Böhmischer Enzian
Böhmischer Enzian | ||||||||||||
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Böhmischer Enzian (Gentianella bohemica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gentianella bohemica | ||||||||||||
Skalický |
Der Böhmische Enzian oder Böhmische Kranzenzian (Gentianella bohemica) ist eine Pflanzenart, die zur Gattung der Kranzenziane (Gentianella) in der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) gehört. Er gedeiht nur im Gebiet der Böhmischen Masse.
Beschreibung
Der Böhmische Enzian wächst als zweijährige krautige Pflanze. In der ersten Vegetationsperiode wird eine relativ unscheinbare Blattrosette. Im zweiten Sommer bildet sich der Blütenstandsschaft, der Wuchshöhen von 5 bis 30, manchmal bis 45 cm erreicht, mit dem Blütenstand. Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Die verzweigte Stängel sind rötlich überlaufen. Die unteren Verzweigungen sind relativ lang und dadurch entsteht ein doldig-traubiger Blütenstand. In gemähten oder beweideten Rasen sind sie gedrungen und blütenreich, in filzigen Grünlandbrachen dagegen meist langstielig und blütenarm. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig sowie 20 bis 45 mm lang. Die fünf Kelchblätter sind zu einer ungeflügelten Kelchröhre verwachsen. Die Kelchröhre ist deutlich kürzer als die fünf fast gleichen Kelchzipfel, die einen glatten Rand besitzen; die Kelchbuchten sind gerundet. Die fünf meist lilafarbenen Kronblätter sind zu einer 15 bis 40 mm langen Krone verwachsen, die nach oben hin erweitert und im Schlund bärtig ist. Die gestielte Kapselfrucht ist 2 bis 6 mm lang.
Unterscheidung zu ähnlicher Art
Der Böhmische Enzian ähnelt dem Deutschen Fransenenzian und dem Österreichischen Kranzenzian. Vladimír Skalický beschrieb sie 1969 als endemische Art der Böhmischen Masse. Die Blütenstängel verzweigen sich bei ihr bereits im unteren Teil. Charakteristisch für den Böhmischen Enzian sind der oft karminrot überlaufene Kelch, die am Rande papillösen und stark zurückgerollten Kelchzipfel, die deutlich ausgebildeten und ganzrandigen Flügel der Kelchröhre sowie die mehr oder weniger U- oder V-förmig abgerundeten Kelchbuchten.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet des Böhmischen Enzians erstreckt sich über Tschechien, Bayern und Österreich mit dem Böhmerwald als Zentrum. In Österreich ist die Pflanze im oberösterreichischen Mühlviertel und im niederösterreichischen Waldviertel verbreitet. Der Böhmische Enzian ist sehr selten. Es existieren nur mehr wenige Wuchsorte und somit ist er im gesamten Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht.
In Bayern erst 1988 wiederentdeckt, wurden in den Jahren 1989 und 1990 die durchweg grenznahen, in Höhenlagen zwischen 700 und 890 Metern gelegenen Restvorkommen im Bayerischen Wald genau kartiert.
Das Lebensraumspektrum des Böhmischen Enzians ist breit. Neben Borstgrasrasen gibt es auch Vorkommen auf mesotrophen und teilweise feuchten Wiesen sowie auf trockenerem und basenreicherem Grasland. Fast immer kommt er an Hängen oberhalb von Geländemulden, Talkesseln oder Bachtälern vor.
Taxonomie
Die Erstbeschreibung erfolgte 1969 durch Vladimír Skalický in Preslia, Band 41, S. 144. [1] Synonyme für Gentianella bohemica Skalický sind: Gentianella gabretae Skalický, Gentianella praecox subsp. bohemica (Skalický) Holub
Literatur
- Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- Sabine Götz: Artenhilfsprogramm „Böhmischer Enzian“ (Gentianella bohemica SKAL.). In: Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz, Band 102 (Beiträge zum Artenschutz 13), 1991, S. 15–18.
- Böhmischer Enzian. FloraWeb.de (Abschnitt Beschreibung)
- Thomas Engleder: Der Böhmische Kranzenzian / Gentianella bohemica (Gentianaceae) im österreichischen Teil der Böhmischen Masse (Böhmerwald, Mühl- und Waldviertel), In: Neilreichia, Band 4, 2006, S. 215–220: Fulltext-PDF.
Einzelnachweise
Weblinks
- Informationen mit Foto.
- Datenblatt bei Botanik im Bild / Flora von Österreich mit Detail-Fotos.
- Einfluss von Umweltfaktoren und Populationseigenschaften auf das Überleben der gefährdeten subendemischen Art Gentianella bohemica - Projekt der Studienstiftung des deutschen Volkes Forschungspool der Hochschule Osnabrück - Laufzeit: 2007 - 2011. an der Hochschule Osnabrück