Echte Kobras



Echte Kobras

Brillenschlange (Naja naja)

Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung: Schlangen (Serpentes)
Familie: Giftnattern (Elapidae)
Gattung: Echte Kobras
Wissenschaftlicher Name
Naja
Laurenti, 1768

Die Echten Kobras (Naja) sind Giftnattern (Elapidae), die in etwa 20 Arten in weiten Teilen Afrikas und Asiens vorkommen. Das auffälligste Merkmal einer Kobra ist der spreizbare Nackenschild, bei einigen Arten (Brillenschlange Naja naja, Monokelkobra Naja kaouthia) mit Brillenzeichnung, der in der Drohhaltung ausgebreitet wird.

Merkmale

Echte Kobras erreichen eine Körperlänge von durchschnittlich 1,50 Metern, einige Arten können bis zu 2,30 Meter lang werden. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie mit Hilfe von verlängerten Halsrippen und besonders lockerer und flexibler Haut im Halsbereich in der Lage sind, ihre Nackenhaut zu einer Haube auszubreiten, die bei einigen Arten zudem mit einer auffälligen Zeichnung versehen ist. Außer den Arten der Echten Kobras sind hierzu allerdings auch Vertreter anderer Gattungen in der Lage, so etwa die deutlich größere Königskobra (Ophiophagus hannah) oder die Südafrikanische Speikobra (Hemachatus haemachatus). Weitere Merkmale der Echten Kobras sind die runden Pupillen sowie die glatten und in schrägen Reihen angeordneten Rückenschuppen der Tiere.

Lebensweise

Alle Arten der Echten Kobras sind bodenlebend und verbergen sich häufig in Bauten von Nagern, hohlen Bäumen oder anderen, geeigneten Verstecken. Sie sind tagaktiv und in fast allen Lebensräumen zu finden, teilweise auch in Reisfeldern oder sogar in Siedlungen und Städten, wobei sie hier dämmerungs- bis nachtaktiv werden.

Ernährung

Sie ernähren sich meistens von kleinen bis mittelgroßen Säugetieren, Vögeln, anderen Schlangen, Eidechsen und Amphibien. Durch einen Biss wird normalerweise die Beute getötet.

Verteidigung

Bei Bedrohung versuchen die meisten Kobras zu fliehen. Ist dies nicht möglich, etwa weil sie in ihrem Versteck gestört wurden, nehmen Kobras (einschließlich der Königskobra) eine typische Drohstellung ein, bei der sie den Oberkörper weit anheben und den Hals spreizen. Dabei fixieren sie den potentiellen Angreifer und schwanken mit dem Kopf manchmal minutenlang hin und her während sie zischende Drohlaute ausstoßen. Aus dieser Haltung heraus kann ein Angriff erfolgen, der bei den in Afrika beheimateten Speikobras aus dem Verspritzen ihres Giftes in die Augen des Feindes oder bei den anderen Arten in einem Zustoßen und Biss besteht.

Arten

Nach DNA-Analysen[1] werden aktuell 28 rezente Arten in vier Untergattungen unterschieden:[2]

  • Naja Laurenti, 1768:
    • Naja atra Cantor, 1842
    • Naja kaouthia Lesson, 1831
    • Naja mandalayensis Slowinski & Wüster, 2000
    • Naja naja Linnaeus, 1758
    • Naja oxiana Eichwald, 1831
    • Naja philippinensis Taylor, 1922
    • Naja sagittifera Wall, 1913
    • Naja samarensis Peters, 1861
    • Naja siamensis Laurenti, 1768
    • Naja sputatrix Boie, 1827
    • Naja sumatrana Müller, 1890
  • Uraeus Wagler, 1830:
    • Naja anchietae Bocage, 1879
    • Naja annulifera Peters, 1854
    • Naja arabica Scortecci, 1932
    • Naja senegalensis Trape, Chirio & Wüster in Trape et al, 2009
    • Naja haje Linnaeus, 1758
    • Naja nivea Linnaeus, 1758
  • Boulengerina Dollo, 1886:
    • Naja (Boulengerina) annulata Buchholz & Peters in Peters, 1876
    • Naja christyi Boulenger, 1904
    • Naja melanoleuca Hallowell, 1857
    • Naja multifasciata Werner, 1902
  • Afronaja Wallach et al 2009:
    • Naja ashei Wüster & Broadley, 2007: 58
    • Naja katiensis (Angel, 1922: 40)
    • Naja mossambica Peters, 1854: 625
    • Naja nigricincta Bogert, 1940: 89
    • Naja nigricollis Reinhardt, 1843: 269
    • Naja nubiae Wüster & Broadley, 2003: 348
    • Naja pallida Boulenger, 1896: 379
  • Incertae sedis:
    • Naja antiqua Rage, 1976
    • Naja iberica Szyndlar, 1985
    • Naja robusta Meylan, 1987

