Cheiloplastik
Bei einer Cheiloplastik (auch: Lippenplastik[1][2]) handelt es sich um eine plastisch-chirurgische Veränderung oder Rekonstruktion der Lippen. Häufig wird sie als Schönheitsoperation durchgeführt. Eine medizinische Indikation zur Lippenplastik liegt beispielsweise bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten vor.
Dieser Artikel behandelt lediglich die ästhetisch-chirurgische Veränderung der Lippen. Man unterscheidet zwischen dem Hochziehen der Oberlippe (Lip Lift), der Aufpolsterung, bei der ein Füllmaterial die Lippen vergrößert und der Verkleinerung der Lippe. Die meisten Lippenkorrekturen können ambulant vorgenommen werden. Sie dauern eine halbe bis eine Stunde. Meist werden die Behandelten örtlich betäubt. Vollnarkose ist normalerweise nicht nötig. Nach der Behandlung schwellen die Lippen an und schmerzen vorübergehend, Blutergüsse können auftreten. Zwei Tage lang sollten Sprechen und Kauen nach Möglichkeit vermieden werden. Taubheitsgefühle können vor allem bei größeren Eingriffe noch länger auftreten.
Lip Lift (Hochziehen der Oberlippe)
Operationen im engeren Sinn betreffen meist nur die Oberlippe und werden auch "Lip-Lift" genannt. Sie werden vor allem in der wiederherstellenden plastischen Chirurgie, aber auch in der Schönheitschirurgie angewandt. Dabei wird ein vier bis fünf Millimeter breiter Hautstreifen oberhalb der Lippe entfernt, dann das Lippenrot vom darunter liegenden Gewebe gelöst und über die entstandene Lücke hochgezogen. Anschließend werden die Hautränder sorgfältig vernäht, um die Narbe möglichst klein zu halten. Die Operation hat den Vorteil, dass sie dauerhafter als eine Aufpolsterung ist und gleichzeitig Falten beseitigt werden können. Allerdings ist sie ein aufwändiger Eingriff, der lange zum Verheilen braucht. Wie bei jeder Operation besteht die Gefahr einer sichtbaren Narbenbildung oder einer späteren Verformung der Narbe.
Aufpolstern
Als zweite Variante ist das Aufpolstern der Lippen möglich. Dazu können verschiedene Stoffe verwendet werden: körpereigenes Gewebe, biologische Substanzen und Kunststoffe. Gemeinsam haben diese Methoden, dass das Polstermaterial durch kleine Schnitte im Lippenrot oder mit der Spritze eingebracht wird. Allerdings besteht auch immer die Gefahr einer Infektion, egal welche Behandlungsweise zum Aufpolstern der Lippen verwendet wird.
Allen biologischen Füllstoffen gemeinsam ist, dass sie über kurz oder lange vom Körper abgebaut werden. Dies hat allerdings den Vorteil, das diese Präparate keine Langzeitfolgen nach sich ziehen.
Eigenfett-Aufpolsterung
Die Eigenfett-Behandlung hat den Vorzug, dass sie ohne körperfremdes Material auskommt. Allerdings muss das Fett zunächst an anderer Stelle gewonnen werden. Bei vielen Behandelten nimmt der Organismus das Fett jedoch nahezu vollständig wieder auf, so dass die Lippen schnell wieder zusammenfallen. Auch muss deutlich mehr Fett als eigentlich gewünscht in die Lippen gespritzt werden, um den absehbaren Verlust ausgleichen zu können. Bei wem die Lippen längere Zeit voll bleiben und bei wem sie schnell wieder schmaler werden, lässt sich vor der Operation nicht sagen. Weitere Nachteile sind die hohen Kosten und die Gefahr der Verhärtung des Fetts.
Bindegewebe-Aufpolsterung
Ähnlich wie beim Eigenfett gehen die Ärzte bei der Aufpolsterung mit eigenem Bindegewebe vor. Zwar wird es nur rund zur Hälfte vom Körper wieder abgebaut, aber das Bindegewebe kann absterben und verhärten. Außerdem ist der Eingriff ähnlich kompliziert und teuer wie die Eigenfett-Aufpolsterung. Das Schrumpfen des Materials kann durch die Verwendung von chemisch aufbereitetem Bindegewebe aus fremden Quellen komplett vermieden werden. Dieses tierische Kollagen war in der Schönheits-Chirurgie lange Zeit das Füllmaterial der Wahl schlechthin. Die hohe Allergiegefahr ist der größte Nachteil dieser Methode. Deshalb ist Kollagen weitgehend durch Hyaluronsäurepräparate ersetzt worden, die aus Hahnenkämmen oder Bakterienkulturen gewonnen wird.
Kunststoff-Aufpolsterung
Eine Alternative sind Kunststoffe. Beispielsweise die spaghetti-ähnlichen, vernetzten Silikongummi-Fäden oder an Makkaroni erinnernde Implantate aus Goretex-Gewebe. Dieses Material schrumpft nicht und bei Problemen kann es am Stück entfernt werden. Eine andere Form der Lippenvergrößerung mit Kunststoff ist das Einbringen vieler winzig kleiner Kunststoffteilchen, beispielsweise aus Plexiglas. Allerdings können sie Fremdkörperreaktionen im Bindegewebe auslösen, Knoten zurücklassen und weitere Behandlung nötig machen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Teilchen an andere Stellen im Körper wandern.
Verkleinerung
Bei der deutlich seltener vorgenommenen Lippenverkleinerung wird die als zu groß empfundene Lippe, zu meist die Unterlippe, durch einen meist ambulanten Eingriff geschmälert. Dabei wird ein Schnitt auf der Innenseite der Lippe vorgenommen.[3] Ein spindelförmiges Schleimhautstück mit Bindegewebe wird entfernt. Zusätzlich können keilförmige Bindegewebsstücke entfernt werden, um den Effekt im Mundwinkelbereich zu verstärken. Bei dieser Art der Lippenverkleinerung bleiben für gewöhnlich keine sichtbaren Narben zurück. Nur in Ausnahmefällen wie bei krankhaft verdickten Lippen, z.B. beim Down-Syndrom (Mongolismus), wird eine keilförmige Entfernung eines Teils der Unterlippenmitte in der Mittellinie vorgenommen, da eine sichtbare Narbe zurückbleibt. Massive Schwellungen sind, wie bei anderen cheiloplastikschen Eingriffen, zu erwarten.[4]
Alternativen
Es gibt Alternativen zur „echten“ Schönheits-Chirurgie. Neben Schminktechniken, die die Lippen voller erscheinen lassen, gibt es auch die Möglichkeit zur optischen Vergrößerung per Tätowierung.
Einzelnachweise
- ↑ Cheiloplastik In: Duden – Das Fremdwörterbuch, 9. Auflage, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2007 Online
- ↑ Cheiloplastik In: WAHRIG.digital - Deutsches Wörterbuch, Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh/München 2002-2005
- ↑ Schönheitschirurgie, Hrsg. Angelika Taschen
- ↑ http://www.iatrum.de/lippenverkleinerung.html