Vanessa (Schmetterling)



Vanessa

Admiral (Vanessa atalanta)

Systematik
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)
Unterfamilie: Fleckenfalter (Nymphalinae)
Gattung: Vanessa
Wissenschaftlicher Name
Vanessa
Fabricius, 1807

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Distelfalter (Vanessa cardui)
Indischer Admiral (Vanessa indica) in Indien (Himalaya)
Amerikanischer Distelfalter (Vanessa virginiensis) in North Carolina, USA
Vanessa tameamea auf Hawaii
Vanessa kershawi auf Tasmanien

Vanessa ist eine Gattung der Edelfalter (Nymphalidae) mit etwa 20 Arten. In Mitteleuropa kommen davon der Admiral (Vanessa atalanta) und der Distelfalter (Vanessa cardui) vor.

Merkmale

Die Falter der Gattung Vanessa haben oberseits eine Reihe isolierter weißer Flecken auf dunkelbraunem bis schwarzen Grund an der Flügelspitze. Auf der Hinterflügelunterseite verläuft am Außenrand eine Reihe Augenflecken.[1] Bei den beiden Arten V. hippomene und V. dimorphica aus dem südlichen Afrika sind die weißen Flecken stark reduziert.

Systematik

Zuordnung von Arten

Ursprünglich wurde die Gattung, die auf deutsch als „Eckflügler” bezeichnet wurde, durch das Tagpfauenauge (Inachis io), den Kleinen Fuchs (Aglais urticae) und Arten wie den Trauermantel (Nymphalis antiopa) und den Großen Fuchs (Nymphalis polychloros) gebildet.[2] Die heute die Gattung prägenden Arten der Distelfalter und Admirale wurden noch Anfang des 20. Jahrhunderts der Gattung Pyrameis, Hübner 1819, zugeordnet. Dieser Name wird heute als nachrangiges Synonym betrachtet. Weitere veraltete Synonyme dieser Gattung sind Cynthia Fabricius, 1807, Bassaris Hübner, 1821, Pyrameides Hübner, 1826, Ammiralis Rennie, 1832 und Neopyrameis Scudder, 1889.[3]

In der Literatur wird der Distelfalter oft mit Cynthia cardui geführt, da dieser und eng verwandte Arten ab den 1970er Jahren der Gattung Cynthia Fabricius 1807, zugeordnet wurde. Seine Raupe hat verglichen mit den anderen Vanessen ein stark abweichendes Spektrum von Nahrungspflanzen, der Falter stammt aus einem anderen Fauenenkreis und nutzt kein Fallobst. Bei Karsholt & Razowski (1996) wird der Falter wieder Vanessa zugeordnet und heute gilt Cynthia als Untergattung innerhalb der Gattung Vanessa.[4] In Experimenten mit mehreren Arten der Gattung zur Farbmusterbildung der schwarzen Flecken auf den Flügeln wurden ebenfalls Unterschiede zwischen V. atalanta, V. indica (Indischer Admiral) auf der einen und V. cardui auf der anderen Seite festgestellt, die auf einen stärkeren genetischen Unterschied hindeuten.[5] Dies wurde später durch genetische Untersuchungen bestätigt.[6]

V. dimorphica und V. hippomene haben ein weniger typisches Erscheinungsbild, da die weißen Flecken auf der Vorderflügeloberseite stark reduziert sind und sie mit ihren kurzen Schwänzchen an den Hinterflügeln stärker den Arten der in Afrika vorkommenden Gattung Antanartia ähneln. Erst 2011 wurde durch genetische Untersuchungen die nähere Verwandtschaft zur Gattung 'Vanessa erkannt und sie deshalb aus der Gattung Antanartia entfernt.[6]

Vanessa carye wurde aufgrund von Unterschieden in den weiblichen und männlichen Genitalien 1971 von William Dewitt Field in die inzwischen anerkannten Arten V. annabella und V. carye aufgeteilt. Zuvor wurden annabella als Unterart von V. carye betrachtet. Bei Scott 1986 wird die Aufspaltung aufgrund der geringen äußerlichen Unterschiede noch bezweifelt. V. buana and V. dilecta sind genetisch und in den männlichen Genitalien sehr ähnlich, weshalb der Artstatus nicht gesichert ist. Es könnte sich auch um eine allopatrische Verbreitung einer Art auf Sulawesi und Westtimor handeln[7].

