Wenn männliche Kumpel weniger wichtig werden als weibliche Paarungspartner



Bio-News vom 25.05.2022

Enge Freundschaften zwischen Männchen sind im Tierreich selten, da Männchen in der Regel um Rang und Zugang zu Weibchen konkurrieren. Männliche Freundschaften können aber auch von Vorteil sein, wenn Freunde den Aufstieg in der Ranghierarchie unterstützen oder helfen, weibliche Tiere vor Übergriffen durch andere Männchen zu verteidigen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Vorteile von Männerfreundschaften bei freilebenden Guineapavianen im Senegal untersucht. Diese Pavianart ist bekannt für starke Bindungen unter Männchen und das Fehlen einer klaren männlichen Ranghierarchie. Sie wollten herausfinden, ob Männchen mit vielen Freunden für Weibchen attraktiver sind, weil sie diesen und ihrem Nachwuchs möglicherweise einen besseren Schutz vor Raubtieren bieten. Viele Freunde zu haben, wirkte sich jedoch nicht positiv auf den Fortpflanzungserfolg der Männchen aus.


Zwei eng befreundete männliche Guineapaviane (Papio papio) bei der gegenseitigen Fellpflege im Niokolo-Koba-Nationalpark in Senegal.

Publikation:


Dal Pesco F, Trede F, Zinner D, Fischer J.
Male–male social bonding, coalitionary support and reproductive success in wild Guinea baboons

Proc. R. Soc. B 289:20220347 (2022)

DOI: 10.1098/rspb.2022.0347



Es zeigte sich, dass Männchen weniger Zeit mit anderen Männchen verbrachten, sobald sie sich mit den Weibchen zusammengetan und mit der Zeugung von Nachwuchs begonnen hatten. Obwohl männliche Tiere „im besten Alter“ in moderatem Umfang Kontakte zu anderen Männchen aufrechterhielten, veränderten sie ihre Investition in soziale Beziehungen drastisch, um ihren Fortpflanzungserfolg zu maximieren.

Männliche Freunde können emotionale Unterstützung bieten; sie können bei der Verteidigung gegen Rivalen oder beim Erwerb eines hohen sozialen Status helfen. Aber alles ändert sich, sobald weibliche Artgenossen ins Spiel kommen. Das gilt in Leonhard Bernsteins „West Side Story" ebenso wie bei wilden Pavianen. Federica Dal Pesco, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Kognitive Ethologie am Deutschen Primatenzentrum (DPZ), untersuchte den Zusammenhang zwischen männlichen Freundschaften, gegenseitiger Unterstützung und Fortpflanzungserfolg bei freilebenden Guineapavianen an der DPZ-Feldstation Simenti im Senegal.



Eine tolerante vielschichtige Gesellschaft

Guineapaviane leben in einer toleranten Gesellschaft mit mehreren Ebenen. Die Kerneinheiten bestehen aus einem Männchen und ein bis sechs Weibchen und deren Nachkommen. Mehrere dieser Kerneinheiten und Junggesellen-Männchen bilden eine "Clique". Zwei bis drei "Cliquen" schließen sich zu einer "Gang" zusammen. Fast alle Nachkommen werden von dem Männchen der jeweiligen Kerngruppe gezeugt; Junggesellen-Männchen sind in der Regel nicht sexuell aktiv. Guineapaviane sind in sozialer Hinsicht bemerkenswert tolerant. Die Männchen unterhalten enge Bindungen zu anderen Männchen und haben keine klare Rangordnung. Die Weibchen wählen ihre Sexualpartner frei und bleiben mehrere Wochen bis zu mehreren Jahren mit demselben Männchen zusammen.



Kluge Zeiteinteilung

Entgegen den Vorhersagen gab es keine Hinweise darauf, dass Männchen mit vielen Freunden für weibliche Tiere attraktiver sind. Stattdessen passten die Männchen ihre soziale Zeit an die Anzahl der Weibchen an, mit denen sie zusammen waren: Je mehr Weibchen sie in ihrer Gruppe hatten, desto weniger Zeit verbrachten sie mit ihren männlichen Freunden. Darüber hinaus unterstützten sich Freunde zwar eher gegenseitig in Koalitionen, doch stand diese Unterstützung in keinem Zusammenhang mit dem Fortpflanzungserfolg.

„Es sind vor allem die jungen und alten Junggesellen, die genügend Zeit haben, um mit anderen Männchen zusammen zu sein und auf diese Weise möglicherweise sicherzustellen, dass sie in der Gruppe bleiben können", sagte Federica Dal Pesco, Erstautorin der Studie. „Sobald die Männchen jedoch für die Weibchen attraktiv werden, verlagern sie ihre Aufmerksamkeit auf diese, um so ihren Fortpflanzungserfolg zu steigern", so Federica Dal Pesco. „Was wir noch nicht wissen, ist, ob männliche Freundschaften dazu beitragen, die ersten Weibchen früher anzuziehen oder den Status als fortpflanzungsaktives Männchen länger aufrechtzuerhalten", fügte Julia Fischer, Ko-Autorin der Studie, hinzu. „Um diese Frage zu beantworten, brauchen wir viele weitere Jahre der Beobachtung", schloss sie.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Deutschen Primatenzentrums GmbH - Leibniz-Instituts für Primatenforschung via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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