Vladimir Nabokov


Vladimir Nabokov (vor allem in englischer Schreibweise bekannt, Aussprache im Deutschen meist [ˈ͜flaːdimir ˈnaːbokɔf], eigentlich {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) / {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) Zum Anhören bitte klicken! [vlɐˈdʲimʲɪr vlɐˈdʲimʲɪrəˌvit͡ʃ nɐˈbokəf] ; * 10.jul. / 22. April 1899greg. in Sankt Petersburg; † 2. Juli 1977 in Montreux) war ein russisch-amerikanischer Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Schmetterlingsforscher. Er zählt zu den einflussreichsten Erzählern des 20. Jahrhunderts.

Nabokov-Denkmal in Montreux

Leben

Kindheit

Geburtshaus Nabokovs in Sankt Petersburg

Nabokov entstammte einer einflussreichen und wohlhabenden Aristokratenfamilie. Sein Stammbaum soll bis Karl Heinrich Graun und Johann Heinrich Hartung zurückreichen.[1] Sein Großvater war russischer Justizminister, sein Vater Wladimir Dmitrijewitsch Nabokow war als Politiker nach dem Sturz des Zaren 1917 an der republikanischen provisorischen Regierung beteiligt, der dann die Oktoberrevolution ein Ende setzte. Seine Mutter Jelena Iwanowna Rukawischnikowa war die Tochter eines reichen Landbesitzers. Die Familie gehörte jener kosmopolitischen russischen Oberschicht an, die nach der Revolution zu existieren aufhörte. Ein Vetter war der Komponist Nicolas Nabokov. Vladimir Nabokovs Vater war deutlich westlich orientiert, es gab im Hause englische Gouvernanten und Literatur. Schon als Kind sprach Nabokov Französisch und Englisch; er wurde von Privatlehrern unterrichtet, las viel, war ein kränkliches, aber behütetes Kind mit einer starken Mutterbindung. Die Familie unternahm Reisen durch Europa, ihr Sommersitz lag nahe Sankt Petersburg. Schon früh entwickelte sich Nabokovs Leidenschaft für Schmetterlinge, ebenso die für das Schreiben von Gedichten. Bereits mit 17 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Seine erste große Liebe, Walentina Schulgina, die er 1915 kennenlernte, erscheint als Hauptfigur in seinem Roman Maschenka; die zweite Liebe, Eva Lubrzyńska, findet sich als Figur in Die Mutprobe wieder. Um der Oktoberrevolution zu entgehen, floh die Familie Nabokov 1917 zunächst nach Jalta.

Erstes Exil

Gedenktafel am Haus Nestorstraße 22 in Berlin-Halensee

Während seine Familie von dort nach London und später wie zahlreiche andere russische Exilanten nach Berlin floh, wo sie über zehn Jahre verbrachte, schrieb Vladimir sich zunächst am Trinity College im englischen Cambridge ein. Dort studierte er von 1919 bis 1922 Naturwissenschaften, russische und französische Literatur. Er war kein sonderlich engagierter Student, sondern widmete sich eigenen Übersetzungen, Liebschaften und Fahrten nach London. Er veröffentlichte einen ersten Artikel über Schmetterlinge.

Die Eltern führten in Berlin einen beliebten Salon, der Anlaufpunkt für viele Künstler und Politiker unter den mehr als 350 000 russischen Emigranten im Berlin der zwanziger Jahre war. Die Familie wohnte zunächst in Grunewald, später im unter den Exil-Russen beliebten Wilmersdorf. Sein Vater gründete mit Slovo (Das Wort) einen der ersten russischen Exilverlage. Im März 1922 kam dieser in der Berliner Philharmonie bei einem Attentat auf Pawel Miljukow, ebenfalls exilierter, demokratischer, russischer Außenminister, durch monarchistische Exilrussen ums Leben. Einer der Täter wurde später, 1936, unter Hitler zum Judenjäger unter den Exilrussen befördert.[2] Für Nabokov war dies eines der einschneidendsten Ereignisse seines Lebens; der Geburtstag des Vaters wird später als der Tag des gewaltsamen Todes eines Protagonisten in dem Roman Fahles Feuer erscheinen.[3]

