Carl Correns

Carl Correns
Ehrengrab, Hüttenweg 47, in Berlin-Dahlem

Carl Erich Franz Joseph Correns (* 19. September 1864 in München; † 14. Februar 1933 in Berlin) war ein deutscher Botaniker und Pflanzengenetiker. Er war einer der Wiederentdecker der Mendelschen Regeln. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Correns“. Zwei Söhne von ihm wurden ebenfalls bedeutende Wissenschaftler: der Mineraloge Carl Wilhelm Correns (1893-1980) und der Chemiker Erich Correns (1896-1981).

Leben und Wirken

Carl Correns wurde als Sohn eines Kunstmalers geboren. Nachdem er seine beiden Eltern schon früh verloren hatte, absolvierte er die Primarschule in St. Gallen in der Schweiz.

Correns begann 1885 ein Studium an der Universität München. Er studierte Botanik, Chemie und Physik an den Universitäten München und Graz und wurde 1889 in Hamburg bei Carl Wilhelm von Nägeli mit einer Arbeit über das Dickenwachstum von Algen-Zellwänden zum Dr. phil. promoviert. Danach war er Assistent bei Gottlieb Haberlandt im Botanischen Institut der Universität Graz, bei Simon Schwendener an der Universität Berlin sowie bei Wilhelm Pfeffer an der Universität Leipzig.

1892 wurde er Privatdozent für Botanik an der Universität Tübingen, und 1894 begann er im dortigen Botanischen Garten mit Pflanzenkreuzungen, die – parallel zu entsprechenden Arbeiten von Hugo de Vries und Erich Tschermak – zur Wiederentdeckung der Mendelschen Regeln führten. Die Bezeichnung „Mendelsche Regeln“ wurde von Correns geprägt, der mit dieser Formulierung betonen wollte, dass es sich nicht um strenge Gesetze handelt, sondern um Regeln, von denen es auch Ausnahmen gibt. Eine von Correns selbst entdeckte Ausnahme besteht darin, dass nicht alle Merkmale frei miteinander kombinierbar, sondern manche miteinander gekoppelt sind, d.h. gemeinsam vererbt werden (Genkopplung). Eine weitere Ausnahme, mit der sich Correns befasste, ist die zytoplasmatische oder extrachromosomale Vererbung. Die Verletzung der Mendelschen Regeln kommt hier zustande, weil das Zytoplasma mit den Mitochondrien und Plastiden im Gegensatz zu den Chromosomen komplett von nur einem Elternteil vererbt wird. Außerdem untersuchte Correns die Geschlechtsbestimmung bei Pflanzen und wies 1907 als Erster nach, dass das Geschlecht nach den Mendelschen Regeln vererbt wird.

1902 wurde Correns als außerordentlicher Professor an die Universität Leipzig berufen, und 1909 als Ordinarius an die Universität Münster, wo er auch den Botanischen Garten leitete. Ab 1914 war Correns erster Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem. Daneben war er Honorarprofessor an der Universität Berlin.

1925 wurde Correns zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt, im Jahr 1932 wurde ihm von der britischen Royal Society die Darwin-Medaille verliehen.[1] Im gleichen Jahr erhielt er die Harnack-Medaille der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.[2] Correns starb am 14. Februar 1933 in Berlin.

Correns wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem in Berlin-Zehlendorf beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin. Ihm zu Ehren erhielt 1938 ein dreieckiger Park in Berlin-Dahlem in naher Umgebung mehrerer Kaiser-Wilhelm-Institute den Namen Corrensplatz.

Werke

  • G. Mendels Regel über das Verhalten der Nachkommenschaft der Rassenbastarde, Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 18 (1900), 158-168
  • Über Levkojenbastarde – Zur Kenntnis der Grenzen der Mendelschen Regeln, Botanisches Centralblatt 84 (1900), 1-16 (erstmalige Beschreibung der Genkopplung)
  • Experimentelle Untersuchungen über die Entstehung der Arten auf botanischem Gebiet, Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie 1 (1904), 27-52
  • Die Bestimmung und Vererbung des Geschlechtes, nach Versuchen mit höheren Pflanzen, Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte 1907, 794-802
  • Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bei der Vererbung, Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre 1 (1909), 291-328
  • Gesammelte Abhandlungen zur Vererbungswissenschaft aus periodischen Schriften 1899-1924, Berlin, Julius Springer 1924.

Einzelreferenzen

Weblinks

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