Einordnung einiger Arten Anfang des 20. Jahrhunderts nach Adalbert Seitz und Arnold Spuler:[2][8][9]

  • Vanessa
    • V. antiopa, Trauermantel (Seitz) (Spuler)
    • V. io, Tagpfauenauge (Seitz) (Spuler)
    • V. urticae, Kleiner Fuchs (Spuler)
    • V. polychloros, Großer Fuchs (Spuler)
    • V. xanthomelas, Östlicher Großer Fuchs (Spuler)
    • V. milberti (Seitz)
    • V. cyonomelas (Seitz)
  • Pyrameis
    • P. atalanta, Admiral (Seitz) (Spuler)
    • P. cardui, mit der From kershawi Distelfalter (Seitz) (Spuler)
    • P. huntera, mit den Formen virginiensis, braziliensis und altissima (Seitz)
    • P. carye (Seitz)
    • P. indica mit der Form vulcania (Seitz)
    • P. terpsichore (Seitz)
    • P. myrinna (Seitz)

Einige Arten der Gattung Cynthia Ende des 20. Jahrhunderts:

  • C. annabella
  • C. carye
  • C. cardui, Distelfalter
  • C. kershawi
  • C. virginiensis, Amerikanischer Distelfalter

Innere Systematik

Aufgrund der gentischen Distanz der Arten lassen sich fünf Gruppen mit nahe verwandten Arten bilden[10]:

  • Basale V. carye Gruppe
    • V. annabella (Field, 1971)
    • V. carye (Hübner, 1812)
  • V. itea Gruppe (Australische Arten)
    • V. gonerilla (Fabricius, 1775)
    • V. itea, (Fabricius, 1775)
  • V hippomene Gruppe
    • V. dimorphica (Howarth, 1966)
    • V. hippomene (Hübner, 1823)
  • V. abyssinica (Felder & Felder, 1867)
  • V. vanessa Gruppe (Admirale)
    • V. atalanta, Admiral, (Linné, 1758)
    • V. buana (Fruhstorfer, 1898)
    • V. dejeanii (Godart, 1824)
    • V. dilecta Hanafusa, 1992
    • V. indica, Indischer Admiral, (Herbst, 1794)
    • V. samani (Hagen, 1895)
    • V. tameamea (Eschscholtz, 1878)
    • V. vulcania, Kanarischer Admiral, (Godart, 1819)
  • V. cardui Gruppe (Distelfalter)
    • V. braziliensis (Moore, 1883)
    • V. cardui, Distelfalter, (Linné, 1758)
    • V. kershawi (McCoy, 1868)
    • V. myrinna (Doubleday, 1849)
    • V. altissima (Rosenberg et Talbot, 1914)
    • V. terpsichore (Philipi, 1859)
    • V. virginiensis, Amerikanischer Distelfalter, (Drury, 1773)




 V. carye Gruppe 

V. carye


   

V. annabella



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 V. itea Gruppe 

V. itea


   

V. gonerilla



   
 V. hippomene Gruppe 

V. dimorphica


   

V. hippomene



   


V. abyssinica


 V. atalanta Gruppe 


V. indica


   

V. vulcanica


   

V. samani


   

V. dejeanii


   

V. dilecta






   

V. tameamea


   

V. atalanta



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 V. cardui Gruppe 


V. kershawi


   

V. cardui



   

V. terpsichore


   


V. altissima


   

V. virginiensis



   

V. myrinna


   

V. brazillensis






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Fossile und unindentifizierte Arten

Vanessa-Art von Seymer & Seymer aus Neufundland
„Kahukura“ (Vanessa gonerilla) in Neuseeland
Vanessa itea in Neuseeland

Aus dem Oligozän ist die etwa 35 Millionen Jahre alte fossile Vanessa amerindica Miller & Brown, 1989 bekannt, die stark Vanessa indica ähnelt. Sie wurde in der Florissant Formation in Colorado gefunden.[11] Ein Rätsel gibt ein Bild der britischen Maler Henry Seymer (1714-1785) und Henry Seymer jun. (1745-1800) auf. Das Bild zeigt einen Falter aus ihrer Sammlung aus Neufundland, der keiner heutigen nordamerikanischen Art gleicht, sondern eher an V. indica erinnert. Die Seymers sind für ihre detailegetreuen Abbildungen bekannt, so dass nicht klar ist, ob ein Vertreter des V. indica-Komplexes bis vor wenigen Jahrhunderten in Nordamerika gelebt hat. Der Falter ist nicht erhalten, da die komplette Sammlung nach dem Tod Henry Seymer sen. vernichtet wurde.[11]

Äußere Systematik

Vanessa ist die Schwestergruppe der auf das tropische Amerika beschränkten Hypanartia Hübner, 1821.

Merkmale und Lebensweise

Einige Arten sind Wanderfalter und haben große Verbreitungsgebiete, andere dagegen zeigen kein Wanderverhalten und haben eher kleine Verbreitungsgebiete. Die Raupen fressen oft an Brennnesselgewächsen (Urticaceae) und spinnen aus Blättern auffälligen Blatttüten zusammen, wobei in der Regel der Blattstiel dieses Blattes zum Teil angenagt wird und der Unterschlupf nach unten hängt. Die Blatttüte wird von der Raupe erst verlassen, wenn sie sie soweit zerfressen hat, dass sie ihr keinen ausreichenden Schutz mehr bietet. Die Falter vieler Arten werden durch Fallobst angelockt.