Nach dem Abschluss seines Studiums siedelte Nabokov aus England zu seiner Familie nach Berlin über. Dort arbeitete er als Privatlehrer, Übersetzer, Gelegenheitsschauspieler und veröffentlichte unter dem Pseudonym W. Sirin erste Prosa. Er schottete sich gegen deutsche Einflüsse ab. Er übersetzte Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Im Mai 1923 traf er auf einem Maskenball Vera Jewsejewna Slonim, die seine große Muse und Begleiterin wurde, sie heirateten zwei Jahre darauf. Mit Maschenka und König, Dame, Bube gelangen ihm erste Achtungserfolge, die Bücher wurden auch in deutscher Übersetzung bei Ullstein verlegt. Weitere sieben russische Romane folgten. Trotz der Machtübernahme der Nationalsozialisten und obwohl Vera Jüdin war, blieben die Nabokovs zunächst noch in Berlin. 1934 wurde der Sohn Dmitri († 2012[4]) geboren. Nabokov bemühte sich um eine Anstellung im Ausland, und 1936 entschloss sich die Familie endlich zur Ausreise. Vladimir fuhr nach Paris, Vera ging mit Dmitri zunächst nach Prag zu ihrer Schwiegermutter.

Zweites Exil

Grabstätte von Vladimir, Vera und Dimitri Nabokov in Montreux-Clarens

In Frankreich intensivierte Nabokov seine Suche nach Arbeit und die Kontakte zu einheimischen Intellektuellen. Flüchtig traf er auch James Joyce. Während der Trennungszeit hatte Nabokov eine Affäre, die seine Ehe nachhaltig belastete. Im Mai 1939 starb seine Mutter in Prag. 1940, in dem Jahr, in dem Nabokovs erster englischsprachiger Roman The Real Life of Sebastian Knight entstand, übersiedelte die Familie in die USA, wo Nabokov zunächst am American Museum of Natural History in New York als Schmetterlingsexperte arbeitete. Bald begann er seine akademische Karriere, die ihn an die Stanford-Universität, an das Wellesley College, an die Harvard-Universität und schließlich 1948 an die Cornell-Universität führte, wo er eine Professur für europäische und russische Literatur innehatte. 1945 wurde Nabokov US-Staatsbürger. Mit den Tantiemen, die ihm sein Roman Lolita (1955) einbrachte, konnte er sich 1959 von seiner Professur zurückziehen, um sich aufs Schreiben zu konzentrieren. Lolita war Nabokovs größter Erfolg. Die skandalöse Geschichte einer amour fou zwischen einem alternden Mann und der minderjährigen Tochter seiner Vermieterin durfte erst 1958 in den USA erscheinen.

Schweiz

1961 siedelte er mit seiner Frau in die Schweiz über und verbrachte den Rest seines Lebens im Palace Hotel in Montreux am Genfer See. Dort starb er am 2. Juli 1977. Er wurde in Clarens begraben.[5][6]

Schachkomposition

Vorlage:Schachbrett

  • Nabokov beschäftigte sich ausgiebig mit Schachkompositionen. In seiner Autobiographie Erinnerung, sprich schildert er, dass ihn diese Tätigkeit sehr fasziniert, aber auch sehr viel Zeit gekostet habe. Er war der Meinung, dass an Schachkomponisten die gleichen Anforderungen gestellt werden wie an Schöpfer anderer Kunstwerke. 1970 veröffentlichte er das Buch Poems and problems (ISBN 0-07-045724-7), das 53 Gedichte und 18 Schachprobleme von ihm enthält.
  • In diesem Zweizüger, dessen Komposition Nabokov nach eigener Aussage in eine „Ohnmacht konzentrierter Schachgrübelei“ versetzte, liegt eine starke Verführung in der Bauernumwandlung
  • 1.b7-b8S, die in den Varianten
  • 1. … d7-d6+ 2.Sb8-d7#,
  • 1. … d7xe6+ 2.Sd8-f7#,
  • 1. … d7-d5+ 2.Db6-c7#,
  • 1. … Ke5-d6 2.Db6-c5# und
  • 1. … Se2xf4 2.Db6-d4# zum Matt führt.
  • Schwarz hat darauf jedoch die Parade 1. … c3-c2. Diese muss Weiß durch den Schlüsselzug 1.Le4-c2 verhindern, um das Matt im nächsten Zug zu erreichen. (1. … d7-d6 2.Tf4-f5#, 1. … d7xe6 2.Db6-c5#, Rest wie gehabt.)

