Wächter über Südbayerns Waldbäche: Der Grubenlaufkäfer
Bio-News vom 18.11.2023
Alle sechs Jahre führt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) turnusmäßige Erhebungen zu den EU-weit geschützten Waldarten und Lebensräumen durch. Ein ganz besonderer Schatz unter diesen Arten ist der Grubenlaufkäfer (Carabus variolosus nodulosus).
Dieser mit etwa 3 Zentimetern Größe sehr stattliche Käfer ist in Deutschland außerhalb Bayerns bis auf ein Vorkommen vollständig ausgestorben. In Südbayern kommt der Grubenlaufkäfer jedoch noch an ca. 100 Standorten vor. Daher hat Bayern eine ganz besondere Verantwortung für diese Art. Folgerichtig liegen von den bundesweit 63 Monitoringpunkten nicht weniger als 62 in Bayern.
Der Grubenlaufkäfer ist ein reiner Waldbewohner und kommt weltweit nur in Europa vor. Nur wenn Wasserläufe intakt und gut vernetzt sind, sowie naturnahe Laubwälder an ihrem Rand wachsen, findet der seltene Käfer einen geeigneten Lebensraum. „Dieser Käfer ist daher ein Indikator für den Zustand der Waldbäche und Waldquellen“, so Dr. Peter Pröbstle, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Ungestörte Waldbäche haben in unseren Wäldern aber auch wichtige Funktionen für den Verbund von Lebensräumen anderer Tiere und Pflanzen sowie die Regulation des Wasserhaushaltes.
In den immer trockener werdenden Landschaften versiegen diese Adern jedoch zunehmen. Gleichzeitig spülen zunehmende Starkniederschläge die Bachläufe zeitweise stark aus. Daher ist die Einbettung der Waldbäche in stabile Laub- und Mischwälder besonders wichtig. Allerdings sind diese bachbegleitenden Wälder durch das Eschentriebsterben und andere eingeschleppte Baumkrankheiten zusätzlich gefährdet. Dies sind künftig zusätzliche Herausforderungen für diese schützenswerten Lebensräume und damit den Grubenlaufkäfer.
Die gute Nachricht: Die bayerischen Nachweiszahlen für den Grubenlaufkäfer zeigen, dass die Bestände dieser gefährdeten Art derzeit stabil sind. Knapp 2 Prozent der Vorkommen sind dabei in einem „hervorragenden Zustand“ (Stufe „A“), 56% im Zustand „gut“ oder „B“. Immerhin bei 42% der Vorkommen ist jedoch der Lebensraum gestört: Sei es durch geringe Größe, durch fehlende Puffer, durch einen schlechten Zustand des Bachlaufs oder auch fehlendes Totholz als Winterquartier. In diesem Zusammenhang und insbesondere angesichts der erheblichen Klimaveränderungen sehen die Experten an der LWF erhebliche Verbesserungspotenziale.
Für die bayerischen Privat- und Kommunalwaldbesitzer stellt die Forstverwaltung daher ein umfassendes Paket an Fördermaßnahmen bereit. An erster Stelle steht dabei der Waldumbau an den Wasserläufen zu stabilen und naturnahen Laub- und Mischwäldern.
Förderangebot
Mit ihrem Beratungs- und Förderangebot unterstützt die Bayerische Forstverwaltung die Waldbesitzer und informiert sie über diese bedeutsamen, naturnahen Waldstandorte.
Die staatlichen Beratungsförster weisen auf deren Schutz und die Notwendigkeit der behutsamen Pflege und Bewirtschaftung hin. Der dafür erstellte Flyer informiert die Waldbesitzer über die wichtigsten förderlichen Maßnahmen. Er zeigt aber auch die Maßnahmen auf, die in diesen Lebensräumen besser nur nach sorgfältiger Planung durchgeführt werden oder evtl. ganz unterlassen werden sollten. Siehe:
Das Monitoring für den Grubenlaufkäfer führte die LWF bayernweit mit 20 speziell geschulten Mitwirkenden aus den örtlichen Forstverwaltungen und Ehrenamtlichen durch. Auf diesem Wege wurden auch gleich Multiplikatoren für den Schutz der Art vor Ort gewonnen, freuen sich die LWF-Spezialisten Dr. Stefan Müller-Kroehling und Andreas Geisler, die die Erhebungen koordinierten.
Weitere Hintergrundinformationen
In Bayerns Wäldern liegt die Verantwortung für die Natura2000 Schutzgüter und damit das FFH-Monitoring bei der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Siehe auch den Link unten.
Die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet und anschließend nach Bonn an das Bundesamt für Naturschutz übermittelt, von wo aus sie an die EU-Kommission in Brüssel übermittelt werden. Gemeinsam mit den Daten der anderen EU-Mitgliedsstaaten werden dann die bayerischen Erhebungen durch das European Topic Centre for Nature Conservation in Paris ausgewertet.
Auf diese Weise kann die EU abschätzen, ob sich das Europäische Naturerbe, in diesem Fall der Grubenlaufkäfer, in einem günstigen Zustand befindet. Die diesen Erhebungen zugrunde liegende Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie stammt aus dem Jahr 1992 und gilt in allen 27 Mitgliedsstaaten einheitlich. Gemeinsam bilden sie das „Europäische Netzwerk Natura 2000“.
ffh-artenmonitoringDiese Newsmeldung wurde mit Material Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.