Flower-Power für städtische Insekten



Bio-News vom 10.06.2020

Attraktive Umgestaltung: Wenn exotische Gehölze in der Stadt durch Wildblumenwiesen ersetzt werden, lockt dies vermehrt Insekten an und trägt wesentlich zur Förderung vieler Insektengruppen bei. Zugleich ist die Pflege der Wildblumenflächen deutlich kostengünstiger im Unterhalt als die vorherige Begrünung. Dies zeigte eine zweijährige Freilandstudie im hessischen Ried.

Weltweite Berichte zeigen, dass Zahl und Vielfalt von Insekten massiv zurückgehen – mit ebenso gravierenden Folgen für die Ökosysteme, da Insekten zugleich als Bestäuber wie als Nahrungsquelle für andere Tiere dienen. Bislang nicht erforscht war, ob und wie es die Insektenvielfalt beeinflusst, wenn man im urbanen Umfeld exotische Gehölze, die oft als „Straßenbegleitgrün“ zum Einsatz kommen, gezielt durch Wildblumen ersetzt. Unter anderem dieser Frage widmete sich eine Gruppe von Forschenden und Studierenden der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Umwelt der Stadt Riedstadt.


Heimische Wildpflanzen wie die Acker-Witwenblume bieten Nahrung und Lebensraum für Insekten im Siedlungsraum. Hier treffen sich Knautien-Sandbiene (Wildbiene des Jahres 2017, l.) und Gelbbindige Furchenbiene (Wildbiene des Jahres 2018)

Publikation:


Karsten Mody, Doris Lerch, Ann-Kathrin Müller, Nadja K. Simons, Nico Blüthgen, Matthias Harnisch
Flower power in the city: Replacing roadside shrubs by wildflower meadows increases insect numbers and reduces maintenance costs
PLOS ONE

DOI: 10.1371/journal.pone.0234327



In einer zweijährigen Freilandstudie sammelte und erfasste die Forschungsgruppe Arthropoden – Gliederfüßer, unter anderem Spinnen und Insekten wie Ameisen, Käfer und Heuschrecken – auf Grünflächen. Neben einer Bestandsaufnahme der auftretenden Arten wurden die Zahlen der Exemplare auf seit einigen Jahren bestehenden sowie jüngeren Wildblumenwiesen und in exotischen, also nicht ursprünglich hier beheimateten Gehölzen, verglichen. Auch die Größe der Grünflächen, vorherige Nutzung, das urbane Umfeld und das Mäh-Regime gingen in die Untersuchung ein.

Als besonders aussagekräftig erwies sich der Vergleich zwischen den Bepflanzungsarten: Je nach Fangmethode lag die Zahl der Insekten auf Wildblumenflächen zwischen 212 und 260 Prozent höher als die Zahl der Exemplare, die auf Gehölzflächen gesammelt wurden. „Unsere Studie zeigte deutlich, dass viele Insektengruppen durch das Anlegen von Wildblumenwiesen gefördert werden können“, sagt Privatdozent Karsten Mody, Erstautor der Studie. Einige Arthropodengruppen profitierten zudem auch davon, wenn Flächen seltener gemäht wurden.

So können öffentliche, private und landwirtschaftlich genutzte Grünflächen in Stadt und Land – bei geeignetem Management – auch dem Erhalt der Insektenvielfalt dienen. „Dieses aktuelle und relevante Thema werden wir in den nächsten Jahren in mehreren Arbeitsgruppen der TU in Darmstadt und Umgebung vertiefen – im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts ,Biodiversitätskulturen in Stadt und Land – Integrative Forschung zur Förderung der Insektenvielfalt auf Grünflächen‘“, ergänzt Professor Nico Blüthgen, Mitautor der Studie und Leiter der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten für die untersuchte Kommune Riedstadt nicht nur darlegen, dass eine Umgestaltung die Insektenvielfalt fördert. Sie zeigten auch, dass die Pflege der Wildblumenwiesen im Vergleich zu den ursprünglichen Gehölzen um den Faktor fünf günstiger ist, da die Flächen nun einfach und schnell gemäht werden können, und der Bewuchs nicht mehr aufwändig mit Heckenscheren zurückgeschnitten werden muss.

„Durch die erhöhte Insektendichte können städtische Grünflächen, wenn sie als Wildblumenwiesen angelegt sind, sehr wertvoll für die Biodiversität sein“, sagt Mody. „Man kann Insekten fördern und Kosten sparen – eine echte Win-win-Situation.“


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Technischen Universität Darmstadt via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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