Zippammer
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Zippammer | ||||||||||
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Zippammer (Emberiza cia) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Emberiza cia | ||||||||||
Linnaeus, 1766 |
Die Zippammer (Emberiza cia) ist eine Vogelart aus der Familie der Ammern (Emberizidae). Beide Geschlechter sind anhand der auffälligen Kopfzeichnung leicht zu identifizieren. Mitteleuropa gehört zum Nordrand des Verbreitungsgebiets dieser Art. Ihr Bestand ist vor allem durch Lebensraumvernichtung zurückgegangen und sie zählt zu den bedrohten Vogelarten Mitteleuropas. Ihr Verbreitungsschwerpunkt ist Südeuropa, Nordafrika und Zentralasien.
Beschreibung
Die Zippammer erreicht eine Körperlänge von 16 Zentimetern und ein Gewicht von 25 Gramm. Es besteht kein auffälliger Sexualdimorphismus. Weibchen sind lediglich etwas matter gefärbt und die Kopfzeichnung ist nicht so deutlich abgegrenzt.
Der Kopf der adulten Männchen ist grau gefärbt und weist eine schwarze Wangenzeichnung sowie einen weißen Augenstreif auf. Der schwarze Backenstreif setzt sich bis zum Nacken als untere Kopfumrandung fort. Der Bauch ist orangebraun und die Unterseite des Schwanzes hat sehr viel Weiß. Der Rücken ist bräunlich mit schwarzen Längsstreifen. Auf der Oberseite des Schwanzes fallen weiße Kanten auf. Weniger auffallend ist die feine, doppelte Flügelbinde. Der Bürzel ist ungestreift, bei Altvögeln hat er einen rostbraunen Farbton. Die Flügel sind ziemlich breit und der Schwanz ist verhältnismäßig lang. Der Oberschnabel ist dunkel gefärbt, der Unterschnabel ist wesentlich heller.
Die Jungvögel sind viel unscheinbarer und schwerer zu bestimmen. Sie sind vor allem an der Schnabelfarbe und am charakteristischen Schwanzmuster von anderen Arten zu unterscheiden. Nestlinge weisen lange, dichte und dunkelgraue Dunen auf. Ihr Rachen und die Zinge ist gelblichrosa, während die Zungenpapillen blassrosa sind. Die Zungenränder und die Zungenspitze sind dagegen gelb, die Schnabelwülste sind blass gelb.[1]
Die Zippammer ist auf Grund ihrer auffälligen Kopfzeichnung leicht zu bestimmen und mit anderen Ammern schwer zu verwechseln, da sie keiner europäischen Ammer ähnlich sieht.
Zippammer verhalten sich häufig sehr unauffällig und sind ziemlich scheu. Das Männchen trägt (gerne von einer Warte aus) eine hastige, hell klingende Strophe vor, die an eine Heckenbraunelle erinnert. Weiter zu ihrem Repertoire gehören häufig zu hörende helle, kurze Rufe wie „zip“ oder „zie“.
Verbreitungsgebiet
Das Verbreitungsgebiet der Zippammer erstreckt sich über Südeuropa, den Nordwesten Nordafrikas sowie die Türkei, den Iran und den Kaukasus bis in das zentralasiatische Hochland. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft durch Mittelfrankreich, Südwest- und Westdeutschland und den Karpatenbogen. In Afrika ist die Zippammer als Brutvogel auf den Norden und Westen Marokkos, den Norden Algeriens und Tunesien beschränkt. Sie ist dort gewöhnlich in Höhenlagen zwischen 600 und 1.500 Metern anzutreffen, im Atlasgebirge Marokkos kommt sie aber gelegentlich noch über 2.700 Höhenmeter vor.[2] In der Maquis Marokkos brüten zwischen 5 bis 34 Paare pro Quadratkilometer.[3] Im Süden ihres Verbreitungsgebietes ist die Zippammer ein Standvogel, mitteleuropäische Brutvögel sind dagegen überwiegend Kurzstreckenzieher, die im Oktober wegziehen und im März zurückkehren. An klimatisch besonders begünstigten Stellen überwintern einzelne Brutvögel aber auch in Mitteleuropa.[4]
Lebensraum und Bestand
Die Zippammer liebt sonnige, mit Steinen bestückte Hänge mit Büschen und Bäumen. Sie kommt gelegentlich auch in Weinbergen vor. In Deutschland hat der Bestand seit den 60-70er Jahren stark abgenommen und liegt heute bei insgesamt nur 300 bis 350 Revieren. Die größten Brutbestände weist Rheinland-Pfalz auf (200-250 Brutpaare). Weitere kleinere Vorkommen finden sich in Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Die nördlichsten Bestände in Deutschland finden sich im Hochsauerlandkreis bei Brilon in mehreren Steinbrüchen. Für den Rückgang verantwortlich sind vor allem die Lebensraumzerstörung und die Aufgabe der traditionellen Schafbeweidung. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands ist die Zippammer als vom Aussterben bedroht (Kat. 1) eingestuft.