Einfluss

Vladimir Nabokov ist einer der einflussreichsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Mehrere Schriftsteller und Autoren wurden maßgeblich vom Werk Nabokovs beeinflusst, so der deutsch-österreichische Schriftsteller Daniel Kehlmann[7], die deutsche Autorin Juli Zeh[8] oder die Britin Zadie Smith[9].

Werke

Bis zur Einladung zur Enthauptung (1938) schrieb Nabokov auf russisch, sein Sohn übersetzte vieles davon ins Englische. Ab Das wahre Leben des Sebastian Knight (1941) schrieb Nabokov auf Englisch. Angegeben ist nachstehend zunächst immer der deutsche Titel, die voranstehenden Jahreszahlen beziehen sich jedoch auf die Erstveröffentlichung in russischer bzw. ab 1941 englischer Sprache.

Romane

Karikatur V.D. Nabokovs, des Vaters von V.V. Nabokov (1911)
  • 1926 Maschenka (auch: Sie kommt, kommt sie) (Orig. russ. Mašenka; engl. Mary, 1970)
  • 1928 König Dame Bube (Korol’-dama-valet; engl. King, Queen, Knave, 1968)
  • 1930 Lushins Verteidigung (Zaščita Lužina; engl. The Defense, 1964)
  • 1930 Der Späher (Sogljadataj; engl. The Eye, 1978)
  • 1932 Die Mutprobe (Podvig; engl. Glory, 1971)
  • 1932 Gelächter im Dunkel (Kamera obskura; engl. Laughter in the Dark, 1936)
  • 1934 Verzweiflung (Otčajanie; engl. Despair, 1937, 1966 von Nabokov verändert und erweitert)
  • 1937-1952 Die Gabe (Dar, unvollständig 1937-1938, vollständig 1952; engl. The Gift, 1963)
  • 1938 Einladung zur Enthauptung (Orig. russ. Priglašenie na kazn’; engl. Invitation to a Beheading, 1959)
    • deutsch, übersetzt aus dem Englischen von Dieter E. Zimmer, Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg 1973, ISBN 3-499-11641-3.
  • 1941 Das wahre Leben des Sebastian Knight (Orig. engl. The Real Life of Sebastian Knight)
  • 1947 Das Bastardzeichen (Bend Sinister)
  • 1955 Lolita
  • 1957 Pnin
  • 1962 Fahles Feuer (Pale Fire)
  • 1969 Ada oder Das Verlangen. Aus den Annalen einer Familie. (Ada; or Ardor: A Family Chronicle)
  • 1972 Durchsichtige Dinge (Transparent Things)
  • 1974 Sieh doch die Harlekins! (Look at the Harlequins!)
  • 2009 Das Modell für Laura (The Original of Laura; englisches Romanfragment aus dem Nachlass). Nabokovs Sohn Dmitri kündigt die Veröffentlichung im April 2008 an.[10] Am 12. August 2008 kündigte die Wochenzeitung Die Zeit an, in ihrer aktuellen Ausgabe bisher unbekannte Auszüge aus dem Manuskript im Original abzudrucken.[11] Am 10. November 2009 erschien die deutsche Ausgabe des Werkes. Dmitri Nabokow setzte sich über den Wunsch seines Vaters hinweg, der das Manuskript nach seinem Tod vernichtet haben wollte.[12]

Erzählungen

  • 1939 Der Zauberer (Volšebnik, Erzählung; engl. The Enchanter 1986)

Anthologien

  • 1962 Frühling in Fialta (später als Gesammelte Erzählungen)
  • 1989 Erzählungen I – 1921-1934, ISBN 3-498-04651-9
  • 1989 Erzählungen II – 1925-1951, ISBN 3-498-04652-7
  • 1993 Deutliche Worte (Interviews, Leserbriefe, Essays), ISBN 3-498-04658-6
  • 1995 Briefwechsel 1940-1971, ISBN 3-498-04660-8
  • 2000 Dramen, ISBN 3-498-04653-5
  • 2004 Eigensinnige Ansichten, ISBN 3-498-04662-4

Autobiographisches

  • 1951 Andere Ufer. Ein Buch der Erinnerung. (Conclusive Evidence)
  • 1967 Erinnerung, sprich. Wiedersehen mit einer Autobiographie (Speak, Memory)

Übersetzungen

Vom Russischen ins Englische:

