Aspergillose

Klassifikation nach ICD-10
B44 Aspergillose
Erkrankung durch Aspergillus fumigatus
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Aspergillose der Lunge

Aspergillose ist eine Infektion durch Schimmelpilze der Schlauchpilz-Gattung Aspergillus, zumeist Aspergillus fumigatus. Erkrankungsorte sind die Haut, die Ohren, die Nasennebenhöhlen und die Lunge. Letztere wird am häufigsten befallen. Selten werden auch Metastasen im Herzen, der Niere und des Zentralnervensystems gebildet.

Formen der Aspergillose

Je nach vorhandener Immunlage werden fünf Typen unterschieden:

  1. Das Aspergillom. Es handelt sich um ein Konglomerat aus Mukus, Pilzhyphen und zellulären Bestandteilen, welche in einer präformierten Höhle, z. B. in einer alten tuberkulösen Kaverne zu finden ist. Typisch ist auch ein Befall der Nasennebenhöhlen, insbesondere des Sinus maxillaris. Aspergillome treten üblicherweise bei normaler Immunlage auf.
  2. Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA). Diese findet man im Rahmen einer hyperergen Immunlage. Die Ursache ist eine Typ 1-Hypersensitivitätsreaktion gegen Aspergillus. Hauptsächlich betroffen sind Patienten mit Asthma bronchiale.
  3. Semi-invasive Aspergillose (nekrotisierende Aspergillose). Zugrunde liegt eine mäßig eingeschränkte Immunkompetenz, z. B. im Rahmen von Diabetes mellitus, Steroiddauertherapie oder COPD.
  4. Atemwegsinvasive Aspergillose (Aspergillus-Bronchopneumonie). Sie tritt in Patienten mit stark reduzierter Immunlage auf, typischerweise im Rahmen von AIDS oder einer Neutropenie. Aspergillus findet sich hier auch in der Bronchialwand.
  5. Angioinvasive Aspergillose. Sie tritt bei Patienten mit einer ausgeprägten Neutropenie < 500/µl, welche zumeist Folge einer Chemotherapie ist, oder im Rahmen eines Multiplen Myeloms, sowie auch bei therapeutischer Immunsuppression nach Organtransplantation oder im Rahmen von Autoimmunkrankheiten. Betroffen sind hier die kleinen bis mittleren Pulmonalarterien.

Erstmals beschrieben wurde die Aspergillose am Ende des 19. Jahrhunderts als Lungenaspergillose.

Aspergillose tritt auch bei Tieren auf. So ist sie eine der häufigsten Todesursachen bei Papageien, die als Haustiere gehalten werden. Auch mangelnder Bruterfolg bei Störchen ist oft auf Aspergillose zurückzuführen.

Diagnose

Röntgenaufnahme einer pulmonären Aspergillose. Pfeile markieren das „Halbmond-Zeichen“.

Im Röntgenbild und CT manifestiert sich die pulmonäre Aspergillosis als ein air crescent sign (Halbmond-Zeichen).[1] Der Labornachweis der rekombinanten Aspergillen-Allergene rAspf4 sowie rAspf6 ist hochspezifisch für die ABPA.

Einzelnachweise

  1. Abramson S: The air crescent sign. In: Radiology. 218. Jahrgang, Nr. 1, Januar 2001, S. 230–2, PMID 11152807 (rsnajnls.org).

Literatur

Latge, J.P. (1999): Aspergillus fumigatus and aspergillosis. In: Clin. Microbiol. Rev. Bd. 12, S. 310–350. PMID 10194462

Weblinks

Die News der letzten Tage

29.03.2023
Entwicklungsbiologie | Neurobiologie | Zytologie
Wenn Nervenzellen hungern
Die Entwicklung unseres Gehirns benötigt die richtigen Nährstoffe zur richtigen Zeit. Diese liefern die notwendige Energie für zelluläre Prozesse, die der Gehirnbildung zugrunde liegen. Was passiert aber, wenn diese Stoffe nicht verfügbar sind?
29.03.2023
Neurobiologie
Anders als gedacht: Gehirn verarbeitet Seheindrücke auch rückwärts
Warten wir auf der Straße auf jemanden, mit dem wir verabredet sind, erkennen wir die Person meistens oft schon von Weitem zwischen anderen Menschen.
28.03.2023
Mikrobiologie | Physiologie | Vogelkunde
Darmflora von Seevögeln durch Mikroplastik verändert
Je mehr Mikroplastik wilde Seevögel wie Eissturmvogel und Corysturmtaucher mit der Nahrung aufnehmen, desto stärker verändert sich die mikrobielle Vielfalt im Darm.
28.03.2023
Klimawandel | Ökologie
Frost im Frühling: Wie Bäume damit zurechtkommen
Durch den Klimawandel treiben viele Laubbäume früher aus, doch das Risiko von Spätfrösten im Frühjahr bleibt hoch und extreme Trockenphasen werden häufiger.
28.03.2023
Klimawandel | Primatologie
Klimawandel bedroht Lemuren auf Madagaskar
Mausmaki: Auch vermeintlich anpassungsfähige Säugetierarten haben ein erhöhtes Aussterberisiko.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
Gene für Augenfarbe wichtig für eine gesunde Netzhaut
Forscher untersuchten, wie vier Gene der Fruchtfliege Drosophila, die für die Farbgebung der Augen verantwortlich sind, auch für die Gesundheit des Netzhautgewebes essentiell sind.
23.03.2023
Genetik | Physiologie
An der „Auferstehung“ sind viele Gene beteiligt
Manche Pflanzen können Monate ohne Wasser überleben, um dann nach einem kurzen Regenguss wieder zu ergrünen.
22.03.2023
Physiologie
Startschuß zur optischen Wahrnehmung
Forschende haben den molekularen Vorgang entschlüsselt, der als Allererstes im Auge abläuft, wenn Licht auf die Netzhaut trifft.
22.03.2023
Neurobiologie
Wettbewerb zwischen den Gehirnhälften im Schlaf
Der Mensch ist beidseitig symmetrisch: unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, den so genannten Hemisphären.
22.03.2023
Neurobiologie | Physiologie
Warum wir von Schokoriegeln und Co. nicht die Finger lassen können
Schokoriegel, Chips und Pommes - warum können wir sie im Supermarkt nicht einfach links liegen lassen?
22.03.2023
Biochemie | Genetik | Zytologie
Aus Perspektive eines Ingenieurs ist Biologie chaotisch und unvollkommen
Der Vorteil von Redundanz in biologischen Systemen.
21.03.2023
Paläontologie
Neue Augen bei Trilobiten entdeckt
Wissenschaftler*innen der Universitäten Köln und Edinburgh entdecken bisher übersehene Augen bei Trilobiten.
21.03.2023
Bionik, Biotechnologie und Biophysik | Bioinformatik
Molekularbiologie trifft auf Quantenphysik
Biologische Systeme sind hochkomplex: Sie werden vor allem über genregulatorische Netzwerke gesteuert, in denen Gene, Proteine und RNA auf vielfältige Art interagieren.