Steinkrebs



Steinkrebs

Austropotamobius torrentium

Systematik
Unterordnung: Pleocyemata
Teilordnung: Großkrebse (Astacidea)
Teilordnung: Flusskrebse (Astacoidea)
Familie: Astacidae
Gattung: Austropotamobius
Art: Steinkrebs
Wissenschaftlicher Name
Austropotamobius torrentium
Schrank, 1803

Der Stein- oder Bachkrebs (Austropotamobius torrentium) ist die kleinste europäische Flusskrebsart. Er besiedelt typischerweise kleine sommerkalte Fließgewässer mit steinigem Substrat, die frei sind von organischer Belastung und kommunalen Abwässern. Außerdem besiedelt der Steinkrebs die Uferbereiche von Seen in höher liegenden Regionen. Er reagiert empfindlich auf organische und chemische Verschmutzung, besonders auf Insektizide.[1]

Der wissenschaftliche Name wird von den Einzelbegriffen gr. auster = Süden; potamos = Fluss; bios = Leben und lat. torrentium, Gen. Pl. von torrens = Fluss, Tiefe abgeleitet.

Morphologische Diagnose

Steinkrebse werden selten größer als acht Zentimeter. Das Rostrum der Steinkrebse besitzt glatte Seiten und vereinigt sich vorne zu einem gleichseitigen Dreieck. Ein Mittelkiel fehlt. Die Spitze des Rostrums ist nicht abgesetzt und wirkt im Vergleich zu anderen Krebsarten eher stumpf. Der Rumpf ist glatt, ohne Dornen und Höcker ausgeprägt. Auch hinter der Nackenfurche findet sich keine Bedornung. Die Schuppe der zweiten Antenne besitzt auf der Unterseite einen sägezahnartigen Kamm. Die Oberseite der Schere ist gekörnt und der unbewegliche Scherenteil ist mit einem Höcker besetzt. Die Unterseite der Schere ist hell und meist beige gefärbt, in vereinzelten Fällen leicht orange, nie aber rot oder schmutzig braun. Die Steinkrebse sind meist braun bis oliv gefärbt, können aber von beige bis hellbraun variieren. Wie viele Flusskrebse besitzen auch die Steinkrebse einen Geschlechtsdimorphismus, die Männchen sind mit kräftigeren Scheren ausgestattet.

Steinkrebs im Munichbach (Niederösterreich)

Lebensraum

Der Steinkrebs besiedelt kalte, kleine Bäche, größere Flüsse (wie z. B. den Rhein) oder hoch liegende kühle Seen. Das Gewässer muss mindestens 8 °C im Sommer erreichen. Sein Temperaturoptimum für diese Zeit liegt zwischen 14 und 18 °C, er verträgt aber auch Temperaturen über 23 °C. Er gräbt kleine Höhlen unter Steinen, Wurzeln und totem Holz. Der Steinkrebs lebt auch in extremen Gebirgsbächen, außer in solchen mit großer Geschiebeführung bei Hochwasser. In Nebenflüssen der Elbe wurden 2008 zum ersten Mal in Sachsen Steinkrebse nachgewiesen.

Gefährdung und Schutz

Der Krebs leidet unter Schwemmstoffen, die meist von angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen eingetragen werden. Dadurch werden seine Wohnhöhlen mit Sediment angefüllt. Er reagiert empfindlich auf chemische Verschmutzung, besonders auf Insektizide. Darüber hinaus ist er auch gegenüber organischen Belastungen empfindlicher als der Edelkrebs. Zusätzlich ist der Steinkrebs wie alle europäischen Flusskrebse massiv durch die Krebspest und invasive gebietsfremde Flusskrebse gefährdet. Besonders der Signalkrebs dringt dabei bis in die quellnahen Steinkrebsvorkommen vor und vernichtet diese durch direkte Konkurrenz oder Übertragung der Krebspest[2].

Die Gefährdungssituation wird in den Roten Listen dargestellt. Die IUCN oder Weltnaturschutzorganisation listet die Art als gefährdet (Vulnerable). In Deutschlands nationaler Roter Liste scheint sie als stark gefährdet (Kat.2) auf; auch die Schweiz bewertet die Situation mit stark gefährdet (Kat. 2).

Der Steinkrebs wird in Appendix III[3] der Berner Konvention als schutzbedürftige Art geführt, die jedoch in Ausnahmefällen genutzt werden kann.

Die Europäische Union übernimmt diese Variante in der FFH-Richtlinie. Sie weist ihn in Anhang V der streng geschützten Arten mit möglicher Nutzung aus. Zusätzlich stellt sie diese Krebsart in Anhang II der Arten, für die Schutzgebiete eingerichtet werden müssen.

Die Bundesrepublik Deutschland sieht den Steinkrebs in der Bundesartenschutzverordnung[4] als besonders geschützte Art.

In der Anlage 1[5] der Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei („VBGF“) stellt die Schweiz den Steinkrebs als stark gefährdete Art („Kategorie 2“) unter Schutz.

Einzelnachweise

  1. Chucholl, C. & Dehus, P. (2011): Flusskrebse in Baden-Württemberg. Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg (FFS), Langenargen, 92 Seiten
  2. Chucholl, C. & Dehus, P. (2011): Flusskrebse in Baden-Württemberg. Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg (FFS), Langenargen, 92 Seiten
  3. Appendix III der Berner Konvention Website von Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats. Abgerufen am 4. Jänner 2010
  4. Anlage 1 Schutzstatus wild lebender Tier- und Pflanzenarten Website von juris-Bundesministerium für Justiz. Abgerufen am 4. Jänner 2010
  5. Anhang 1 Einheimische Arten von Fischen und Krebsen der Schweiz. In: Verordnung zum Bundesgesetz über Fischerei (VBGF). Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, abgerufen am 25. Januar 2010.

Weblinks

Commons: Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien