Empfängnisverhütung


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Als Empfängnisverhütung oder Kontrazeption werden Methoden bezeichnet, die die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verringern.

Methoden der Empfängnisverhütung

Empfängnisverhütung beruht auf einem der folgenden Ansätze oder einer Kombination dieser Ansätze:

  • Verhinderung der Entstehung einer befruchtungsfähigen Eizelle (Ovulationshemmer)
  • Verhinderung der Befruchtung der weiblichen Eizelle
  • Verhinderung der Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut (Nidationshemmer)

Pearl-Index

Zur Beurteilung der Sicherheit der verschiedenen Methoden dient der Pearl-Index, der angibt, wie viele von 100 Frauen im statistischen Mittel schwanger werden, wenn sie über ein Jahr hinweg mit der angegebenen Methode verhüten. Je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist also die Methode.

Bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne jegliche Form der Empfängnisverhütung beträgt der Pearl-Index altersabhängig etwa 85 bei 20-jährigen Frauen, 50 bei 35-jährigen Frauen und nur noch 30 bei 40-jährigen Frauen. Er sinkt dann etwa im Alter von 50 mit der Menopause auf 0 ab.

Die Sicherheit der meisten Methoden hängt ganz entscheidend von der richtigen Anwendung ab. Ursache des Versagens von Verhütungsmethoden sind meist Anwendungsfehler. Der Pearl-Index schwankt daher signifikant, wenn man "optimale Anwendung" (Methodensicherheit) und "praxisnahe Anwendung" (Anwendungssicherheit) vergleicht.

Um Einnahmepannen mit der Anti-Baby-Pille zu vermeiden, gibt es ein Pillenetui mit Zykluswecker, das an den Pillentagen mit einem akustischen Signal an die Einnahme erinnert und an den pillenfreien Tage diese ebenfalls anzeigt.

Natürliche Methoden

Bei den natürlichen Methoden der Empfängnisregelung, auch „Natürliche Familienplanung“ oder „Natürliche Empfängnisregelung“ genannt, werden die fruchtbaren Tage im Menstruationszyklus der Frau bestimmt, um während der unfruchtbaren Tage Geschlechtsverkehr ohne weitere Maßnahmen ausüben zu können. Während der fruchtbaren Tage wird Enthaltsamkeit (Abstinenz) geübt oder bei Mix-Methoden werden andere Verhütungsmethoden angewendet, deren Sicherheit dann separat zu betrachten ist.

Die natürlichen Methoden müssen sich an dem Menstruationszyklus der Frau orientieren, da ein gesunder, zeugungsfähiger Mann prinzipiell immer fruchtbar ist. Die einzige natürliche Methode, die ein Mann aktiv ausüben kann, ist der Coitus interruptus, der jedoch als extrem unsicher gilt.

Die Hormon-Messung, Temperaturmethode, Billings-Methode und die kombinierte symptothermale Methode können durch Verhütungscomputer in ihrer Anwendung und Interpretation der Ergebnisse unterstützt werden. Es gibt auch Programme und Online-Angebote, die eine Erfassung und automatische Auswertung der Messwerte auf Computern ermöglichen.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Hormon-Messung Messung der am Zyklus beteiligten Hormone mittels Teststreifen im morgendlichen Urin der Frau zur Bestimmung des Eisprungs 5–6 [1]
Temperatur-Methode Beobachtung der morgendlichen Basaltemperatur zwecks Bestimmung der Ovulation 0,8–3 [2]
Billings-Methode Beobachtung der Beschaffenheit des Zervikalschleims zur Bestimmung des Ovulationszeitpunktes 5–15 [2]
Symptothermale Methode Kombinierte Auswertung von Temperatur und Schleim nach den Regeln der Arbeitsgruppe NFP 0,26–2,2 [2]
Knaus-Ogino

Geburtenkontrollkette

Kalendermethode, die die typischerweise fruchtbaren Tage aus dem Zyklus abschätzt; wird in der Dritten Welt in Form der Geburtenkontrollkette verwendet 9–40 [2]
Coitus interruptus Der Samenerguss des Mannes findet außerhalb der Scheide statt. Eine Unsicherheit der Methode besteht darin, dass bereits vor dem Erguss Spermien austreten können, beziehungsweise der Mann sich zu spät zurückzieht. 4–18 [2]
LAM (Stillinfertilität) Bei der Lactational Amenorrhea Method (LAM) während der Stillzeit (1 bis 6 Monate nach der Geburt) wirkt das Hormon Prolaktin als Ovulationshemmer 2 [3][4]

Mechanische Methoden

Die mechanischen Methoden der Empfängnisverhütung haben zum Ziel, den Kontakt von männlichem Sperma und weiblicher Eizelle zu verhindern.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Für den Mann:
Kondom Hülle, meist aus Latex, die über den erigierten Penis entrollt wird 2–12 [2]
7–14 [5]
Für die Frau:
Femidom "Kondom für die Frau" 5–25
Diaphragma
(Scheidenpessar)
Barriere im Scheidengewölbe; Schutz sehr erfahrungsabhängig, höhere Sicherheit in Kombination mit Spermiziden 1–20 [2]
Portiokappe aus Latex oder Silikon, Verschluss des Gebärmutterhalses, höhere Sicherheit in Kombination mit Spermiziden 6 [2]
LEA contraceptivum Barriereverhütungsmittel, sicherer in Kombination mit Spermizid (Sicherheit wird durch Hersteller als wesentlich besser angegeben als durch FDA) 2–3 [1] (Herst.)
>15 [6] (FDA)

Kondom und Femidom sind derzeit die einzigen Verhütungsmittel, die auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie zum Beispiel AIDS (durch das HI-Virus) oder Syphilis schützen und deshalb unabhängig von anderen mechanischen, hormonellen oder chemischen Verhütungsmittel zusätzlich verwendet werden sollten, wenn diesbezüglich ein Schutzbedürfnis besteht.

Hormonelle Verhütung

Für die hormonelle Verhütung der Frau werden Östrogene und Progestine (z. B. Levonorgestrel oder Desogestrel) eingesetzt. Zur Kontrazeption werden synthetische Derivate der natürlichen Hormone verwendet, da diese effektiver sind und in geringerer Konzentration und mit weniger Nebenwirkungen die kontrazeptive Wirkung erreichen. Sogenannte Mikropillen enthalten besonders geringe Dosen.

Kombinationspräparate aus Östrogenen und Progestinen wie die „klassische“ Antibabypille wirken durch zwei Mechanismen:

  1. Unterdrückung des Eisprungs (Ovulationshemmung)
  2. Erschwerung der Passage von Spermien durch Veränderung der Konsistenz des Schleimpfropfes des Muttermunds (Zervikalschleim)

Das Verhütungsstäbchen, die Dreimonatsspritze und die Hormonspirale sind reine Progestinpräparate. Auch die sogenannte Minipille enthält nur Progestine und wirkt mit ihrer niedrigen Dosis aufgrund des Einflusses auf den Zervikalschleim, während der Eisprung weiterhin stattfindet. Allerdings ist für den Wirkstoff Desogestrel auch eine ovulationshemmende Wirkung nachgewiesen.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Antibabypille enthält Östrogene und Gestagene, als Mikropille niedriger dosiert 0,1–0,9 [2]
Minipille enthält Gestagene; Veränderung des Zervikalschleims;

beim synthetischen Gestagen Desogestrel: Unterdrückung der Ovulation und Veränderung des Zervikalschleims (daher erhöhte Sicherheit im Vergleich zu Minipillen früherer Generation)

0,5–3 [2]

0,14–0,4 [1]

Dreimonatsspritze enthält nur Gestagen 0,3–1,4 [2]
Vaginalring Hormonring mit Östrogen und Gestagen 0,25[7] bzw. 1,18[8]
Hormonpflaster enthält Östrogen und Gestagen 0,72–0,9 [2]
Verhütungsstäbchen (Implanon) Hormonimplantat mit einem reinen Gestagen 0–0,08 [2]
Hormonspirale Intra-Uterin-System (IUS) mit Gestagenen 0,16 [2]
Pille danach postkoitale hormonelle Verhütung, so genannte Interzeption 1–5 (Yuzpe-Methode);
2 (Levonorgestrelmethode) [2]

Ein hormonelles Verhütungsmittel für den Mann, die sogenannte "Pille für den Mann", gibt es heute noch nicht, und es ist fraglich, ob dies überhaupt möglich sein wird (Stand 2009).

Chemische Verhütungsmethoden

Spermizide gibt es in Form von Salben, Gelen, Zäpfchen, Schaum oder Sprays. Die meisten Präparate basieren auf dem Wirkstoff Nonoxynol-9, seltener aber auch auf Milchsäure-, Borsäure- oder Salicylsäure. Spermizide werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt und wirken, indem sie Spermien abtöten oder ihre Beweglichkeit stark verringern, so dass sie nicht mehr in der Lage sind, eine Eizelle zu erreichen.

Die ausschließliche Verwendung von Spermiziden ist vergleichsweise unsicher, aber in Kombination mit mechanischen Verhütungsmitteln wie Kondomen, Pessaren oder Portiokappen steigern sie deren Wirksamkeit beträchtlich.

Unangenehme Schleimhautreizungen können eine Nebenwirkung von spermiziden Präparaten sein.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Spermizide in Form von Salben, Gelen, Zäpfchen, Schaum oder Sprays angewandt in der Vagina der Frau 3–21[2]

Intrauterinpessare

Intrauterinpessare (IUP) sind Objekte, die in die Gebärmutter der Frau eingelegt werden und durch mechanischen Reiz der Gebärmutterschleimhaut die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern. Kupferhaltige „Spiralen“ sollen zusätzlich durch Absonderung kleinster Mengen Kupfer Spermien abtöten oder deaktivieren. IUP gelten als sehr sichere und langfristige Verhütungsmethoden.

