Ufer-Rebe



Vitis riparia

Vitis riparia

Systematik
Rosiden
Ordnung: Weinrebenartige (Vitales)
Familie: Weinrebengewächse (Vitaceae)
Gattung: Weinreben (Vitis)
Untergattung: Euvitis
Art: Vitis riparia
Wissenschaftlicher Name
Vitis riparia
Michaux

Die Wildrebe Vitis riparia, auch Uferrebe genannt, ist in den USA beheimatet. Sie hat, gegenüber anderer Vitis-Arten, die weiteste natürliche Verbreitung in Amerika. Daraus ergeben sich wichtige Eigenschaften, wie ihre gute Bewurzelbarkeit und Reblausfestigkeit. Selektionen aus Vitis riparia zählen zu den ersten Unterlagen zur Veredlung. Ungünstig ist ihre geringe Kalkverträglichkeit. Diese schränkt ihre Bedeutung als Unterlage ein. Aber Kreuzungen mit anderen Vitis-Arten haben eine dominierende Rolle bei den Unterlagensorten. André Michaux hat Vitis riparia Michx. 1803 beschrieben und katalogisiert.

Verbreitung

Die Art kommt im Süden Kanadas und in den meisten Bundesstaaten der USA mit Ausnahme der südlichsten, sowohl Gebiete mit gemäßigtem und kühleren Klima, vor. Sie ist die am weitesten verbreitete Weinreben-Art Amerikas. Sie wächst häufig an Flussufern und bevorzugt tiefgründige, fruchtbare und feuchte Böden. Sie ist nicht auf trockenen Standorten zu finden.

Ampelografische Merkmale

  • Die Triebspitze ist ganz geschlossen und fast unbehaart.
  • Der Wuchs ist sehr kräftig. Trieblängen von über 20 m sind keine Seltenheit. Die oberirdischen Triebe sind stärker entwickelt als das Wurzelsystem. Die Wurzeln sind fein, reich verzweigt und im Boden mehr flach verlaufend, mit geringem Tiefgang.
  • Die Blätter sind groß und in etwa gleich lang wie breit. Sie haben einen langen Stiel und sind dreifach gelappt, die unteren Blätter oft fünffach. Der Blattrand ist scharf und unregelmäßig gezähnt. Die Blätter sind unbehaart, lediglich die Rippen der Blattunterseite sind manchmal leicht behaart. Die jungen Blätter bleiben in den ersten Tagen gefaltet und öffnen sich erst im Laufe der weiteren Entwicklung.
  • Die Blüten sind zweihäusig. Die Trauben sind immer klein und besitzen sehr kleine runde Beeren. Der Beerensaft schmeckt scharf säuerlich, hat aber keinen Fox-Ton.


Eigenschaften

Hat eine gute Widerstandsfähigkeit gegen die Wurzelreblaus, gegen Echten und Falschen Mehltau, gute Frostresistenz bis unter -40 °C. Der Austrieb erfolgt früher als andere Vitis-Arten und ist daher spätfrostempfindlich. Für gute Entwicklung verlangt Vitis riparia tiefgründige, fruchtbare, kalkarme Böden mit reichlicher Nährstoffversorgung. Auf Böden mit mehr als 15 % leicht löslichen Kalk bekommt sie Chlorose und ist daher für die meisten in Europa vorherrschenden kalkreichen Böden nicht geeignet als Unterlagsrebe. Sie bevorzugt kühlere Gebiete und ist für sehr warme und trockene Standorte nicht geeignet - geringe Trockentoleranz.

Verwendung

Vitis riparia hat neben der Resistenz gegen die Wurzelreblaus weitere gute Eigenschaften. Wie eine gute Bewurzlungsfähigkeit, gute Verwachsung mit dem Veredlungspartner und eine positive Beeinflussung der Fruchtbarkeit und der Traubenreife. Daher wird sie auch als Unterlage verwendet. Voraussetzung ist ein geringer Kalkgehalt und eine gute Nährstoff- und Wasserversorgung des Bodens. Diese Bedingungen schränken die Verwendung stark ein. Ihre wesentlich größere Bedeutung hat sie als Kreuzungspartner zur Züchtung von Unterlagensorten. Die meisten Unterlagensorten gehen auf Kreuzungen mit Vitis riparia zurück. Kreuzungspartner sind die Unterlagensorten Vitis berlandieri, Vitis rupestris und Vitis cinerea, aber auch die Rebsorte Trollinger und andere.

  • Selektionen aus Vitis riparia

Riparia Gloire de Montpellier (Riparia Portalis, Riparia Michel) von Viala. Ist eine der ersten reblausfesten Unterlagen. Ist eine Selektion aus Vitis riparia auf dem Gut Portalis in der Nähe von Montpellier.[1]

Riparia Grand glabre (von Ravaz, 1902)

Riparia Geisenheim 1

  • Hybride mit Vitis riparia

Die Unterlage Kober 5 BB ist eine der ersten Unterlagen Hybride, die weltweite Bedeutung erlangt hat.[2][3]

Name Abstammung[3]
Hybride aus Vitis berlandieri x Vitis riparia
Kober 5 BB Vitis riparia x Vitis berlandieri
Kober 125 AA Vitis riparia x Vitis berlandieri
Selektion Oppenheim 4 (SO4) Vitis riparia x Vitis berlandieri
Binova Selektion aus (Vitis riparia x Vitis berlandieri Selektion Oppenheim 4)
Teleki 5 C Vitis riparia x Vitis berlandieri
Teleki 8 B Vitis riparia x Vitis berlandieri
161-49 Couderc Vitis riparia x Vitis berlandieri
Hybride aus Vitis riparia x Vitis cinerea
Börner Vitis riparia 183 Geisenheim x Vitis cinerea Arnold
Hybride aus Vitis riparia x Vitis rupestris
3309 Couderc Vitis riparia x Vitis rupestris
101-14 Millardet et de Grasset Vitis riparia x Vitis rupestris

Die Weinherstellung von Trauben der Vitis riparia spielt keine wirtschaftliche Bedeutung.

Synonyme

Literatur

  • Joachim Schmid, Frank Manty, Bettina Lindner: Geisenheimer Rebsorten und Klone. In: Geisenheimer Berichte. Band 67, 2009, ISBN 978-3-934742-56-7.
  • Karl Müller: Weinbau-Lexikon. Verlag P. Parey, Freiburg 1930.
  • Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten. 3. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.
  • Karl Bauer et al.: Weinbau. 8. Auflage, Österr. Agrarverlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7040-2284-4.
  • Edgar Müller, Hans-Peter Lipps, Oswald Walg: Weinbau. 3. Auflage, Eugen Ulmer, , Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-1241-8.
  • Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. 3. Auflage, Hallwag, 2006, ISBN 3-8338-0691-5.
  • Andor Teleki, Der Moderne Weinbau - Die Rekonstruktion der Weingärten. 3. Auflage. A. Hartleben’s Verlag, Wien und Leipzig, 1927.

Weblinks

Commons: Vitis riparia – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. D. P. Pongrácz: Rootstock for Grape-vines. David Philip, Cape Town, Johannesburg, London, 1983, ISBN 0-908396-67-8, S. 58-59.
  2. Karl Bauer: Weinbau. 8. Aufl. Österr. Agrarverlag 2008, ISBN 978-3-7040-2284-4, S. 97.
  3. 3,0 3,1 Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann: Farbatlas Rebsorten, 3. Auflage, Eugen Ulmer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4, S. 48.

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