Lebensweise
Die Zippammer ernährt sich nach Ammernart von feinen Sämereien und gelegentlich auch von Insekten. Insekten spielen vor allem in der Fortpflanzungszeit eine Rolle. Sie pickt beispielsweise die Kapseln des Gewöhnlichen Gilbweiderichs auf und frisst die feinen, nur 1 Millimeter langen Samen. Nach der Fortpflanzungszeit bilden Zippammern gelegentlich kleine Trupps und sind dann auch mit der Hausammer vergesellschaftet. Ihre Nahrung finden sie überwiegend auf dem Boden. Aufgeschreckte Vögel suchen zwischen Felsen oder in Baumwipfeln Deckung.[5]
Die Zippammer ist ein monogamer und territorialer Einzelbrüter. Die in Deutschland untersuchten Brutreviere wiesen eine durchschnittliche Größe von 2,55 Hektar auf.[6] Die Brutzeit beginnt in Mitteleuropa im April und dauert bis Mitte Juni. Zippammern ziehen jährlich ein bis zwei Bruten groß.
Der Brutstandort befindet sich in höheren Lagen auf felsigen, mit Gras, Gestrüpp und einzelnen Bäumen bewachsenen Berghängen. In tieferen Lagen brütet die Zippammer bevorzugt auf felsigen Hängen oder Kulturland wie beispielsweise Weinberge, die Steinmauern aufweisen. Auch Steinbrüche werden als Brutstandort genutzt. Das Nest befindet sich in der Regel in einer Spalte zwischen Felsblöcken oder in einer Mauerritze. Gelegentlich bauen Zippammern ihr Nest auch niedrig in Büschen. Das relativ umfangreiche Nest besteht meistens zum Großteil aus Gras, für die Innenauskleidung werden Haare und feines Pflanzenmaterial verwendet. Das Nest wird allein vom Weibchen errichtet, das dafür drei bis sieben Tage benötigt. Das notwendige Nistmaterial sucht sie in einer Umgebung von zehn bis 30 Meter vom Niststandort entfernt.[7] Das Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern. Diese sind spindelförmig mit einer glatten Oberfläche und glänzen schwach. Die Schale ist gräulich oder bläulich weiß, gelegentlich auch leicht purpurfarben oder braun überwaschen. Auffällig sind die zahlreichen feinen, schwarzen Linien und Schnörkel.
Die Brutzeit beträgt zwölf bis vierzehn Tage, es brütet allein das Weibchen. Die Nestlingszeit dauert zehn bis zwölf Tage. An der Fütterung der Nestlinge sind beide Elternvögel beteiligt, allerdings hudert ausschließlich das Weibchen. Die Jungvögel sind beim Verlassen des Nestes noch nicht flugfähig und sitzen versteckt in der Umgebung des Nestes. Sie werden weitere zwei bis drei Wochen gefüttert. Brütet das Elternpaar ein zweites Mal versorgt nur das Männchen die Jungvögel, ansonsten füttern beide Elternvögel.[8]
Literatur
- Einhard Bezzel: Vögel. BLV Verlagsgesellschaft, München 1996, ISBN 3-405-14736-0
- C. Hilary Fry und Stuart Keith (Hrsg): The Birds of Africa – Volume VII., Christopher Helm, London 2004, ISBN 0-7136-6531-9
- Collin Harrison und Peter Castell: Jungvögel, Eier und Nester der Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. Aula Verlag, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-89104-685-5
Weblinks
- Emberiza cia in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2004. Abgerufen am 2. Januar 2009.
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Emberiza cia in der Internet Bird Collection
- Eintrag bei der Schweizerischen Vogelwarte
- Alters- und Geschlechtsmerkmale (PDF) von Gerd-Michael Heinze & Javier Blasco-Zumeta