Geografische Verbreitung

Die Gattung ist weltweit verbreitet und kommt auf allen Kontinenten bis auf Antarktika vor. Der Distelfalter (V. cardui) ist ein Wanderfalter und kommt in ganz Europa, Nordafrika, Asien, Nordamerika und Australien bis in eine Höhe von ca. 3.000 Metern vor. Der Admiral (V. atalanta) ist ebenfalls ein Wanderfalter und von Nordamerika bis Guatemala, auf Haiti, Neuseeland und in Nordafrika und Europa bis in den Westen Asiens verbreitet. Der Kanarische Distelfalter (V. vulcania) ist endemisch auf den Kanarischen Inseln und Madeira. In Afrika kommen V. abyssinica und V. dimorphica und in Südafrika und Madagaskar kommt V. hippomene vor. In Nordamerika leben V. annabella, V. virginiensis, in Südamerika V. braziliensis, V. carye, V. altissima und V. terpsichore. Der Indische Admiral V. indica ist weit verbreitet in Südostasien von Indien bis China und Japan, im Süden bis nach Thailand. Im Sommer wandern die Falter z.T. weit nach Norden bis in das südliche Sibirien. An der russischen Pazifikküste wurden Falter bis zur Halbinsel Kamtschatka gefunden. In Südost-Asien kommen V. buana (Süden von Sulawesi, Indonesien), V. dilecta (Timor) und V. dejeanii (Java bis Sumatra und Mindanao) vor. In Australien und Neuseeland leben V. itea und V. kershawi, endemisch sind auf Neuseeland V. gonerilla und auf Hawaii V. tameamea.

Namensherkunft

Der Name der Gattung kommt wahrscheinlich vom weiblichen Vornamen Vanessa. Es gibt auch Vermutungen, dass es sich um eine Variante von Phanessa, einer griechischen Gottheit, handelt. Dies ist allerdings unwahrscheinlich, da Johann Christian Fabricius, welcher diese Gattung benannt hat, normalerweise die Ursprungsform von mythologischen Namen verwendete, welche in diesem Fall Phanes wäre. Spuler vermutet, dass es vom griechischen 'Ψανή (Glanz), wegen der schönen Färbung der Arten, abgeleitet ist.

Kynthia ist ein Beiname der griechischen Göttin Artemis (römisch Diana), griechisch „(die) vom Berg Kynthos Kommende“, wobei die lateinische Schreibweise Cynthia lautet.

Pyrameis ist vom griechischen Eigennamen Pyramos abgeleitet.

Belege

Literatur

  • Richard I. Vane-Wright, Harold W.D. Hughes: Did A Member Of The Vanessa Indica Complex (Nymphalidae) Formerly Occur In North America? In: Lepidopterists' Society (Hrsg.): Journal of the Lepidopterists' Society. Band 61, Nr. 4, 14. Dezember 2007, ISSN 0024-0966, S. 199–212 (archive.org).
  • Niklas Wahlberg, Daniel Rubinoff: Vagility across Vanessa (Lepidoptera: Nymphalidae): mobility in butterfly species does not inhibit the formation and persistence of isolated sister taxa. In: Systematic Entomology. Band 36, Nr. 2. Wiley, April 2011, S. 362–370, doi:10.1111/j.1365-3113.2010.00566.x (wiley.com [abgerufen am 13. Januar 2013]).
  • Scott, James A.: The butterflies of North America. Stanford University Press, Stanford, Kalifornien 1986, ISBN 0-8047-2013-4, S. 280–284.

Einzelnachweise

  1. Arnold Spuler: Die Schmetterlinge Europas. Band 1. E. Schweitzerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1908, S. 19.
  2. 2,0 2,1 Arnold Spuler: Die Schmetterlinge Europas. Band 1. E. Schweitzerbartsche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1908, S. 16 f.
  3. Niklas Wahlberg: Nymphalini. In: www.nymphalidae.net. Abgerufen am 6. Januar 2008.
  4. The University of Arizona College of Agriculture and Life Sciences and The University of Arizona Library: Vanessa. In: Tree of Life Web Project. Abgerufen am 8. Januar 2008 (englisch).
  5. Otaki Joji M., Yamamoto Haruhiko: Color-pattern Modifications and Speciation in Butterflies of the Genus Vanessa and its Related Genera Cynthia and Bassaris. In: The Zoological Society of Japan (Hrsg.): Zoological science. Band 21, Nr. 9, September 2004, ISSN 0289-0003, S. 967–976 (nii.ac.jp [abgerufen am 6. Januar 2008]).
  6. 6,0 6,1 Wahlberg, Rubinoff, S. 362
  7. Wahlberg, Rubinoff, S. 367
  8. Die palaearktischen Tagfalter. In: Adalbert Seitz (Hrsg.): Die Großschmetterlinge der Erde. Band 1. Alfred Kernen, Stuttgart 1909. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Seitz1“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  9. Die Großschmetterlinge des amerikanischen Faunengebietes. In: Adalbert Seitz (Hrsg.): Die Großschmetterlinge der Erde. Band 5. Alfred Kernen, Stuttgart 1907, S. 457 ff. (englische Ausgabe).
  10. Wahlberg, Rubinoff, S. 365
  11. 11,0 11,1 Vane-Wright, Hughes 2007, S. 205

Weblinks

Commons: Gattung Vanessa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien