Weniger invasive Arten in Naturräumen indigener Bevölkerungen



Bio-News vom 29.05.2024

Die Verschleppung von Pflanzen- und Tierarten in neue Regionen durch den Menschen nimmt weltweit rasant zu. Manche dieser nichtheimischen Arten haben massive Auswirkungen, da sie Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen.

Unklar war bislang, ob es bei der Ausbreitung solcher invasiver Arten Unterschiede zwischen Gebieten, die von indigenen Bevölkerungen betreut werden, und anderen Regionen gibt. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Gießen und mit Beteiligung von Franz Essl von der Universität Wien fand heraus, dass es in Gebieten indigener Bevölkerungen deutlich weniger invasive Arten gibt als in vergleichbaren Naturräumen und liefert spannende Hintergründe dazu.


Die aus Nordamerika stammende Robinie ist in zahlreichen Regionen der Erde eingeführt worden, und verändert in vielen Regionen Wälder.

Publikation:


Seebens H, Niamir A, Essl F, Garnett ST, Kumagai JA, Molnar Z, Saeedi H, Meyerson LA
Biological invasions on Indigenous peoples’ lands

Nature Sustainability (2024)

DOI: 10.1038/s41893-024-01361-3



Tausende Pflanzen- und Tierarten sind mittlerweile in fremden Regionen ansässig, weil sie durch Menschen eingeschleppt wurden. „Einige nichtheimische Arten werden für heimische Arten zum Problem – als Räuber, Konkurrenten um Nahrung und Lebensraum oder Überträger von Krankheiten“, erklärt der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien, einer der Mitautorinnen und Mitautoren der Studie.

Die Verschleppung von Pflanzen und Tieren ist menschengemacht. Forscherinnen und Forscher stellten sich nun die Frage, ob in Gebieten, die von indigenen Bevölkerungen verwaltet werden, weniger fremde Arten zu finden sind als in vergleichbaren Regionen. Zur indigenen Bevölkerung zählen alle Ethnien, die meist schon lange vor der Ankunft der Forschenden diese Regionen besiedelt haben – also etwa die Native Americans, die Aborigines Australiens, oder die Samen in Skandinavien.


Das Grauhörnchen aus Nordamerika breitet sich derzeit in Europa aus und verdrängt das Eurasische Eichhörnchen.

Gebiete indigener Bevölkerungen weisen wenige nichtheimische Arten auf

Weltweit werden 28% der Landoberfläche von indigenen Bevölkerungen besiedelt, wobei sich ein Großteil dieser Gebiete in entlegenen Regionen der Erde befindet. Viele dieser Gebiete sind für den Erhalt der Artenvielfalt von enormer Bedeutung, liegen sie doch häufig in Hotspots der Artenvielfalt wie im Amazonas oder in Wildnisgebieten wie der Arktis. „Indigene Bevölkerungen verwalten und nutzen diese Gebiete schon über lange Zeiträume in nachhaltiger Weise, wodurch dort der Verlust der Biodiversität deutlich geringer ausfällt als in vielen anderen Gebieten dieser Erde“, so Franz Essl.

Die Forscherinnen und Forscher haben Millionen von Datenpunkten zur Verbreitung nichtheimischer Pflanzen- und Tierarten analysiert, um diese Frage erstmals umfassend zu beantworten. "Das Ergebnis war beeindruckend", erläutert Hanno Seebens, der Erstautor der Studie. "Im Vergleich zu anderen Gebieten finden sich in Gebieten indigener Völker ein Drittel weniger nicht heimische Arten." Diesen enormen Unterschied führen die Forscherinnen und Forscher vor allem auf geringere Landnutzung, einen höheren Anteil an Wäldern und ein geringeres Verkehrsnetz in indigenen Gebieten zurück.

Nachhaltige Landnutzung als Schlüssel zur Bewahrung der Biodiversität

Diese Ergebnisse zeigen die enorme Bedeutung von nachhaltiger Landnutzung zur Verhinderung der Ausbreitung nichtheimischer Arten – und zum Schutz der Biodiversität generell. "Indigene Bevölkerungen nutzen ihre Regionen meist traditionell und nachhaltig. Das zeigt, dass der Schutz der Rechte dieser Bevölkerungen auch für den Schutz der Biodiversität essenziell ist – etwa in Gebieten wie der Amazonasregion oder in Südostasien, wo der Raubbau an Wäldern ein massives Problem darstellt", so das Fazit von Franz Essl.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Wien erstellt.

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