Erstbeschreibung


Als Erstbeschreibung bezeichnet man in der Biologie (und der Paläobiologie) die erstmalige, bestimmten formalen Ansprüchen genügende wissenschaftliche Beschreibung eines der Wissenschaft bisher unbekannten Lebewesens. In der Medizin wird so die erste wissenschaftliche Anerkennung und teilweise auch Einordnung einer bislang unbekannten Krankheit, eines Syndroms oder eines Symptomenkomplexes genannt.

Bei der Entdeckung eines neuen oder bisher unbekannten Lebewesens verwenden Wissenschaftler oft einen vorläufigen „Arbeitsnamen“. Diesem Lebewesen wird bei der darauf folgenden Erstbeschreibung ein neuer Name zugeordnet, der sich im Fortgang der Erkenntnisse aber noch ändern kann. In der zoologischen Nomenklatur nennt man die früheren Bezeichnungen dann „ursprüngliche Namenskombination“ und in der Botanik Basionym.

Der Beschreiber muss Regelwerke beachten, die sich im Laufe der Zeit verändert haben und zudem für die einzelnen Organismenreiche unterschiedlich sind. Der (abgekürzte) Name des Erstautors und das Jahr der Veröffentlichung stehen bei der Zitierung des Namens des Taxons hinter diesem, sind aber nicht Teil davon.

Die Erstbeschreibung ist also nicht identisch mit der Entdeckung des Lebewesens, sondern erfordert eine möglichst umfassende Beschreibung vieler klassifikatorisch bedeutsamer Eigenschaften des Wesens, vor allem die Morphologie. Dadurch wird die taxonomische Einordnung des Organismus in die bestehende biologische Systematik möglich. Aber auch die Beschreibung der Terra typica, der Fundort des der Beschreibung zugrundeliegenden Typusexemplars, und der Lebensweise (Autökologie) ist Teil einer wissenschaftlichen Beschreibung.

Die Beschreibung geschieht anhand eines Exemplars mit arttypischen Merkmalen, das als Holotypus archiviert wird und als Referenz für Vergleiche eine sichere Bestimmung später gefundener Exemplare erlaubt.

Ist eine Taxonomie nicht vollständig möglich, wie bei solchen Fossilien, bei denen aufgrund der unvollständigen Erhaltung die Artdiagnostik oft nicht gelingt, wird bei der Erstbeschreibung eine ungenauere Einordnung vorgenommen und sogenannte Parataxa werden aufgestellt. In der Paläobotanik spricht man bei solchen Partialnamen, die anhand von Teilen eines Organismus aufgestellt werden, von einer Form- oder Organgattung bzw. -art. Partialnamen werden aber auch in der Paläozoologie verwendet. Ein bekanntes Beispiel hierfür sind die zahnähnlichen Fossilien der Conodonten, die aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihres Formenreichtums ein sehr bedeutendes Leitfossil im Paläozoikum (Erdaltertum) darstellen, obwohl man das zugehörige „Conodonten-Tier“ lange Zeit nicht kannte und erst 1981 entdeckte.

Erstbeschreiber

In der Biologie sind vor allem viele schon länger bekannte Lebewesen von nur wenigen Naturforschern beschrieben worden, die in ihrer Zeit als Universalgelehrte galten. Spätere Erstbeschreibungen gehen auf unterschiedliche Autoren zurück. Mehrere tausend Arten wurden von dem schwedischen Naturforscher und Begründer der modernen wissenschaftlichen Taxonomie Carl von Linné in seinen Hauptwerken Species Plantarum (1753) und Systema Naturae (10. Auflage 1758) beschrieben. Linnés Beschreibungen sind jedoch nur im formalen Sinne Erstbeschreibungen, da sie in der Regel auf älteren Beschreibungen anderer Autoren basieren.

In der Botanik des 20. Jahrhunderts zeichnete sich unter anderem Julian Alfred Steyermark mit 2392 Erstbeschreibungen aus.

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