Ufer-Wolfstrapp
Ufer-Wolfstrapp | ||||||||||||
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Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lycopus europaeus | ||||||||||||
L. |
Der Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Unterarten
Beim Ufer-Wolfstrapp unterscheidet man zwei Unterarten:
- Gewöhnlicher Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus ssp. europaeus)
- Weicher Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus ssp. mollis)
Vorkommen
Der Ufer-Wolfstrapp ist in ganz Europa, Teilen West-Asiens und den temperierten Breiten Ost-Amerikas zu finden.
Er wächst ziemlich häufig im Röhricht oder in Seggen-Beständen, an Ufern und Gräben, auch im Erlenbruch. Er kommt auf unterschiedlichen, aber meist zeitweise überschwemmten Böden vor. Nach Ellenberg ist er eine Halblichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, ein Nässezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, stickstoffreiche Standorte bevorzugend und eine Klassencharakterart der Röhrichte und Großseggen-Sümpfe (Phragmitetea australis).
Beschreibung
Der Ufer-Wolfstrapp ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 120 cm erreicht und lange unterirdische Ausläufer bilden kann. Er besitzt grob gesägte Laubblätter, wovon nur die unteren fiederteilig sein können.
Die fast radiärsymmetrische, vierzählige Blüte des Ufer-Wolfstrappes besitzt weiß gefärbte Kronblätter, die mit kleinen purpurnen Pünktchen versehen sind. Sie besitzt zwei fertile Staubblätter, wobei zusätzlich manchmal noch zwei sehr kurze, rückgebildete und unfruchtbare vorhanden sein können. Die Kelchzähne sind länger als die Kelchröhre, etwa 2 mm lang und stets behaart. Der Fruchtknoten ist bis zum Grund vierteilig. Der Ufer-Wolfstrapp bildet gestutzte Klausenfrüchte aus.
Ökologie
Der Ufer-Wolfstrapp ist ein Hemikryptophyt (Schaftpflanze) oder eine Sumpfpflanze. Er ist verschiedenblättrig (Heterophyllie), das heißt die Blätter sind je nach Ort am Stängel unterschiedlich: Die oberen sind lanzettlich bis eiförmig; nach unten zu sind die Blätter buchtig gezähnt und unter Wasser tief fiederspaltig. Das Rhizom im Wasser ist mit fein zerteilten Wasserblättern, im Boden oft mit zerteilten Niederblättern besetzt.
Die Blüten sind „Eigentliche Lippenblumen“ in vielblütigen, blattachselständigen Scheinquirlen (Zymen), diese sind zu Thyrsen als Gesamtblütenstand vereint. Die Blütenkrone ist weiß mit purpurnen Tüpfelsaftmalen, etwa 3 mm lang, schwach dorsiventral, trichterartig und innen durch derbe Querhaare („Saftdecke“) versperrt. Nur zwei Staubbeutel sind entwickelt, die wie der Griffel etwas aus der Blüte herausragen. Die Blüten sind außerdem vormännlich und dreihäusig. Die weiblichen Blüten sind viel kleiner als die männlichen. Nektar wird vom Diskus abgeschieden. Besucher sind: Wespen, Fliegen, vor allem Schwebfliegen. Spontane Selbstbestäubung ist bei Zwitterblüten durch Einkrümmen der Staubfäden nach ihrer Reife möglich.
Die vier Klausenfrüchte sind keilförmig und anfangs noch am Grunde verbunden und bilden somit eine tassenförmige Ausbreitungseinheit, die – auf das Wasser gefallen – im Hohlraum eine Luftblase behält und daher schwimmfähig ist (Schwimmausbreitung). Der Viererverband (Spaltfrucht) zerbricht leicht, und die kleinen, kugelförmigen Klebdrüsen auf der gewölbten Innenseite der Klausenfrüchte treten deutlich hervor. Es handelt sich um Klebhafter an Wasservögeln, vermutlich auch Tierstreuer.
Vegetative Vermehrung als Wurzelkriecher erfolgt durch unterirdische Ausläufer von bis zu 20 cm Länge.
Inhaltsstoffe und medizinische Verwendung
Als Arzneipflanze dienen die kurz vor der Blüte geernteten oberirdischen Pflanzenteile. Die daraus hergestellten Fertigpräparate werden bei leichter Schilddrüsenüberfunktion und deren Begleiterscheinungen wie Nervosität und Herzrasen eingesetzt; ferner bei Mastodynie (Schmerzen und Spannungsgefühl in der Brustdrüse).
Verantwortlich für die pharmakologische Wirkung sind vermutlich unter anderem die in der Pflanze vorhandenen Phenolcarbonsäuren, genauer die Hydroxy-Zimtsäure-Derivate. Sie wirken antigonadotrop und antithyreotrop, was experimentell nachgewiesen werden konnte. Der Prolaktin-Spiegel im Blut wird erniedrigt.
Die Behandlung darf aber nicht plötzlich unterbrochen werden, und sie ist bei Unterfunktion der Schilddrüse und bei Schilddrüsenvergrößerung ohne Funktionsstörung kontraindiziert.
Literatur
- Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, 2004, ISBN 3-440-09387-5