Seeball


Ein kleinerer Seeball
Seebälle am Strand, in der Mitte ein nur teilweise zerfaserter Seegrasstängel
Zerpflückter Seeball
Seebälle treten gelegentlich in Massen am Strand auf

Seebälle oder Meerbälle sind meist runde, faserig-filzige Gebilde, die weltweit an Stränden zu finden sind, wo sie besonders nach Frühjahrs- und Herbststürmen massenhaft auftreten können. Sie bilden sich aus dem durch die Wasserbewegung herausgerissenen Rhizomgeflecht von Seegras, dessen Fasern auf dem Sandboden durch Wellen und Strömungen hin und her bewegt werden und so kugelig miteinander verfilzen. An Mittelmeerstränden findet man häufig eigroße Seebälle aus den abgestorbenen Pflanzenteilen des Neptungrases.

Seebälle können je nach Umständen und vorkommender Seegras-Art sehr unterschiedlich groß sein – meist zwischen Münz- und Tennisballgröße. In Edgartown, Massachusetts wurde ein länglicher sea ball von rund 45 Zentimetern Durchmesser gefunden.

Bruno Schröder unterscheidet unechte Seebälle, die aus abgestorbenem Pflanzenmaterial bestehen und nicht weiter wachsen (die heute meistens mit dem Begriff Seeball gemeint sind) von echten Seebällen wie die Aegagropila linnaei, die trotz der Ballform ein lebender Organismus sind.[1]

Kulturgeschichte

Erste Beschreibungen von Seebällen erscheinen bereits 1216 durch maurische Gelehrte in Andalusien, die an deren medizinischer Wirkung interessiert waren.[1] In der Oeconomischen Encyclopädie (1773 bis 1858) wird vom damaligen Handel mit Meerbällen zu medizinischen Zwecken berichtet: „Er wird in dem mittelländischen Meere häufig gefunden, und von Venedig zu uns gebracht, wiewohl er auch in dem Ocean, ja wohl gar in stehenden Wassern anzutreffen ist. Was er sey, und woher er entstehe, darüber sind die Meynungen so verschieden als zweifelhaft. Einige meinen, er sey gemacht, andere, er sey ein geronnener Meerschaum, und wieder andere, er werde in dem Magen eines Fisches aus den Zasern des verzehrten Schilfs erzeugt, welcher letzteren Meynung die mehrsten zugethan sind. Man mißt ihnen einigen arzneylichen Nutzen bey, und deswegen werden sie von den Droguisten und Apothekern geführt; heutiges Tages aber gebraucht man sie wenig mehr.“ Bruno Schröder zufolge verwendete man sie wegen ihres Jodgehalts primär gegen Kröpfe, aber auch gegen Hautkrankheiten.[1]

Auch im 19. Jahrhundert war die Ansicht verbreitet, Seebälle entstünden im Magen von Fischen durch das Schlucken von unverdaulichem Seegras, ähnlich wie Bezoare, die sich aus unverdauten Haaren in Tiermägen bilden können.[2] Plinius bezeichnete solch ein Bezoar Aegagropila. Auf Carl von Linné geht dann der Begriff Aegagropila für Seebälle zurück,[1] im Italienischen ist heute noch der Begriff Egagropili für Seebälle gebräuchlich.

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Schröder, Bruno (1920): Über Seebälle. In: Die Naturwissenschaften.
  2. Buffon's Natural history, corrected and enlarged by J. Wright. 1831

Weblinks