  • Eugene Onegin (Eugen Onegin von Alexander Puschkin), 4 Bände, mit ausführlichen Kommentaren; von Sabine Baumann und Christiane Koerner vom Englischen ins Deutsche übersetzt (zusammen mit der Übersetzung von Puschkins Versroman aus dem Russischen). Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main, 2009. ISBN 978-3-86600-018-6
  • A Hero of our Time (Ein Held unserer Zeit von Michail Lermontow)

Vom Englischen ins Russische:

  • Аня в стране чудес (Anja im Wunderland, Nachdichtung von Lewis Carrolls Alice’s Adventures in Wonderland)

Verfilmungen

  • 1978: Despair – Eine Reise ins Licht Drehbuch: Tom Stoppard, Regie: Rainer Werner Fassbinder

Literaturwissenschaft

  • 1984 Die Kunst des Lesens: Meisterwerke der russischen Literatur', ISBN 3-10-051503-X
  • 1984 Die Kunst des Lesens: Meisterwerke der europäischen Literatur, ISBN 3-596-10495-5
  • 1985 Die Kunst des Lesens: Cervantes Don Quijote, ISBN 3-10-051504-8

Literatur

  • Maria R. Kecht: Das Groteske im Prosawerk von Vladimir Nabokov. 1983, ISBN 3-416-01739-0
  • Boris Nossik: Nabokov. 1999, ISBN 3-7466-1560-7
  • Brian Boyd: Vladimir Nabokov – die russischen Jahre. 1999, ISBN 3-498-00564-2
  • Sabine Baumann: Vladimir Nabokov: Haus der Erinnerung. 1999, ISBN 3-86109-148-8
  • Thomas Urban: Vladimir Nabokov – Blaue Abende in Berlin; Berlin: Propyläen, 1999; ISBN 3-549-05777-6
  • Donald E. Morton: Vladimir Nabokov. rororo Bildmonographien, Reinbek: Rowohlt, 2001; ISBN 3-499-50328-X
  • Dieter E. Zimmer: Nabokovs Berlin. Berlin: Nicolai, 2001; ISBN 3-87584-095-X
  • Tilo Richter (Hg.), Horst Tappe: Nabokov; Basel: Christoph Merian, Basel 2001; ISBN 3-85616-152-X (Fotografien Nabokovs von Horst Tappe mit Zitaten (e/d/f) von Nabokov)
  • Brian Boyd: Vladimir Nabokov – die amerikanischen Jahre. 2005, ISBN 3-498-00565-0
  • Michael Maar: Solus Rex. Die schöne böse Welt des Vladimir Nabokov. 2007, ISBN 978-3-8270-0512-0
  • Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita : Auskünfte zu einem epochalen Roman, Reinbek: Rowohlt, 2008, ISBN 978-3-498-07666-5

Weblinks

Commons: Vladimir Nabokov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Auf die beiden spielte Nabokov in einem Interview, das er 1966 gab, an: Die Zeit, 28. Oktober 1966 Nr. 44, S. 19f. Despot in meiner Welt
  2. Michael Maar: Solus Rex, S. 84
  3. Deutschlandfunk zu Fahles Feuer: „Der Kommentar als Erzählung“, 22. Juni 2008
  4. Dmitri Nabokov, Steward of Father’s Literary Legacy, Dies at 77. In: New York Times vom 25. Februar 2012
  5. Daniela Rippl (Hg.), Vladimir Nabokov, Alexander Fest Verlag, Berlin 1998
  6. Boris Nossik, Nabokov – Eine Biographie, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1999
  7. Siehe Markus Gasser: Das Königreich im Meer – Daniel Kehlmanns Geheimnis. Wallstein, Göttingen 2010
  8. http://cicero.de/97.php?ress_id=7&item=2112
  9. http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~EB3B3DED44CAC4FEF9409E6D56BF04A76~ATpl~Ecommon~Scontent.html
  10. Wieland Freund: Nabokovs „Laura“ wird doch nicht verbranntDie Welt vom 21. April 2008
  11. Malte Herwig: Sein letztes Spiel. Eine literarische Sensation: Erste Auszüge aus Nabokovs nachgelassenem Roman »The Original of Laura«Die Zeit Nr. 34 vom 14. Aug. 2008
  12. Vladimir Nabokov: Das Modell für Laura beim Rowohlt Verlag

Vorlage:Navigationsleiste Nabokov

Die News der letzten Tage