Carl Ludwig (Physiologe)


Carl Ludwig, Lithographie von Adolf Dauthage, 1859

Carl Friedrich Wilhelm Ludwig (* 29. Dezember 1816 in Witzenhausen, Kurhessen; † 23. April 1895 in Leipzig) war ein deutscher Physiologe.

Leben und Werk

Carl Ludwig war der dritte Sohn des Friedrich Ludwig (1781–1843) und der Christiane Ludwig, geb. Nagel († 1853). Nach dem Umzug der Familie nach Hanau besuchte er dort ab 1825 die Hohe Landesschule, ein humanistisches Gymnasium, und legte dort 1834 die Maturitätsprüfung ab.

Ludwig studierte ab 1834 Medizin in Marburg, von 1836 bis 1838 in Erlangen und anschließend an der Chirurgenschule in Bamberg. 1839 promovierte er schließlich in Marburg. Seit 1835 war er dort Mitglied der Landsmannschaft Guestphalia und 1839 einer der Stifter des Corps Hasso-Nassovia, dessen Ehrenmitglied er 1840 wurde.

1842 habilitierte er sich in Marburg mit seiner Schrift De viribus physicis secretionem urinae adjuvantibus („Beiträge zur Lehre vom Mechanismus der Harnabsonderung“). Mit dieser Arbeit stellte er sich der damals noch vorherrschenden Vorstellung einer Vis vitalis entgegen und postulierte, dass Harn primär über die treibende Kraft des Blutdrucks als Filtrat der Glomeruli entstehe und seine endgültige Zusammensetzung durch Resorptionsvorgänge entlang der Nierentubuli erhalte. Unbekannt blieben ihm die aktiven Sekretionsvorgänge, die zur Ausbildung des Endharns beitragen.

1846 wurde Ludwig außerordentlicher Professor für vergleichende Anatomie am Anatomischen Institut in Marburg. Ab 1846 arbeitete Ludwig auch an der Entwicklung des Kymographen, eines wichtigen Messgeräts für Untersuchungen auf dem Gebiet der Kreislaufphysiologie und der Phonetik. So konnte anhand der Kurven, die durch Messungen des Karotis- und Pleuradrucks bei Hunden und Pferden aufgezeichnet wurden, unter anderem gezeigt werden, dass Systole und Ausatmung den Karotisdruck erhöhen, während Diastole und Einatmung ihn senken. 1868 entwickelte er die Stromuhr zur Bestimmung der mittleren Strömungsstärke in größeren Arterien und Venen und des Sekundenvolumens.

Nach Professuren in Zürich und Wien ging er 1865 an die Universität Leipzig und baute dort die heute nach ihm benannte Physiologische Anstalt auf, wo er zu Themen wie Blutdruck, Harnabsonderung und Narkose forschte. Einige seiner Schüler waren Otto Frank und Wilhelm Ellenberger.

Neben seinen Aktivitäten in der Physiologie betätigte er sich auch in der Physikalischen Chemie. Er veröffentlichte 1856 die erste Entdeckung der Thermodiffusion, des später nach ihm und Charles Soret (1854–1904) benannten Ludwig-Soret-Effekts.

Ehrungen

1884 erhielt Carl Ludwig für seine Forschung die Copley Medal. Fünf Jahre später, 1889, wurde er Ritter des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste und im Jahr darauf Ehrenbürger der Stadt Leipzig.

Seit 1932 wird die Carl-Ludwig-Ehrenmedaille der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie für langjährige herausragende Forschung auf dem Gebiet der Herz- und Kreislaufforschung verliehen. Nach ihm ist das Carl-Ludwig-Institut für Physiologie der Universität Leipzig benannt.

Werke

Literatur

  • Paul von Grützner, Alfred Dove: Ludwig, Karl Friedrich Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 123–131.

Weblinks