Zolpidem


Strukturformel
Strukturformel von Zolpidem
Allgemeines
Freiname Zolpidem
Andere Namen
  • IUPAC: N,N-Dimethyl-2-(6-methyl-2-p-tolylimidazo[1,2-a]pyridin-3-yl)acetamid
  • Latein: Zolpidemum
Summenformel
  • C19H21N3O (Zolpidem)
  • (C19H21N3O)2·C4H6O6 (Zolpidem·L-(+)-Halbtartrat)
Kurzbeschreibung

Weißer Feststoff [1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 82626-48-0 (Zolpidem)
  • 99294-93-6 (Zolpidem·L-(+)-Halbtartrat)
PubChem 5732
DrugBank APRD00095
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Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05CF02

Wirkstoffklasse

Hypnotika

Eigenschaften
Molare Masse
  • 307,39 g·mol−1 (Zolpidem)
  • 764,87 g·mol−1 (Zolpidem·L-(+)-Halbtartrat)
Schmelzpunkt

196 °C (Zolpidem)[2]

pKS-Wert

6,2 [3]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Zolpidem, ein Imidazopyridin-Derivat, ist ein Arzneistoff, der in modernen Schlafmitteln eingesetzt wird und eine andere chemische Struktur besitzt als Benzodiazepine, jedoch ähnlich wirkt. Es hat eine sehr kurze Halbwertszeit (2–3 Stunden) und bildet keine pharmakologisch wirksamen Metaboliten. Es ist momentan das in den USA und in Europa meistverordnete Schlafmittel. Zolpidem wird vom Körper schnell und leicht aufgenommen, der maximale Plasmaspiegel wird nach etwa zwei Stunden erreicht.

Pharmakologie

Zolpidem gehört zur Gruppe der sogenannten GABA-Agonisten. Es wirkt auf die gleichen Rezeptoren, die sonst durch den inhibitorischen Neurotransmitter GABA aktiviert werden.

Zolpidem hat eine schwach sedierende, muskelrelaxierende und antikonvulsive Wirkung. Es erleichtert das Einschlafen, die Dauer des Schlafes wird verlängert. Im Tierversuch geprüft, ließen sich Zolpidem-Effekte durch den Benzodiazepin-Antagonisten Flumazenil aufheben. Die Schlafarchitektur scheint durch Zolpidem bei niedriger Dosierung nicht nennenswert beeinflusst zu werden. Bei höheren Dosen treten Schlafveränderungen vergleichbar den durch Benzodiazepine hervorgerufenen auf.

Wie durch die Verwandtschaft mit der Benzodiazepin-Gruppe zu erwarten, sind trotz der geringen Plasmahalbwertszeit Rebound-Phänomene, Toleranzentwicklung, physische und psychische Abhängigkeiten, sowie Entzugssymptome bei Therapiebeendigung möglich.[5][6][7] In Kombination mit Alkohol oder anderen sedierend wirkenden Substanzen (insbesondere Benzodiazepinen) ist mit einer Verstärkung der Wirkung zu rechnen. Es wird empfohlen, die Tageshöchstdosis von 10 mg (Erwachsene) und 5 mg (ältere und geschwächte Patienten) nicht zu überschreiten.[8]Aufgrund geschlechtsspezifischer Unterschiede beim Abbau von Zolpidem über das Cytochrom-P450-System der Leber empfiehlt die FDA aktuell eine Dosierung von 5mg, bei Frauen wurde diesbezüglich auch die Zulassung des Medikaments verändert[9].

Anwendung

Zolpidem ist zugelassen zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen[8] und wird als weinsaures Salz (Zolpidemtartrat) in Form von Filmtabletten zu 5 mg oder 10 mg angewendet.

