Trigeminale Wahrnehmung

Unter Trigeminaler Wahrnehmung versteht man die Sinnesreize, die über den Nervus trigeminus vermittelt werden.

Der Gesichtsnerv Nervus trigeminus vermittelt taktile Empfindungen der Gesichtsregion und ist an der Duftwahrnehmung beteiligt, deshalb spricht man von gustatorischer, olfaktorischer und trigeminaler Wahrnehmung. Es wird heute angenommen, dass man über den Nervus trigeminus hauptsächlich Eigenschaften wie brennend, scharf, adstringierend, prickelnd, beißend, brenzelig, stechend, kühlend (generell irritative Eigenschaften) wahrnimmt.

Dem Trigeminus-Nerv sind keine spezifischen Sinneszellen zuzuordnen. Die Reizaufnahme findet in den freien sensiblen Endbereichen des trigeminalen Neurons statt. Freie Nervenendigungen, die auf chemische Stimuli reagieren, finden sich im Auge und in den Schleimhäuten der Nasen- und Mundhöhle. In den Pilzpapillen der Zungenoberfläche befinden sich dreimal mehr Verbindungen zum Trigeminus als zu Fasern des gustatorischen Systems.

Zwiebel bewirkt Tränensekretion über Nervus ophthalmicus, Ammoniak, Chlorwasserstoffsäure Irritationen über die Nase, Nervus maxillaris wird primär von "scharf" (Piperin, Capsaicin) gereizt. Die Reaktionen sind unterschiedlich: Tränensekretion, Speichelsekretion, reflektorische Unterbrechung des Atemrhythmus, Niesreflex. Nasale Trigeminus-Fasern reagieren auch auf die Mehrzahl olfaktorischer Riechsubstanzen, allerdings erst ab höheren (noch nicht irritierenden) Konzentrationen als das olfaktorische Nervensystem. Trigeminus trägt also maßgeblich zur Riechempfindungsintensität bei (30 %). Die hedonische Bewertung trigeminaler Reize ist ambivalent, einerseits positiv (Senf, Meerrettich, Menthol, Kohlensäure, Alkohol, Zwiebel) andererseits sehr negativ besetzt (Ammoniak, Rauch).

Das oral-trigeminale System ist weniger untersucht als das nasal-trigeminale. Nervenendigungen befinden sich im ganzen Mundraum, inklusive Pilzpapillen. Die reflektorische Aktivität beschränkt sich auf die Vermehrung des Speichelflusses. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das oral-trigeminale System einen Beitrag zur gustatorischen Empfindung leistet. Oral-trigeminale Stimulationen halten einige Zeit nach der Stimulation noch an (sensorische Perseveration). Temperaturillusionen sind Wärme- und Kälteempfindungen, die durch chemische Reize ausgelöst werden (abgeschwächt auch im nasal-trigeminalen System vorhanden). Bei häufiger Reizung kommt es zu einer Sensibilitätsabnahme (Pfeffer, scharfe Gewürze). Lern- und Konditionierprozesse sind vermutlich verantwortlich für die Präferenz von scharfen Gewürzen (Endorphinproduktion, Speichelproduktion).

Siehe auch

Die News der letzten Tage

31.05.2023
Klimawandel | Meeresbiologie
Meeresspiegel, Monsun und die Entwicklung von Koralleninseln
Koralleninseln drohen angesichts des steigenden Meeresspiegels langsam zu versinken.
31.05.2023
Anthropologie | Bioinformatik | Neurobiologie
Intelligente Gehirne nehmen sich mehr Zeit für schwierige Aufgaben
Haben intelligente Menschen ein "schnelleres" Gehirn?
31.05.2023
Biodiversität | Klimawandel | Ökologie
Entwicklung der Artenvielfalt auf brachliegenden Flächen
In den vergangenen 50 Jahren sind immer mehr Menschen vom Land in die Stadt gezogen - Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in oder nahe einer Stadt.
31.05.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Mikrobiologie
Mikroben unter Strom
Bei der mikrobiellen Elektrosynthese nutzen Mikroorganismen CO2 und Elektrizität, um zum Beispiel Alkohol zu produzieren.
30.05.2023
Mikrobiologie | Neobiota
Frosch mit Fracht: Invasive Arten kommen nicht allein
Senckenberg-Forschende haben neues invasionsbiologisches Konzept, die „nested invasions“ (verschachtelte Invasionen) vorgestellt.
27.05.2023
Klimawandel | Ökologie
Küsten als Klimaschützer
Die Küstenökosysteme in acht von zehn Weltregionen sind eine Netto-Treibhausgas-Senke.
26.05.2023
Biochemie | Klimawandel | Mikrobiologie
Mikroorganismen sind entscheidend für die Speicherung von Kohlenstoff in Böden
Laut einer neuen Studie spielen Mikroorganismen eine entscheidende Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung in Böden.
26.05.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Mikrobiologie | Mykologie
Raps und der Feind im Boden
Nutzpflanzen haben einen hohen Nährwert, das macht sie für uns Menschen essenziell – und auch attraktiv für schädliche Mikroorganismen.
25.05.2023
Meeresbiologie | Mikrobiologie | Ökologie
Unterwasserschall stört Meeresorganismen bei der Nahrungsaufnahme
Viele Meeresbewohner wie etwa Fische, Meeressäuger oder auch Krebstiere produzieren und nutzen Schall für ihre Navigation, Fortpflanzung oder Beutejagd.