Ecodesign


Ecodesign (auch ökologisches Design oder Sustainable Design) orientiert sich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Ziel ist mit einem intelligenten Einsatz der verfügbaren Ressourcen einen möglichst großen Nutzen für alle beteiligten Akteure (entlang der Wertschöpfungskette) bei minimaler Umweltbelastung und unter sozial fairen Bedingungen zu erreichen.

Diese Herangehensweise fordert Designer auf, aktiv daran teilzunehmen, Produkte, Systeme, Infrastrukturen und Dienstleistungen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg, im Sinne der Nachhaltigkeit zu gestalten. Im Ecodesign ist die Einbettung des Produktes in sein Umfeld besonders ausschlaggebend für die gestalterische Lösung. Gefragt sind Systemlösungen (Hybride Leistungsbündel (HLB), Produkt-Service System), die durch konzeptionellen Charakter geprägt sind. Dieser Ansatz beinhaltet immer die Möglichkeit zur Weiterentwicklung; das als Ergebnis formulierte Produkt soll selbst ein Lösungsweg sein, weniger ein sich selbst exponierendes Produkt. Die an der ökologischen Problematik geschulte Designauffassung löst sich somit im Ecodesign von der Objektorientiertheit und sieht das Gebrauchsgut im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Ecodesign ist im Bereich Produktdesign dann Gestaltung von Nutzungszusammenhängen und im Bereich Kommunikationsdesign auch Gestaltung von Handlungszusammenhängen und Lebensprozessen. Der Designer wird damit zum Vermittler zwischen Konsument, Umwelt und Wirtschaft.

Prinzipien des Ecodesign

Ecodesign fordert die Integration von Umweltaspekten in Produktdesign und –entwicklung. Zur Beurteilung sollen die Umweltauswirkungen über den gesamten Produktlebenszyklus betrachtet werden, möglichst minimiert und mit sozialen, wirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen abgestimmt werden. [1] Sustainable Design umfasst darüber hinaus den sozialen und gesellschaftlichen Kontext und stellt ethische und soziale Fragestellungen.

Es ist davon auszugehen, dass 80 % der Umweltauswirkungen und Kosten eines Produktes durch den Entwurf determiniert werden [2] und somit eine Beeinflussung der Umweltleistungen des Produktes bzw. Unternehmens in der Planungsphase notwendig und möglich ist. Notwendig ist hier ein formalisierter Entwicklungsprozess, der die verschiedenen Möglichkeiten systematisch analysiert.

Als Entwicklungsziele bzw. Prinzipien für das Ecodesign sind zu nennen:

  • materialeffizientes Design
  • materialgerechtes Design
  • energieeffizientes Design
  • schadstoffarmes, abfallvermeidendes Design
  • langlebiges, reparaturfreudiges und zeitbeständiges Design
  • recyclinggerechtes, entsorgungsgerechtes und logistikfreundliches Design [3] [4]

Geschichtliche Entwicklung

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Konzept von Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung im Hinblick auf die Produktgestaltung von „End-of-pipe-Technologien“ über „Cleaner Production“ und „Eco-Design“ Ansätze weiterentwickelt und hat mittlerweile die Phase der Systeminnovationen erreicht. Diese Kombinationen von Produkt und Dienstleistungen haben das weitaus größere Potential für eine nachhaltige Wirtschaft aufgrund einer deutlich höheren Öko-Effizienz als konventionelle, produktorientierte Strategien. [5] Als Herangehensweise des Ecodesign sind Produktverbesserung, Produkt-Redesign, Neudesign/ Öko-Innovation und Systeminnovation zu nennen. Bei der Produktverbesserung wird eine Veränderung einzelner Produkteigenschaften (z.B. Langlebigkeit) eines bereits hergestellten Referenzprodukts angestrebt, das Eigenschaftsprofil und die Funktionsprinzipien bleiben jedoch erhalten. Beim Redesign wird ein Vergleichsprodukt in seinem Merkmalsprofil auf der Produkt- und Produktionsebene (z.B. umweltschonendes Herstellungsverfahren) verbessert. Die Verbesserungspotentiale können systematisch durch die Analyse der lebenszyklusweiten Umweltwirkungen [Ökobilanz] erfolgen. Bei der Öko-Innovation sollen neue Produkte für die Anwendung neu entwickelter Technologien entworfen werden. Das gesamte Eigenschaftsprofil des Produktes kommt auf den Prüfstand. Bei der Systeminnovation wird nach einer grundsätzlich neuen Lösung für das Nutzerbedürfnis und einer neuen Geschäftlösung gesucht. Dies kann durch die Kombination von Dienstleistungen und umweltoptimierten Produkten geschehen (Vermietung von Büromöbeln). [6]

Ecodesign-Prozess

Der Ecodesign-Prozess unterscheidet sich nicht grundlegend von üblichen Produktentwicklungsprozessen. Zentral ist die Integration von Umweltaspekten in die verschiedenen Planungsvorgänge und das Produkteigenschaftsprofil. Zentral ist die Suche und Ausgestaltung von alternativen, öko-effizienten Lösungsmöglichkeiten zur Befriedung der jeweiligen Nutzerbedürfnisse. [7]

