Brechwurzel



Brechwurzel

Brechwurzel (Carapichea ipecacuanha)

Systematik
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Unterfamilie: Rubioideae
Tribus: Psychotrieae
Gattung: Carapichea
Art: Brechwurzel
Wissenschaftlicher Name
Carapichea ipecacuanha
(Brot.) L.Andersson

Die Brechwurzel (Carapichea ipecacuanha), auch Ruhrwurzel genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Sie ist auch unter ihrem portugiesischen Trivialnamen Ipecacuanha oder spanisch Ipecacuana bekannt. Ihr „Wurzelstock“ wird in der Medizin verwendet, um Ipecacuana-Sirup – ein starkes Brechmittel – herzustellen.

Beschreibung

Blütenstand, unreife Früchte und Laubblätter

Die Brechwurzel wächst als Strauch bis auf Wuchshöhen von etwa 0,5 Meter. Am Wurzelstock werden viele Wurzeln gebildet die von einer dicken, geringelten Rinde umgeben ist. Es wird ein einzelner, kurzer Stamm gebildet, der nur im oberen Bereich beblättert ist. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfache, ledrige, glatte, dunkelgrüne Blattspreite besitzt einen glatten Rand. An der Basis jeden Blattpaares befinden sich zwei weißliche Nebenblätter.[1]

In endständigen köpfchenförmigen Blütenständen stehen die Blüten zusammen, die von vier großen, eiförmigen Tragblättern umgeben sind dimorph, das bedeutet, dass einige Blüten lange Staubblätter und kurze Stempel enthalten, bei den anderen ist es umgekehrt. Die zierliche, kleine Blüte ist zwittrig, trichterförmig und besitzt eine weiße Farbe. Staubblätter und Fruchtblätter sind dimorph, das bedeutet, dass bei einigen Blüten die Staubblätter lang sowie die Stempel kurz sind und bei den anderen Blüten ist es umgekehrt.[1] Die erst purpurrote, später blauschwarze Steinfrucht ist fleischig.

Verbreitung

Die Brechwurzel kommt in den tropischen Tieflandregenwäldern Mittel- und Südamerikas von Nicaragua bis Brasilien vor. Sie wächst langsam, so dass sie für eine Plantagenkultur eigentlich nicht geeignet ist. Gelegentlich ist sie jedoch in Südamerika, aber auch in Indien in Kultur genommen worden. Fundorte gibt es in Costa Rica, im südöstlichen Nicaragua, Panama, Kolumbien sowie in Ecuador (nur in Napo) und in Brasilien[2].

Verwendung

In der Medizin wird der „Wurzelstock“ verwendet, der sich einige wenige Male verzweigt. Auf dem Markt werden verschiedene Sorten angeboten (grau, rot, braun), die von derselben Art stammen. Unterschiede im Aussehen gehen auf das Alter und die Bewässerung zurück.

Ipecacuana ist sehr giftig und führt zu blutigen Durchfällen und Krämpfen bis zum Schock bzw. Koma. Es enthält die Alkaloide Emetin und Cephaelin; aus der Brechwurzel bereitete Medikamente sind deshalb in Deutschland verschreibungspflichtig. Das Arzneimittel ist nützlich, wenn es darum geht, Erbrechen auszulösen. Es wurde früher auch als Hustenmittel im Anfangsstadium einer Bronchitis verwendet, doch gibt es dafür bessere Alternativen. Als Darreichungsform wird ein Sirup gewählt, z. B. der Brechwurzelsirup (Sirupus Ipecacuanhae) aus der 6. Ausgabe des deutschen Arzneibuchs (DAB 6) oder auch der Brustsirup (Ipecacuanhae sirupus compositus, Sirupus Ipecacuanhae compositus) aus dem Schweizer Arzneibuch (Ph. Helv.).

Pflanzenarten mit ähnlicher Verwendung

Auf dem Markt finden sich auch zahlreiche Ersatzmittel für die Brechwurzel:[3]

  • „Wilde Brechwurzel“ (Euphorbia ipecacuanhae) aus Nordamerika
  • Sarcostemma glacum aus der Familie der Asclepiadaceae aus Venezuela
  • Tylophora asthmatica wird in Indien verwendet
  • „Amerikanische Brechwurzel (Gillenia stipulata)
  • Richardsonia pilosa, Richardsonia rosea, Psychotria emetica und verschiedene Arten von Ionidium

Geschichtliches und Namensgebung

Carapichea ipecacuanha wurde 1672 von einem Südamerikareisenden namens Legros nach Paris gebracht. Ein Händler namens Garnier erwarb 1680 rund 68 kg davon und berichtete dem Arzt Helvetius von ihren Qualitäten in der Behandlung der Ruhr. Helvetius erhielt von Ludwig XIV. das Alleinvertriebsrecht gewährt, verkaufte dann aber das Rezept an die französische Regierung, die es 1688 veröffentlichte.[3]

Das Artepitheton ipecacuanha und die Trivialnamen stammen aus der Tupí-Sprache, in der i-pe-kaa-guéne so viel bedeutet wie „Pflanze vom Wegesrand, die krank macht“.[3]

Weitere Trivialnamen sind unter anderem: „Kolumbianische Brechwurzel“ (Cartagena- oder Panama-Ware), „Brasilianische Brechwurzel“ (Rio- oder Mato-Grosso-Ware). Weitere Bezeichnungen aus der Umgangssprache lauten „Ipecac“ oder „Brasilianische Wurzel“.[4]

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1802 unter dem Namen (Basionym) Callicocca ipecacuanha durch Felix de Silva Avellar Brotero in Transactions of the Linnean Society of London, 6, S. 137–141, Tafel 11. Die Gattung Carapichea wurde 2002 durch Bengt Lennart Andersson in Re-establishment of Carapichea (Rubiaceae, Psychotrieae), in: Kew Bulletin, Volume 57, 2002, S. 363–374 reaktiviert, seither heißt diese Art Carapichea ipecacuanha. Weitere Synonyme für Carapichea ipecacuanha (Brot.) L.Andersson sind: Cephaelis acuminata H.Karst., Cephaelis ipecacuanha (Brot.) Tussac, Cephaelis ipecacuanha (Brot.) A.Rich., Psychotria ipecacuanha (Brot.) Stokes, Evea ipecacuanha (Brot.) Standl., Uragoga acuminata (H.Karst.) Farw., Uragoga ipecacuanha (Brot.) Baill.[2][5]

Literatur

  • John Uri Lloyd: Cephaelis Ipecacuanha, Engelhard, 1897 Fulltext-PDF

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 John Uri Lloyd: Cephaelis Ipecacuanha, Engelhard, 1897 Fulltext-PDF
  2. 2,0 2,1 Eintrag bei GRIN
  3. 3,0 3,1 3,2 Ipecacuanha bei Botanical.com („Home of the electronic version of A Modern Herbal by Maud Grieve, originally published in 1931“)
  4. Ipecacuanha bei Henriette's Herbal Homepage, zitiert Harvey Wickes Felter: The Eclectic Materia Medica, Pharmacology and Therapeutics (1922)
  5. Eintrag bei Tropicos

Weblinks

Commons: Brechwurzel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien