Aktinische Keratose


Klassifikation nach ICD-10
L57.0 Aktinische Keratose
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die aktinische Keratose, auch solare Keratose oder Licht-Keratose (von aktis, griechisch: Strahl, aktinisch: durch Strahlung hervorgerufen (siehe auch Aktinometer) und von griechisch κέρας (kéras, „Horn“)) ist eine durch langjährige intensive Einwirkung von Sonnenlicht (UV-Strahlung) verursachte chronische Schädigung der verhornten Oberhaut. Die Hautschädigung schreitet nur langsam fort, kann aber nach Jahren in eine Form des Hautkrebses übergehen: das Plattenepithel-Karzinom oder Spinaliom. Die aktinische Keratose ist daher eine fakultative Präkanzerose. Histologisch entspricht sie einer intraepithelialen präkanzerösen Läsion. Sie tritt vor allem bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte an Stellen auf, die besonders häufig dem Sonnenlicht ungeschützt ausgesetzt waren: Gesicht, Handrücken, Stirn, Glatze, Nase, Ohr.

Epidemiologie

Am häufigsten betroffen sind Menschen mit hellem Hauttyp und solche, die sich viel unter freiem Himmel aufhalten, bevorzugt jenseits des 50. Lebensjahrs. Bei Männern treten diese Hautveränderungen etwas häufiger auf als bei Frauen.

Klinisches Bild

Das Bild der Aktinischen Keratose an der Haut ist unterschiedlich. Anfangs handelt es sich nur um eine millimetergroße, raue, unscharf begrenzte Hautveränderung, die farblich ins Rötliche reicht. Fortgeschrittene Formen verfärben sich aufgrund einer Vermehrung der Hornhautzellen Hyperkeratose weißlich, werden dicker und breiten sich aus. Später sehen die Veränderungen aus wie warzig-höckrige Hautwucherungen, die mit dem Untergrund fest verwachsen sind. Sie fühlen sich rau an wie grobes Sandpapier.

Prognose und Prophylaxe

Es besteht die Möglichkeit der spontanen Rückbildung, üblicherweise bleibt eine Aktinische Keratose jedoch jahrelang bestehen. Das Gesamtrisiko der Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms aus einer aktinischen Keratose scheint bei ca. zehn Prozent zu liegen.[1]

Aktinische Keratosen sollten frühzeitig entfernt und feingeweblich untersucht werden, um einen entstehenden Hautkrebs erkennen und behandeln zu können. Durch Sonnenschutz der Haut, z. B. entsprechende Bekleidung oder die Anwendung hochwirksamer UVB/UVA-Sonnenfilter, kann der aktinischen Keratose und möglicherweise einem folgenden Hautkrebs vorgebeugt werden.

Behandlung

Abhängig vom individuellen Entartungsrisiko sollten die Hautveränderungen durch einen Hautarzt entfernt werden, wobei es verschiedene Möglichkeiten gibt. In jedem Fall sind diese oftmals harmlos erscheinenden Hautveränderungen kontroll- und behandlungsbedürftig. Sie können (in örtlicher Betäubung) operativ entfernt werden oder oberflächlich mit flüssigem Stickstoff (Kryochirurgie), 5-Fluoruracil-Creme oder einer Podophyllin-Lösung behandelt werden. Podophyllin ist ein Zellgift, das entartete Zellen in einer aktinischen Keratose abtötet. Eine weitere Methode in der Behandlung solcher Hautveränderungen ist die photodynamische Therapie (PDT). Hier werden die Hautstellen zunächst mit einer Creme auf Basis von 5-Aminolävulinsäure vorbehandelt und dann mit rotem Kaltlicht bestrahlt. Bei Bedarf kann die Behandlung auch nach einigen Monaten wiederholt werden. Da eine Lichtschädigung der gesamten Haut vorliegt ist bei jedem Patienten ein Schutz vor weiterer sonnenbedingter Schädigung mit geeignetem Lichtschutz (Lichtschutzfaktor > 30) eine der wichtigsten Maßnahmen.[2]

Differentialdiagnose

Herde am Rumpf können gelegentlich auch mit anderen Krebsvorstufen (z. B. Morbus Bowen) oder aber mit einer bestimmten Hautkrebsform, dem Basaliom oder Basalzellkarzinom verwechselt werden. Verwechslungsgefahr besteht außerdem mit dem seltenen diskoiden Lupus erythematodes. Außerdem kann insbesondere ein Plattenepithelkarzinom („Stachelzellkrebs“, Spinaliom), welcher auf dem Boden der aktinischen Keratose entstehen kann, ähnlich aussehen. Insbesondere beim Übergang einer aktinischen Keratose (z. B. aufgrund anhaltender Schädigung durch Licht) in ein solches Plattenepithelkarzinom verändert sich die aktinische Keratose augenscheinlich nur wenig, indem sie kaum zu wachsen scheint.

Veterinärmedizin

Aktinische Keratose bei einer Hauskatze

Bei Tieren kommt eine aktinische Keratose gelegentlich bei Haushunden und Hauskatzen vor. Dabei sind vor allem pigmentarme Körperstellen mit weißer und lichter Behaarung betroffen, vor allem die Außenseite der Ohrmuschel. Sie äußert sich in Hautverdickung und Plaques mit dicken, anhaftenden Schuppen. Die Therapie erfolgt mit Acitretin, leichte Fälle können auch mit einer Kombination von β-Carotin und Glukokortikoiden behandelt werden.

Literatur

Leitlinien

  • S1-Leitlinie Aktinische Keratose der Deutschen Dermatologische Gesellschaft (DDG). In: AWMF online (Stand 2011)

Sonstiges

  • Peter Fritsch: „Dermatologie und Venerologie“, 2. Auflage. Springer-Verlag, 2004, ISBN 3-540-00332-0
  • Thomas B. Fitzpatrick, Klaus Wolff (Hrsg.): Atlas und Synopsis der klinischen Dermatologie: häufige und bedrohliche Krankheiten. 3. Auflage. McGraw-Hill, New York/Frankfurt am Main 1998, ISBN 0-07-709988-5.
  • R. G. Glogau: The risk of progression to invasive disease. In: J Am Acad Dermatol. 42. Jahrgang, 1, Pt. 2, 2000, PMID 10607353, S. 23–24.
  • Chiara Noli und Fabia Scarampella: Aktinische Keratose. In : Praktische Dermatologie bei Hund und Katze, 2. Auflage. Schlütersche, Hannover 2005, S. 317, ISBN 3-87706-713-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. R. Glogau: The risk of progression to invasive disease. J Am Acad Dermatol. 2000; 42: 23–24.
  2. Leitlinie Aktinische Keratose in der Fassung vom 8. September 2004