Nachhaltigkeitsmanagement und Ecodesign

Ecodesign-Aktivitäten sollten in das Nachhaltigkeitsmanagement eingeordnet werden. Eine möglichst frühzeitige Berücksichtigung von Umweltauswirkungen ist unabdingbar, um die großen Potenziale zur antizipativen Reduzierung von Umweltauswirkungen und von großen Anteilen der später anfallenden Umweltkosten zu nutzen, die bereits in der Produktentwicklung festgelegt werden. Dies erfordert den Einbezug aller am Produktentwicklungsprozess Beteiligten und die Auseinandersetzung mit umweltbezogenen Fragestellungen auch auf der strategischen Planungsebene. Öko-Design kann auf diese Weise zu einem zentralen Bestandteil der ökologischen Unternehmensführung werden. Durch das Einbeziehen von Bedürfnisanalysen, Dematerialisierungsprozessen und neuen Produktkonzepten wie Service- oder Leasingangeboten werden auch Nutzenanforderungen, Produktverwendungen und Einstellungsveränderungen (z. B. „nutzen statt besitzen“) thematisiert und es lassen sich neue Geschäftsfelder erschließen (Flottenmanagement statt PKW-Verkauf). Für die Beurteilung der Produktgestaltung stehen verschiedene Instrumente des Nachhaltigkeitsmanagements zur Verfügung, die die Umweltauswirkungen eines Produktes erfassen: Life Cycle Costing, Ökobilanz und Checkliste. Nachhaltiger gestaltete Produkte sollen die positive Wahrnehmung des Unternehmens unterstützen, die Kundenbindung erhöhen und Unternehmen gegebenenfalls die Erschließung höherpreisiger Marktsegmente ermöglichen. Zugleich können durch die systematische und lebenszyklusübergreifende Produktbetrachtung (ò (Öko-)Bilanz) Haftungsrisiken, (später unerwartet hoch ausfallende) Entsorgungskosten sowie Service- und Reparaturleistungen reduziert werden. [8]

Ökodesign in der EU

Mit der Ökodesign-Richtlinie zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte setzte die EU 2005 einen ersten Schritt zu weiteren Verbreitung von Ökodesign. Dabei wird auch die Integrierte Produktpolitik in der Europäischen Union (IPP) umgesetzt, also das Umweltverhalten von Produkten und Dienstleistungen entlang des gesamten Lebensweges zu verbessern oder zu fördern.

In Österreich wurde die Ökodesign-Richtlinie durch die Ökodesign-Verordnung 2007 umgesetzt. Durch diese Verordnung werden Ökodesign-Anforderungen für energiebetriebene Produkte festgelegt mit dem Ziel, den freien Verkehr dieser Produkte im Binnenmarkt zu gewährleisten.

Praxisbeispiel

Bei der Weiterentwicklung von Waschmaschinen wurden bereits viele Öko-Effizienzpotentiale erschlossen. So konnten Waschtemperaturen verringert, eine Einleitung der Wassermenge abhängig von der Wäschemenge, Energieeinsparungen durch längere Einwirkzeiten u.ä. erreicht werden. Ein weitere Entwicklungsmöglichkeit stellt die EUDORA titan dar. Sie verfügt über eine herausnehmbare Wäschtrommel, die als Wäschekorb verwendet werden kann. Außerdem ist sie reparaturfreudig konstruiert und verfügt über das neue Nachhaltigkeitssiegel NCERT für langlebige Geräte.[9]

Ausbildungsbeispiele

An der HTBL Hallein (Höheren Technischen Bundeslehranstalt Hallein) wurde von 1997 bis 2005 der Aufbaulehrgang Ecodesign - ökologische Produktentwicklung[10] durchgeführt. Ausbildungsprinzipien des in Europa wohl einmaligen Lehrgangs sind: Verschmelzung von Technik und Gestaltung, Teamarbeit in Form von Projektunterricht, Einbeziehung von Fachexperten aus Industrie und Wirtschaft, fächerübergreifender Unterricht und aktive Teilnahme an Wettbewerben und Messen."[11] In diesem Lehrgang können Fachschulabsolventen einen vollwertigen HTL-Abschluss in Ecodesign erwerben, mit dem Ziel, Menschen durch Vermittlung von Kenntnissen, Fertigkeiten und Werthaltungen zu befähigen, Konsumgüter nach umweltbewussten Richtlinien zu gestalten und zu entwickeln. Eine Arbeitsgruppe hat unter Leitung von Helmuth Hickmann in Zusammenarbeit mit der HTL Salzburg im Jahre 1994 begonnen, ein Konzept und den Lehrplan auszuarbeiten.[12]

Die TU Wien (Technischen Universität Wien) bietet, unter der Leitung von Wolfgang Wimmer, eine Ausbildung Ecodesign – Universitätslehrgang für umweltgerechte Produktentwicklung an. Das Ziel des Universitätslehrgangs ist es, umfassende Kenntnisse und Fertigkeiten zu umweltgerechter Produktgestaltung / ECODESIGN zu vermitteln und Produktentwickler, Umweltbeauftragte und Manager in Firmen in die Lage zu versetzen, richtungssichere Entscheidungen beim Gestalten und Entwickeln von Produkten zu treffen.[13]

