Teufelsmoor


Das Teufelsmoor in Lage zu seiner Hauptentwässerung, der Hamme

Das Teufelsmoor ist eine Landschaft in Niedersachsen nördlich von Bremen. Sie macht einen großen Teil des Landkreises Osterholz aus und reicht in angrenzende Teile des Landkreises Rotenburg (Gemeinde Gnarrenburg). Der Name Teufelsmoor leitet sich von doofes Moor (taubes Moor) ab. Naturräumlich entspricht es der Hamme-Oste-Niederung.

Geographie

Paula Modersohn-Becker: Moorgraben, 1900 bis 1902

Die Landschaft des Teufelsmoors liegt in einem eiszeitlichen Schmelzwassertal und erstreckt sich über eine Fläche von rund 500 km². Die Niederung wird zentral von der Hamme entwässert, in deren Urstromtal das Gebiet entstanden ist. Die Wümme und ihr Nebenfluss Wörpe entwässern den südlichen Teil der Region. Das Gebiet wird westlich von der Osterholzer Geest (dem südlichen Teil der Wesermünder Geest) und östlich von der Zevener Geest begrenzt. Am Nordende bei Karlshöfen treffen sich die beiden begrenzenden Geestrücken und bilden ein Joch in der Geestlandschaft. An dieser Stelle befand sich ein eiszeitliches Gletschertor, an dem das Urstromtal seinen Ausgang nahm.

Das namensgebende Teufelsmoor ist ein ombrogenes Hochmoor, das in der Nähe der Flussläufe in Niedermoor übergeht. Es gehörte zu den größten zusammenhängenden Mooren Nordwestdeutschlands. Die ältesten Stellen der Gegend in Grasberg weisen Torfkörper von elf Meter Tiefe und mehr auf.

Im Zentrum des Moores liegt die Geestinsel Weyerberg und die durch viele Landschaftsmaler bekannt gewordene Künstlerkolonie Worpswede. Bekannt ist auch die „Moormetropole“ Gnarrenburg am nördlichen Rand des Teufelsmoores.

Am südwestlichen Rand des Teufelsmoors liegt der gleichnamige Ort Teufelsmoor, der ein Ortsteil der Stadt Osterholz-Scharmbeck ist.

Geschichte

Das Teufelsmoor wurde erst im 17. und 18. Jahrhundert besiedelt. Um 1750 begann unter der Leitung von Moorkommissar Jürgen Christian Findorff die Kolonisation der gesamten Teufelsmoorniederung. Die Siedler waren einfache Knechte und Mägde, die sich mit der Aussicht auf eigenes Eigentum und Befreiung von Steuern und Militärdienst aus der Umgebung bewarben. Die Lebensbedingungen in den Moorkolonien waren noch weit bis in das 20. Jahrhundert alles andere als malerisch. Ausdruck der sehr ärmlichen Verhältnisse gibt der plattdeutsche Spruch „Den Eersten sien Dood, den Tweeten sien Noot, den Drüdden sien Broot“. Die Lebenserwartung in den dunklen und feuchten Moorkaten war niedrig und der Moorboden eignete sich nicht für die Landwirtschaft.

Ein umfangreiches Entwässerungsnetz wurde angelegt, wobei die Hauptentwässerungsgräben gleichzeitig als Schifffahrtskanäle ausgebaut wurden. Zu dieser Zeit wurde massiv in die Natur eingegriffen und Millionen von Kubikmetern Torf gestochen. Der Torf wurde zum Verkauf als Heizmaterial mit Torfkähnen nach Bremen verschifft. Die neben den Kanälen aufgetragenen Dämme dienten dem Treideln und der Erschließung der einreihig angelegten Straßendörfer, nach dem Vorbild der Fehngebiete. Vom Damm aus wurden die schmalen und sehr langen Landstücke (Hufen) ins Moor hinein bearbeitet. Noch heute sind diese Siedlungsstrukturen (Reihendörfer) in weiten Teilen der Gemeinden Grasberg und Worpswede gut zu erkennen.

Durch den Abbau des Torfkörpers und die Entwässerung haben sich auch die klimatischen Bedingungen des gesamten Landstriches (Mesoklima) wesentlich verändert. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Milchviehhaltung ausgeweitet. In Bremen wurde das Heizen mit Torf verboten, weil an manchen Wintertagen die Luftbelastung (Smog) unerträglich wurde. Kohle mit ihrer höheren Energiedichte verdrängte den Torf. Bis heute wird aber eine unwiederbringliche Zerstörung des Moores (Torfabbau) betrieben. Maßgeblich „Meliorationen“ wie Drainierungen, Tiefumbruch und Flussregulierungen sollten den Ertrag der Landwirtschaft steigern und ermöglichten sogar Ackerbau, der von der intensiven Landwirtschaft meist zum Anbau von Silomais als Futter genutzt wird.