Gegenanzeigen

Zolpidem darf nicht angewendet werden bei krankhafter Muskelschwäche (Myasthenia gravis), bei schwerer Beeinträchtigung der Atmung, bei wiederholtem Aussetzen der Atmung während des Schlafes (Schlafapnoe-Syndrom), bei schweren Leberschäden sowie auch nicht bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.[8]

Nebenwirkungen

Das Spektrum der Nebenwirkungen ähnelt dem der Benzodiazepine. Wie bei diesen kann es neben Müdigkeit, Dämpfung, Kopfschmerzen und Sehstörungen auch zu zeitlich begrenzten Gedächtnislücken (anterograde Amnesien), zu sogenannten „paradoxen Reaktionen“ (Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität) als auch zu anderen Verhaltensstörungen sowie Sinnestäuschungen und Wahnvorstellungen kommen; das Risiko des Auftretens letzterer ist insbesonderen bei höheren Dosen und bei älteren Patienten erhöht. Zolpidem besitzt ein hohes psychisches und körperliches Suchtpotenzial, ähnlich wie Benzodiazepine. Aus diesem Grund sollte es nicht länger als mehrere Tage verordnet werden. Die Anwendung bei Menschen mit einer vorbestehendenden Abhängigkeitserkrankung ist nur in Ausnahmefällen erlaubt.[8]

Rechtsstatus

Zolpidem ist gemäß Anlage III zum Betäubungsmittelgesetz (BtmG) ein verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Hiervon ausgenommen sind Zubereitungen zur oralen Anwendung, die ohne einen weiteren Stoff der Anlagen I bis III BtmG je abgeteilte Form bis zu 8,5 mg Zolpidem, berechnet als Base, enthalten. In diesem Fall ist es "nur" rezeptpflichtig und somit auch apothekenpflichtig. Auch in Österreich ist es apotheken- und rezeptpflichtig.

Handelsnamen

Monopräparate: Ambien (USA), Bikalm (D), Dorlotil (CH), Ivadal (A), Mondeal (A), Stilnox (D, CH, I, F, E, GB), Zoldem (D, A), Zoldorm (CH), zahlreiche Generika (D, A, CH)

Sonstiges

Im Jahr 2011 ist für drei Wachkoma-Patienten (in den USA, Australien und Frankreich) beschrieben, dass Zolpidem wiederholt zu einer vorübergehenden, eingeschränkten Wiedererlangung der Vigilanz bis hin zu voller Wachheit geführt habe.[10] Alle drei waren nach der Einnahme des Mittels zeitweilig ansprechbar und reagierten auf ihre Umwelt. Die Ursache dieser Wirkung ist noch unklar.[11]

Die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) hat mittlerweile vor dem Risiko der verzögerten Reaktionsfähigkeit am Morgen nach der Einnahme von Zolpidem gewarnt. Insbesondere Frauen sind davon betroffen, da noch relevante Blutspiegel am Morgen nach der Einnahme bestehen können. Somit kann die Verkehrstüchtigkeit eingeschränkt sein. Die FDA empfiehlt dringend, dass Medikament nur abends einzunehmen und eine Ruhephase von mindestens 7 bis 8 Stunden einzuhalten. Zudem wurde die Dosierungsempfehlung auf 5 mg (Einzelgabe) für Frauen reduziert. Ob Männer eine höhere Dosis brauchen, muss individuell vom Arzt entschieden werden.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Datenblatt Zolpidem bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  2. The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 1754, ISBN 978-0-911910-00-1.
  3. Eintrag zu Zolpidem in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM).
  4. 4,0 4,1 Eintrag zu Zolpidem in der DrugBank der University of Alberta.
  5. F. Hoffmann, M. Pfannkuche und G. Glaeske: „Hochverbrauch von Zolpidem und Zopiclon - Querschnittsstudie auf Basis von Krankenkassendaten.“ Nervenarzt. 2008 Jan;79(1):67-72.
  6. Rao RV, Sameer M. „Zolpidem dependence.“ Indian J Pharmacol 2005;37:412-413.
  7. I. A. Liappas et al.:: „Zolpidem dependence case series: possible neurobiological mechanisms and clinical management.“ Journal of Psychopharmacology, Vol. 17, No. 1, 131-135 (2003).
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Fachinformation für Zolpidemtartrat. Stand: September 2003 Mustertexte-Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
  9. FDA requiring lower recommended dose for certain sleep drugs containing zolpidem
  10. Clauss R, Nel W: Drug induced arousal from the permanent vegetative state. In: NeuroRehabilitation. 21. Jahrgang, Nr. 1, 2006, S. 23–28 (metapress.com).
  11. http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article13776180/Schlafmittel-weckt-Koma-Patienten-auf.html

Weblinks

Commons: Zolpidem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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