infektion, sondern durch systemische Autoimmunerkrankungen (z. B. Rheuma) oder Gicht, seltener durch Infektionserkrankungen (Syphilis, Borreliose, Herpes Zoster) zustande kommen. Das gilt besonders für die tiefe Skleritis (im Gegensatz zur Episkleritis).
Bei der Gelbsucht (Ikterus) kommt es zuerst zu einem Sklerenikterus (Gelbfärbung der Sclera), wenn das Gesamtbilirubin im Serum > 2 mg/dl (oder >34 µmol/l) ansteigt, danach wird die Haut und Schleimhaut ebenfalls gelb.
Daneben spielen Verletzungen der Sclera eine wichtige Rolle in der Augenheilkunde.
Diagnostik
Der Blick auf die Skleren, also den weißen Teil des Auges, kann auf verschiedene Erkrankungen nicht nur am Auge hindeuten:
- Bei Entzündungen ist sie gerötet. Dabei ist die Konjunktivitis oberflächlich und daher verschieblich. Die Episkleritis ist oft umschrieben linsenförmig und druckschmerzhaft, die Skleritis diffus und schon spontan schmerzhaft, besonders nachts.
- Eine bläuliche Farbe deutet auf eine abgelaufene Entzündung hin (oder auf Osteogenesis imperfecta), ist aber bei Säuglingen oder sehr dünner Sklera normal.
- Eine Gelbfärbung tritt durch erhöhtes Bilirubin infolge einer Lebererkrankung oder ähnlichem auf.
- Eine schwärzliche Sklera weist auf eine Alkaptonurie hin.
Literatur
- Axenfeld/Pau: Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde. Unter Mitarbeit von R. Sachsenweger u. a., Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1980, ISBN 3-437-00255-4
- Pschyrembel - Klinisches Wörterbuch. 256. Auflage bearbeitet unter der Leitung von Christoph Zink. De Gruyter, Berlin - New York 1990, ISBN 3-11-010881-X