Allylthioharnstoff


Strukturformel
Allylthioharnstoff
Allgemeines
Name Allylthioharnstoff
Andere Namen
  • N-Allylthioharnstoff
  • Thiosinamin
  • Prop-2-enylthioharnstoff
  • Allylthiocarbamid
  • ATH
Summenformel C4H8N2S
Kurzbeschreibung

weißer, unangenehm riechender Feststoff [1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 109-57-9
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Eigenschaften
Molare Masse 116,18 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,11 g·cm−3 (25 °C)[2]

Schmelzpunkt

70–73 °C[1]

Löslichkeit
  • mäßig löslich in Wasser (66 g·l−1 bei 20 °C) [1]
  • löslich in Ethanol)[3]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301
P: 262 [3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Allylthioharnstoff ist ein Harnstoff-Derivat, das aus Allylisothiocyanat und Ammoniak hergestellt werden kann.[4] Es wurde Ende 19. Jahrhunderts zuerst von Dumas und Pelouze durch Einwirkung von Ammoniak auf Senföl synthetisiert.[5]

Eigenschaften

Allylthioharnstoff ist ein weißer, unangenehm (etwas nach Knoblauch) riechender, bitter schmeckender, brennbarer Feststoff.[6] Er ist mäßig löslich in Wasser, aber löslich in Ethanol.[3] Die Verbindung besitzt eine monokline Kristallstruktur mit der Raumgruppe P21/a mit vier Molekülen in einer Zelle mit den Abmessungen a=9,819, b=8,553, c=9,170 Å, β=127,3° und z=4.[7]

Verwendung

Bei der Analyse von Abwasser wird Allylthioharnstoff als Nitrifikationshemmstoff eingesetzt. Die Mikroorganismen werden gehemmt, so dass der vorhandene Sauerstoff nicht zur Nitrat-Produktion verwendet wird, sondern zur Oxidation von Kohlenstoff zu Kohlendioxid zur Verfügung steht. Solche Substanzen sind bei der biologischen Abwasserreinigung in der Regel unerwünscht. Bei der Analyse (z. B. bei der BSB-Analyse) des Abwassers können sie zugegeben werden, um einen zusätzlichen Verbrauch von Sauerstoff zu unterbinden. Aus einer Analyse mit und einer Analyse ohne Zugabe von Allylthioharnstoff kann der Sauerstoffverbrauch für die Nitrifikation abgeschätzt werden.[8]

Allylthioharnstoff wird in der Fotografie als Lösungsmittel für Silberhalogenide sowie zur Empfindlichkeitssteigerung durch chemische Sensibilisierung verwendet.[9][6] Da es nach älteren Untersuchungen bei lokaler Applikation auf Narbengewebe einen narbenaufweichenden Effekt besitzt, wurde es entsprechend eingesetzt. Wegen des unsicheren Nachweises dieses Effekts wird es aktuell nicht mehr verwendet.[6]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Eintrag zu Allylthioharnstoff in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich).
  2. Datenblatt Allylthioharnstoff bei ChemicalBook, abgerufen am 19. September 2011.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Datenblatt N-Allylthioharnstoff bei Merck
  4. Thieme Chemistry (Hrsg.): Römpp Online. Version 3.6. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2009.
  5. E. Schmidt, J. Gadamer: Ueber das Thiosinamin und seine Halogenadditionsprodukte. In: Archiv der Pharmazie, 1895, 233 (9), 646-684. PDF doi:10.1002/ardp.18952330903.
  6. 6,0 6,1 6,2 Franz von Bruchhausen; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 4, S. 52.
  7. The Crystal and Molecular Structure of Thiosinamine.
  8. Allylthioharnstoff (Wasser-Wissen).
  9. Thiosinamin (Fotolabor.de).

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