Diese Maßnahmen wurden seit Mitte des 20. Jahrhunderts durch verschiedene nationale und europäische Subventionsprogramme unterstützt. Das ging so weit, dass die Gräben im Sommer trocken fallen, Moorbrände entstehen und bei anhaltender Trockenheit zum Teil künstliche Bewässerungen eingesetzt werden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus (1933 - 1945) gab es im Teufelsmoor kasernierte Einheiten des Reichsarbeitsdienstes, siehe auch Geschichte von Osterholz-Scharmbeck.

Das Teufelsmoor

In den 1990er Jahren (die EG kämpfte schon seit Mitte der 1970er Jahre mit der Überproduktion landwirtschaftlicher Güter, siehe Gemeinsame Agrarpolitik) begann ein Umdenken zur Landnutzung. Mit Flächenstilllegungen und Wiedervernässungen wird versucht, die Landschaft zu erhalten. Das Moor in seiner ursprünglichen Form ist heute nicht mehr vorhanden. Selbst noch intakte Moore - wie das Günnemoor - werden durch den industriellen Torfabbau weiter beeinträchtigt. Es sind aber noch Reste (Torfrücken nicht abgetorfter Flächen) in der Landschaft sichtbar, deren Renaturierung wegen der Höhenlage aber schwierig ist. Die Trockenheit fördert die Mineralisation des Torfkörpers und ermöglicht das Aufkommen von Gehölzen (zum Beispiel ist die Moorbirke eine Pionierpflanze). Inzwischen sind auf diesen Flächen viele kleinere Ersatzstrukturen entstanden.

Der Wert von Mooren als Kohlenstoffsenke [1] ist nach der Jahrtausendwende im Zuge der Diskussion um die Globale Erwärmung und die Frage, ob bzw. wie der Mensch ihr entgegensteuern kann / soll, bekannt(er) geworden.

Neue Entwicklung

Inzwischen liegt das Teufelsmoor im „Speckgürtel“ Bremens, und seine Siedlungen wachsen durch die Ausweisungen von Bauland und den Zuzug vieler „Neubürger“. Die Geschichte des Teufelsmoores ist daher ein besonderes Beispiel der Kulturtätigkeit des Menschen und seines Überlebenswillens, aber auch des Einflusses und der Folgen dieser Kulturtätigkeit. Die Geschichte der Landschaft und seiner Bewohner wurde in der 1982 von Radio Bremen produzierten Fernsehserie Teufelsmoor verfilmt. Darin wird das Leben von mehreren Generationen der fiktiven Bauernfamilie Kehding von den Anfängen der Landgewinnung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts geschildert. Auch sonst ist das Teufelsmoor durch zahlreiche Fernsehproduktionen wie etwa einem Tatort-Krimi mit Maria Furtwängler bekannt.

Die von den Worpsweder Künstlern gemalte weiträumige Charakterlandschaft ist nach industriellem Torfabbau und Grünlandumbrüchen heute nur noch auf kleinen, unter Schutz gestellten Flächen zu besichtigen. In der Aktualisierung des niedersächsischen Landes-Raumordnungsprogramms war vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium 2010 vorgesehen, im Günnemoor - so wie auf anderen Hochmoorflächen im Elbe-Weser-Raum und rund um Bremen - weitere Flächen zum Torfabbau zu genehmigen. Dies wurde vom CDU-Landtagsabgeordneten Axel Miesner kritisiert, da ein neuerlicher industrieller Abbau der "Vision Teufelsmoor" des Landkreises Osterholz widerspricht, nach der eine nachhaltige Entwicklung des Gebietes beabsichtigt ist.[2][3] Ende 2012 laufen die Abbaugenehmigungen aus. Daher beantragte der Unternehmer neue Genehmigungen. Der Landkreis hat wiederholt seine strikt ablehnende Haltung dargestellt. Im Sommer 2012 hat sich auch die Landesregierung gegen einen weiteren Torfabbau im Teufelsmoor ausgesprochen. Daraufhin wurden die Genehmigungsanträge zurückgezogen.[4] Die Abbaufläche soll wiedervernässt und unter Naturschutz gestellt werden.[5]


Ursprüngliches Moor bei Gnarrenburg (Huvenhoopsmoor)

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Andreas Friedrich: Naturdenkmale Niedersachsens, Hannover, 1980, ISBN 3-7842-0227-6

Weblinks

Wikisource: Ein Ausflug ins Teufelsmoor – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. PDF (2010)
  2. "Der Protest gegen den neuen Torfabbau wächst. Agrarministerium will weitere 9000 Hektar genehmigen." In: Weser-Kurier vom 24. Januar 2011.
  3. Vision Teufelsmoor des Landkreises Osterholz (PDF)
  4. Michael Thurm: Landkreis setzt sich durch: Turba verzichtet auf Torfabbau. weser-kurier.de, 21. September 2012, abgerufen am 28. Oktober 2012.
  5. Vom Torfabbau zum Moorschutz. aktion-moorschutz.de, abgerufen am 28. Oktober 2012.

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