Die bekannteste Kobraart ist die bis zu 2 Meter lange Brillenschlange (Naja naja). Tiere aus Indien und Sri Lanka sind an der Brillenzeichnung auf dem Nacken zu erkennen. Sie leben in feuchten Gebieten, besonders in Südasien.

Afrikanische Speikobras (Naja mossambica, Naja pallida, Naja nigricollis) sind schwarz bis rosa gefärbt, und einige Tiere haben ein schwarzes Band um den Hals. Speikobras treten überall auf und meiden den Menschen nicht allzu stark. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass die Tiere in Städte bis hinein in die Häuser der Menschen gelangen. Sie sind nachtaktiv und jagen Echsen, Vögel, Frösche und andere Schlangen.

Eine weitere sehr bekannte Art ist die Uräusschlange (Naja haje) aus Nordafrika und dem Nahen Osten, die bei Bedrohung in einen Starrezustand fallen kann. Mit ihrem Gift soll sich die ägyptische Königin Kleopatra vergiftet haben. 2003 wurde mit der Nubischen Speikobra (Naja nubiae) eine neue Art beschrieben. Sie ist braungrau gefärbt und besitzt zwei dunkle Bänder um den Nacken. Die zuerst für eine Rote Speikobra (Naja pallida) gehaltene Schlange wurde durch eine Erbgutanalyse als neue Kobra-Art identifiziert. Erst 2007 wurde die größte Vertreterin der Speikobras, die ostafrikanische Naja ashei, beschrieben.

Das stärkste Gift afrikanischer Kobraarten wird der Schwarzweißen Kobra (Naja melanoleuca) und der Kapkobra (Naja nivea) zugeschrieben. Das Gift der Kapkobra tötet Kleintiere in nur wenigen Sekunden, bei Menschen kann der Tod ohne Soforthilfe innerhalb einer Stunde eintreten. Sie kann bis zu 1,6 Meter lang werden und hat große Augen mit einer runden Pupille. Die Farbe des Tieres variiert von braun-gelb bis schwarz. Ihre Lebensräume sind trockene, steinige Gebiete und sandige Flussläufe.

Kobragift

Schlangenbeschwörer in Kochi (Indien); die Brille der Schlange ist deutlich sichtbar

Das Gift der Kobras ist ein starkes Neurotoxin und wirkt direkt auf das zentrale Nervensystem, wo es das Atemzentrum lähmt und Herzstillstand verursacht. Durch den Biss kann das Opfer gelähmt oder getötet werden.

Einige Arten sind in der Lage, ihr Gift über kurze Entfernung einem Angreifer zielsicher in die Augen zu spritzen, was stark brennende Schmerzen und Schwellungen erzeugt und zu Blindheit führen kann. Besonders trifft diese Art der Verteidigung auf die afrikanischen Speikobras zu, die fähig sind, ihr Gift bis zu vier Meter weit zu spritzen. Das Gift dieser Arten hat, für Giftnattern untypisch, einen hohen Anteil gewebezerstörender Substanzen. Bisse, die den im gleichen Gebiet vorkommenden Puffottern zugeschrieben werden, sind zum Teil durch diese Kobras verursacht worden.

Das Kobragift ist für die medizinische Forschung von Bedeutung, da das Enzym Lecithinase wirksam gegen Viren eingesetzt werden kann. Inzwischen gibt es viele wirkungsvolle Seren, wodurch die Todesfälle durch Schlangenbisse zurückgegangen sind.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. W. Wüster et al (2007): The phylogeny of cobras inferred from mitochondrial DNA sequences: Evolution of venom spitting and the phylogeography of the African spitting cobras (Serpentes: Elapidae: Naja nigricollis complex). Molecular Phylogenetics and Evolution 45, S. 437–453 (Volltext)
  2. V. Wallach, W. Wüster & D, G. Broadley (2009): In praise of subgenera: taxonomic status of cobras of the genus Naja Laurenti (Serpentes: Elapidae). Zootaxa 2236, S. 26–36 (PDF)

Weblinks

Commons: Echte Kobras – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien