Menschenaffen reagieren auf Kamerafallen



Bio-News vom 14.03.2019

Ein internationales Forschungsteam vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat Videoaufzeichnungen aus Kamerafallen analysiert, die sie in den Lebensräumen der Menschenaffen in ganz Afrika aufgestellt hatten, um herauszufinden, wie die Tiere auf diese unbekannten Objekte reagieren würden. Die Reaktionen unterscheiden sich je nach Menschenaffenart und sogar zwischen Individuen derselben Art, hatten jedoch alle eins gemeinsam: Die Menschenaffen bemerken die Kameras.

"Unser Ziel war es, die Reaktionen von Schimpansen, Bonobos und Gorillas auf unbekannte Objekte in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, da in der vergleichenden Psychologie häufig Experimente mit neuen Objekten gemacht werden, und wir herausfinden wollten, ob die drei Menschenaffenarten unterschiedlich darauf reagieren", sagt Ammie Kalan, Primatologin am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. "Besonders überrascht waren wir über die unterschiedlichen Reaktionen, die wir bei Schimpansen und Bonobos beobachtet haben. Als nahe verwandte Arten sind sie einander genetisch sehr ähnlich. Wir erwarteten also, dass sie auch ähnlich auf die Kameras reagieren würden – aber das war nicht der Fall."

"Die Schimpansen interessierten sich generell eher weniger für die Kamerafallen – sie schienen ihre Anwesenheit kaum zu bemerken und fühlten sich im Allgemeinen nicht von ihnen gestört", sagt Kalan. "Die Bonobos hingegen fühlten sich von den Kamerafallen gestört; sie näherten sich ihnen nur zögerlich oder hielten sich sogar absichtlich von ihnen fern."


Schimpansen (links), Gorillas (Mitte) und Bonobos (rechts) bemerken neue Objekte in ihren natürlichen Lebensräumen, reagieren jedoch unterschiedlich darauf.

Publikation:


Ammie Kalan et al.
Novelty Response of Wild African Apes to Camera Traps
Current Biology, 14. März 2019

DOI: 10.1016/j.cub.2019.02.024



Auch Tiere derselben Art reagierten unterschiedlich auf die Kameras. Menschenaffen, die in Gebieten leben, wo Menschen präsent sind – wie zum Beispiel in der Nähe von Forschungsstationen – können für unbekannte Gegenstände desensibilisiert werden und finden diese dann nicht mehr so interessant. Ein anderes Tier derselben Art, das weniger häufig mit fremden oder neuen Gegenständen Kontakt hatte, findet diese dann möglicherweise interessanter. Auch das Alter der Tiere spielte eine Rolle. "Jüngere Menschenaffen erforschen die Kamerafallen intensiver, indem sie sie über längere Zeiträume hinweg anstarren", sagt Kalan. "Wie Menschenkinder nehmen auch junge Menschenaffen viele Informationen auf, um mehr über ihre Umgebung zu erfahren. Ihre Neugier hilft ihnen dabei."

Die große Bandbreite der von den Menschenaffen gezeigten Reaktionen und die komplexen Unterschiede sowohl zwischen den Arten als auch innerhalb einer einzigen Art verdeutlichen, dass Forschende zukünftig vorab darüber nachdenken müssen, wie Tiere auf unbekannte Aufzeichnungsgeräte in ihren natürlichen Lebensräumen reagieren. "Wenn wir Beobachtungsdaten sammeln, könnte es durchaus problematisch sein, dass sich das Verhalten der Tiere angesichts der Aufzeichnungsgeräte je nach Art oder Individuum verändert", sagt Kalan. "Um diesen Effekt einzudämmen, sollte es Vorbereitungsphasen geben, in der sich die Wildtiere an die neuen Objekte gewöhnen können."

Trotz dieser möglichen Komplikation ist der Einsatz von Kamerafallen zur Beobachtung von Wildtierpopulationen nach wie vor eine der nützlichsten Möglichkeiten. "Unser Wissen ist in der Regel dadurch begrenzt, dass wir nur wenige Tiergruppen oder -populationen genauer beobachtend untersuchen können. Die Verwendung von Technologien wie Kamerafallen löst dieses Problem effektiv", sagt Kalan. "Auch im Hinblick auf die Erforschung der Verhaltensflexibilität der Tiere könnte es interessant sein, ihre Reaktionen auf diese neuen Technologien zu untersuchen. Daher würde ich mir wünschen, dass mehr Forschende im Rahmen des Biomonitoring auch das Verhalten der Tiere neuen Objekten gegenüber näher betrachten."


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt

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