Mosaiklandschaften fördern funktionelle Vielfalt bei Insekten und Spinnen



Bio-News vom 21.10.2015

Kleinräumig strukturierte Lebensräume können die negativen Effekte intensiven Grünlandmanagements ausgleichen.

Wie ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung der Universität Göttingen herausgefunden hat, können kleinräumig strukturierte Lebensräume in der Agrarlandschaft die negativen Effekte intensiven Grünlandmanagements ausgleichen und dazu beitragen, diverse Artengemeinschaften und ihre vielfältigen Ökosystemfunktionen im Grünland zu erhalten und zu fördern.

Kleinräumige Landschaftsstrukturen sind aufgrund der fortschreitenden landwirtschaftlichen Intensivierung selten geworden, dennoch sind sie von besonderer Bedeutung für die Zusammensetzung vielfältiger Artengemeinschaften im Grünland. Insekten und Spinnen übernehmen dort wichtige Ökosystemfunktionen, wie zum Beispiel biologische Schädlingskontrolle oder Bestäubung, die durch Lebensraumverluste und intensive Flächenbearbeitung zunehmend eingeschränkt werden. Wie ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung der Universität Göttingen herausgefunden hat, können kleinräumig strukturierte Lebensräume in der Agrarlandschaft die negativen Effekte intensiven Grünlandmanagements ausgleichen und dazu beitragen, diverse Artengemeinschaften und ihre vielfältigen Ökosystemfunktionen im Grünland zu erhalten und zu fördern. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Communications erschienen.

Im Rahmen des DFG-Projekts „Exploratorien zur funktionellen Biodiversitätsforschung“ haben die Wissenschaftler aus Göttingen sowie den Technischen Universitäten München und Darmstadt und den Universitäten Freiburg und Würzburg die Auswirkungen der Zusammensetzung und räumlichen Struktur der Agrarlandschaft sowie der lokalen Landnutzungsintensität auf die funktionelle Zusammensetzung von Gliederfüßer-Gemeinschaften im Grünland untersucht. „Besonders interessant ist, dass die positiven Effekte einer kleinräumigen Landschaftsstruktur sogar negative Auswirkungen hoher lokaler Landnutzungsintensität in den Grünlandflächen ausgleichen können“, sagt Dr. Catrin Westphal, Leiterin der Studie von der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. „Selbst auf intensiv genutzten Grünlandflächen sind also funktionell diverse Artengemeinschaften mit vielen kleinen, spezialisierten und ausbreitungsschwachen Arten zu finden, wenn diese in heterogen strukturierten Landschaften liegen. Nur ein breites Spektrum an funktionell vielfältigen Arten kann langfristig wichtige Ökosystemfunktionen sichern, insbesondere in intensiv genutzten und oftmals stark gestörten Agrarökosystemen.“

Überraschend war auch, dass die untersuchten 640 Spinnen-, Käfer-, Fliegen-, Wanzen-, Zikaden-, Hautflügler- und Schmetterlings-Arten gleichermaßen auf die Vereinheitlichung der Agrarlandschaft reagierten. „In eintönigen Landschaften und intensiv bewirtschaftetem Grünland kommen vor allem die ausbreitungsstarken und großen Arten mit wenig spezialisiertem Nahrungsspektrum vor. Nur in vielfältig strukturierten Landschaften sind auch weniger ausbreitungsstarke kleinere und stärker spezialisierte Arten im Grünland zu finden, selbst bei intensiver Grünlandnutzung“, ergänzt die Göttinger Erstautorin Dr. Sagrario Gámez-Virués.

„Um den Rückgang der Biodiversität in Agrarlandschaften zu stoppen, sollte neben dem lokalen Management von Lebensräumen auch die Heterogenität von Agrarlandschaften erhalten oder verbessert werden. Dies wäre auch ein Ziel für die EU-Biodiversitätsstrategie 2020“, sagt Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen.


Diese Newsmeldung wurde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.


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