Steppenheidetheorie


Die Steppenheidetheorie war eine zentrale Theorie der älteren siedlungsgeographischen Forschung. Sie besagte, dass die Altsiedellandschaften, die der Mensch mit Beginn der Jungsteinzeit zunächst aufgesiedelt hat, eine Steppenheide, eine mithin waldfreie Landschaft gewesen sei, die für die Besiedlung nicht hätte gerodet werden müssen. Die Theorie, die auf den Geographen Robert Gradmann zurückgeht, wurde Ausgangspunkt vieler siedlungsarchäologischer Studien. So griff Ernst Wahle in den 1920er Jahren die Theorie auf und legte eine der frühen archäologischen Arbeiten vor, die das Mensch-Umwelt-Verhältnis thematisierten. Archäobotanische Forschungen z.B. von Reinhold Tüxen und Karl Bertsch haben die Theorie seit den 1920er Jahren widerlegt.

Gradmann definierte die Steppenheide anhand von Vegetationskomplexen der Schwäbischen Alb. Eine Steppenheide entsteht dort, wo sich auf dem Fels eine dünne Schicht Feinerde angesammelt hat und sich Trockenrasen, wärmeliebende Staudensäume, Gebüsche oder Trockenwälder entwickeln. Diese Landschaft ist jedoch vielerorts durch Weidewirtschaft begünstigt und daher häufig eher Kultur- als Naturlandschaft.

Literatur

  • Robert Gradmann: Die Steppenheidetheorie. Geographische Zeitschrift. 39 (1933); S. 265-278.
  • Reinhold Tüxen: Die Grundlagen der Urlandschaftsforschung. Ein Beitrag zur Erforschung der Geschichte der anthropogenen Beeinflussung der Vegetation Mitteleuropas. Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte; 8 (1931); S. 59-105.