Vindija-Höhle


Vindija-Höhle

Vindija cave.jpg
Lage: Hrvatsko Zagorje, Kroatien
Höhe: 275 m
Geographische
Lage:
46° 17′ 58″ N, 16° 4′ 14″ OKoordinaten: 46° 17′ 58″ N, 16° 4′ 14″ O
Geologie: Kalkstein
Besonderheiten: Fossilien des Neandertaler

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Die Vindija-Höhle ist eine paläoanthropologische und archäologische Fundstätte in der Hrvatsko Zagorje im Norden von Kroatien. Die Höhle befindet sich neun Kilometer nordwestlich von Ivanec und 20 Kilometer westlich der Stadtmitte von Varaždin. Sie wurde bekannt als Fundort der jüngsten Fossilien von Neandertalern in Mittel- und Osteuropa.

Die Vindija-Höhle entstand in Kalkstein, der sich vor rund 10 Millionen Jahren im Tortonium gebildet hatte. Sie liegt heute ungefähr 275 m über dem Meeresspiegel. Ihre einzige, große Kammer ist ungefähr 50 Meter lang, 28 Meter breit und teilweise 20 Meter hoch.[1] Bereits 1878 wurde sie erstmals als archäologische Fundstätte erwähnt; erste Ausgrabungen fanden 1928 in ihr statt, die intensive Suche nach Fossilien begann aber erst Mitte der 1970er-Jahre. Entdeckt wurden unter anderem zahlreiche Tierknochen, darunter Reste von Wollnashörnern, Saigas, Pferden (Equus germanicus), Ren und Höhlenbär.

Die Erbsubstanz aus den Zellen eines fossilen Höhlenbären aus der Vindija-Höhle gehörte 1999 zu den ersten, mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion in Teilen rekonstruierten aDNA-Fragmenten ausgestorbener Lebewesen.[2]

Neben Steingerät des Moustérien und des Aurignacien wurden in unterschiedlich tiefen Schichten auch Knochen von Neandertalern geborgen, darunter das Fragment eines Unterkiefers. Die jüngsten Funde aus einer als G1 bezeichneten Schicht wurden 1999 auf ein Alter von nur 28.000 bis 29.000 Jahren datiert, was sie als die jüngsten jemals entdeckten Neandertaler-Fossilien auswies.[3] 2006 wurde diese Datierung jedoch revidiert und ein Alter von 32.000 bis 33.000 Jahren genannt.[4]

Neandertaler-Funde aus tieferen Schichten sind teils 38.000, teils 45.000 Jahre alt.[5] Von einem dieser 45.000 Jahre alten Funde berichtete Svante Pääbo im Mai 2006 während einer Tagung am Cold Spring Harbor Laboratory, seiner Arbeitsgruppe sei es gelungen, aus diesem Fossil rund eine Million Basenpaare – 0,03 Prozent – der DNA eines männlichen Neandertalers zu rekonstruieren; im November 2006 wurde diese Arbeit in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.[6]

Ein auf ein Alter von 38.310 ± 2.130 Jahren datiertes Knochenfragment (Archivnummer Vi33.16) aus der Höhle trug dazu bei, die mitochondriale DNA des Neandertalers zu entschlüsseln.[7] Vom gleichen Fossils stammte auch ein Teil jener DNA, anhand der eine zu 60 Prozent vollständige Version des Neandertaler-Erbguts rekonstruiert wurde, [8] deren genaue wissenschaftliche Analyse 2010 publiziert wurde.[9] Unter anderem wurde in dieser Studie argumentiert, dass es einen Genfluss vom Neandertaler zum anatomisch modernen Menschen gab. Dieser Genfluss bewirkte laut den Autoren der Studie, dass sich bis heute ein Anteil von Neandertaler-DNA zwischen einem und vier Prozent des Genoms im Genpool der nicht-afrikanischen Bevölkerung erhalten hat.

Weblinks

  • voca.hr: Špilja Vindija. Fotos der Höhle

Quellen

  • Ivor Janković et al.: Vindija Cave and the Modern Human Peopling of Europe. In: Collegium Antropologicum. Band 30, Nr. 3, 2006, S. 457–466, Volltext (PDF)

Einzelnachweise

  1. Milford H. Wolpoff: Upper Pleistocene Human Remains From Vindija Cave, Croatia, Yugoslavia. In: American Journal of Physical Anthropology. Band 54, 1981, S. 499–545, Volltext (PDF) unter: deepblue.lib.umich.edu/bitstream/2027.42/37603/1/1330540407_ftp.pdf
  2. A. D. Greenwood et al.: Nuclear DNA sequences from late Pleistocene megafauna. In: Molecular Biology and Evolution. Band 16, 1999, S. 1466–1473, Volltext (PDF)
  3. Fred H. Smith et al.: Direct radiocarbon dates for Vindija G1 and Velika Pećina Late Pleistocene hominid remains. In: PNAS. Band 96, Nr. 22, 1999, S. 12281–12286, Volltext
  4. Tom Higham et al.: Revised direct radiocarbon dating of the Vindija G1 Upper Paleolithic Neandertals. In: PNAS. Band 103, Nr. 3, 2006, S. 553–557, doi:10.1073/pnas.0510005103
  5. Rex Dalton: Neanderthal DNA yields to genome foray. In: Nature, Band 441, 2006, S. 260–261, doi:10.1038/441260b
  6. Richard E. Green et al.: Analysis of one million base pairs of Neanderthal DNA. In: Nature. Band 444, 2006, S. 330–336, doi:10.1038/nature05336
  7. Richard E. Green et al.: A Complete Neandertal Mitochondrial Genome Sequence Determined by High-Throughput Sequencing. In: Cell. Band 134, Nr. 3, 2008, S. 416–426, doi:10.1016/j.cell.2008.06.021
  8. eurekalert.org vom 12. Februar 2009: Erste Version des Neandertaler-Genoms vollendet.
  9. Richard E. Green et al.: A draft sequence of the Neandertal Genome. In: Science. Band 328, 2010, S.710–722, doi:10.1126/science.1188021

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