Europäische Waldpflanzen wandern gen Westen



Bio-News vom 10.10.2024

Die Verbreitung europäischer Waldpflanzen verschiebt sich überraschend nach Westen. Stickstoffeinträge – und in geringerem Maße der Klimawandel – sind die Hauptursachen.

Dies sind die Ergebnisse einer Studie, an der drei Forschende des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) beteiligt waren. Die Studienergebnisse widersprechen der Annahme, dass hauptsächlich der Klimawandel für die Verschiebung der Artenverbreitung verantwortlich sei. Sie werfen ein neues Licht auf die Frage, wie Umweltfaktoren, und insbesondere Stickstoffeinträge, die Artenvielfalt verändern.


Der Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) „wandert” mit einer Geschwindigkeit von knapp 5 Kilometern pro Jahr nach Westen und etwa 0,1 Kilometern pro Jahr nach Norden. Hauptgrund ist der atmosphärische Stickstoffeintrag.

Publikation:


Sanczuk, P. et al.
Unexpected westward range shifts in European forest plants link to nitrogen deposition

Science (2024)

DOI: https://doi.org/10.1126/science.ado0878



Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Arten nach Westen verlagern, ist laut der neuen Studie 2,6 Mal höher als dass sie sich nach Norden verlagern. Der Hauptgrund dafür: Hohe Stickstoffeinträge durch Luftverschmutzung, die eine rasche Ausbreitung stickstofftoleranter Pflanzenarten vor allem aus Osteuropa nach Westen ermöglichen. Die Ansiedlung konkurrenzstarker Arten in Gebieten mit hohen Stickstoffeinträgen geht oft auf Kosten hoch spezialisierter Pflanzenarten.



Die Ergebnisse verdeutlichen, dass künftige Biodiversitätsmuster durch komplexe Wechselwirkungen verschiedener Umweltveränderungen bestimmt werden und nicht allein durch den Klimawandel. „Die Wechselwirkungen des Klimawandels mit historisch wichtigen Faktoren werden häufig übersehen“, sagt Co-Autor Dr. Ingmar Staude, Wissenschaftler bei iDiv und der Universität Leipzig. „Wir können die meisten Arealverschiebungen europäischer Waldpflanzenin den vergangenen Jahrzehnten auf die Stickstoffeinträge zurückführen, und nur in geringerem Maße auf den Klimawandel.

Dies wirft eine wichtige Frage auf: Wie können sich Ökosysteme an steigende Temperaturen anpassen, während die Verschiebungen der Artenvielfalt hauptsächlich durch andere Umweltveränderungen, insbesondere die Luftverschmutzung, verursacht werden?“ Das bessere Verständnis dieser komplexen Wechselwirkungen sei wichtig für Landbewirtschafter und politische Entscheidungsträger, um biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen schützen zu können, sagen die Forschenden.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

Mehr zu den Themen


warte
warte
warte
warte
warte
warte
warte
warte
warte
warte