Ganzheitlich wird Ecodesign an der ecosign/ Akademie für Gestaltung in Köln gelehrt. Seit 1994 bietet die Akademie ein 8-semestriges Lehrangebot an, welches die Verbindung zwischen Design und Nachhaltigkeit schafft. Neben der klassischen Umsetzung von Ecodesign in der Produktentwicklung und –gestaltung strebt die Lehre der ecosign ein holistisches Verständnis des Begriffs an, das ebenfalls Designtheorie, -management und Kommunikationsdesign unter Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Belangen einschließt.[14]

Literatur

  • Charter, M./ Tischner, U. (Hrsg.): Sustainable Solutions. Developing Products and Services for the Future. Sheffield: Greenleaf, 2001.
  • Tischner, U., et al.: Was ist EcoDesign. Ein Handbuch für ökologische und ökonomische Gestaltung. Frankfurt am Main: Verl. form Praxis, 2000.
  • Umweltbundesamt (Hrsg.): Was ist EcoDesign? Ein Handbuch für ökologische und ökonomische Gestaltung. Frankfurt: UBA, 2000.
  • Vezolli, C. & Manzini, E.: Review: design for sustainable consumption and production systems, in: Tukker, Arnold et al. (Hrsg.): Perspectives on radical changes to sustainable consumption and production. Sheffield: Greenleaf (System innovation for sustainability, 1), 2008, S. 138–158.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesumweltministerium (BMU); econsense (Hrsg.); Schaltegger, S.; Herzig, C.; Kleiber, O.; Klinke, T.; Müller, J. (Autoren): Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen. Von der Idee zur Praxis: Managementansätze zur Umsetzung von Corporate Social Responsibility und Corporate Sustainability. 3. Aufl. Berlin/Lüneburg: BMU, econsense, Centre for Sustainability Management, 2007 , S.111 (PDF)
  2. Hopfenbeck, W, Jasch, C. : Öko-Design. Umweltorientierte Produktpolitik. Landsberg/Lech: Moderne Industrie, 1995, S.128.
  3. Burschel, C.: Nachhaltiges Designmanagement, in: Linne, Gudrun; Schwarz, Michael (Hrsg.): Handbuch nachhaltige Entwicklung. Wie ist nachhaltiges Wirtschaften machbar. Opladen: Leske + Budrich (Handbücher), 2003, S. 293
  4. Lemser, B. & Brodhun, C.: Eco-Design und Neuproduktplanung. Grundprobleme und Lösungsansätze für die Planung Umweltorientierter Produktinnovationen bei Massenprodukten, in: Nordhäuser Hochschultexte, Schriftenreihe Betriebswirtschaft, H. 4, 2007, S. 3. Online verfügbar unter http://vhost26.fh-ndh.de/page2b.php?idx=6.
  5. Wimmer, R., et al.: Erfolgsstrategien für Produkt-Dienstleistungssysteme. Herausgegeben von BMVIT. (Berichte aus Energie- und Umweltforschung, 35), 2008, S.17 (PDF)
  6. Tischner, U., et al.: Was ist EcoDesign. Ein Handbuch für ökologische und ökonomische Gestaltung. Frankfurt am Main: Verl. form Praxis, 2000, S.42 f.
  7. , Tischner, U., et al.: Was ist EcoDesign. Ein Handbuch für ökologische und ökonomische Gestaltung. Frankfurt am Main: Verl. form Praxis, 2000, S.39
  8. Bundesumweltministerium (BMU); econsense (Hrsg.); Schaltegger, S.; Herzig, C.; Kleiber, O.; Klinke, T.; Müller, J. (Autoren): Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen. Von der Idee zur Praxis: Managementansätze zur Umsetzung von Corporate Social Responsibility und Corporate Sustainability. 3. Aufl. Berlin/Lüneburg: BMU, econsense, Centre for Sustainability Management, 2007 , S.112 CSM Lüneburg
  9. http://marktcheck.greenpeace.at/4785.html
  10. [ http://www.htl-hallein.at/alt/Bildhauer/ecodesign/index.htm - Ecodesign HTBL Hallein]
  11. Schermaier, Josef : Fachschulen in Österreich - Schulen der Facharbeiterausbildung. Die Fachschulen für einzlene gewerbliche Zweige. Ein Beitrag zur Geschichte und Gegenwart des berufsbildenden mittleren Schulwesens in Österreich. Frankfurt am Main : Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, 2009, S.200-201.
  12. Schermaier, Josef : Fachschulen in Österreich - Schulen der Facharbeiterausbildung. Frankfurt am Main : Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, 2009, S.163
  13. [ http://elearning.ai.tuwien.ac.at/index.php?id=159]
  14. [ http://www.ecosign.net/allgemein/oekologie-design/nachhaltiges-design-unsere-definition-von-ecodesign/]

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