Hormonabgebende Intrauterinpessare werden im Abschnitt Hormonelle Verhütung behandelt und sind hier nicht noch einmal mit aufgeführt.

Methode Beschreibung Pearl-Index
Kupferspirale Kunststoffobjekte mit Kupfer in der Gebärmutter, nidationshemmend 0,9–3 [2]
Kupferkette
(GyneFix)
Alternative zur herkömmlichen Kupferspirale. GyneFix besteht aus an einem Faden aufgereihten Kupferzylindern und wird an der Gebärmutterwand fixiert, so dass ein Verrutschen oder Ausstoßen wesentlich unwahrscheinlicher wird. 0,1–0,5 [9]

Chirurgische Methoden

Methode Beschreibung Pearl-Index
Sterilisation des Mannes (Vasektomie) Chirurgischer Eingriff, bei dem die Samenleiter im Hodensack des Mannes durchtrennt werden. Versagen 1/400[2]
Sterilisation der Frau Chirurgischer Eingriff, bei dem die Eileiter abgebunden oder durchtrennt werden. Versagen 1/1000 bis 1/10.000[2]

In Österreich ist die Sterilisation oder Vasektomie ohne evidente medizinische Indikation an Personen, die das fünfundzwanzigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, strafbar (§90 StGB).[10]

Pflanzliche Verhütung

Von den meisten indigenen Völkern auf der ganzen Welt sowie aus der europäischen Antike bis zum Zeitalter der Hexenverbrennung sind pflanzliche Verhütungsmittel überliefert. Dabei waren Pflanzen in Verwendung, die einen Eisprung, eine Befruchtung (Spermizide) oder eine Einnistung verhindern können. Diese Art der Verhütung bekommt auch in wissenschaftlichen Kreisen wieder Aufmerksamkeit.[11] [12] [13]

Verhütung in der Stillzeit

In der Stillzeit können Barriereformen der Verhütung wie das Kondom, das Diaphragma und die Portiokappe angewendet werden, wobei jedoch ein Diaphragma und eine Portiokappe zuvor in der Größe neu angepasst werden muss. Bei hormonellen Verhütungsmitteln ist nach Art des Hormons zu unterscheiden: Estrogenhaltige Verhütungsmittel sind für die Stillzeit ungeeignet, da sie die Milchbildung beeinflussen können und zudem Estrogen in die Muttermilch übergehen kann; rein auf Gestagen basierende Hormonpräparate wie die Minipille, die Dreimonatsspritze, das Verhütungsstäbchen oder die Hormonspirale sind dagegen möglich. Natürliche Verhütungsmethoden sind in der Stillzeit vergleichsweise unzuverlässig, zumal die Aussagekraft der morgendlichen Aufwachtemperatur gering ist, wenn der Schlafrhythmus gestört ist. Nur bei der sympto-thermalen Methode nach Rötzer gibt es in der Stillzeit eine zuverlässige Regel.[14]

Das Stillen selbst unterdrückt unter Umständen einen Eisprung, die Wirkung ist aber nicht sicher und bietet nur unter besonderen, sehr streng vorgegebenen Bedingungen einen Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft,[14]siehe: Stillen und Verhütung und Lactational Amenorrhea Method.

Pharmakoepidemiologie der Anwendung von Kontrazeptiva

Zur Pharmakoepidemiologie der Kontrazeptivaanwendung gibt es für die Bundesrepublik Deutschland bevölkerungsrepräsentative Studien. Diese geben zuverlässige Daten zur Soziodemographie, Multimedikation, Morbidität, und vielen physiologischen Daten wie z. B. Blutdruck, Lipidstatus, Blutzucker u.a. für Anwenderinnen von hormonalen Kontrazeptiva.[15][16][17]Obwohl hormonelle Kontrazeptiva zu den am häufigsten angewendeten Arzneimitteln weltweit gehören, gibt es bisher meist nur pharmakoepidemiologische Studien, die Sekundärdaten aus kommerziellen Datensammlungen oder Daten aus Kohortenstudien zur Beantwortung wichtiger Fragen der sicheren Anwendung der verschiedenen Präparate heranziehen.[18][19]

Statistik über die Verhütungsmethoden

Laut Statistik verhüten in Deutschland 54 % der Paare mit der Pille, 13,5 % mit der Spirale, 19 % mit dem Kondom und knapp 7 % mit Sterilisation. Nur rund 6,5 % wählen andere Methoden.

Laut einem repräsentativen Mikrozensus des Schweizer Bundesamts für Statistik verhüten Schweizer Frauen (20–49-jährig) zu 34.1 % mit der Pille, zu 14.2 % mit dem Kondom, zu 22 % durch Sterilisation (Mann oder Frau), 6 % mit der Spirale, 2.3 % mit natürlichen Methoden, 2.1 % durch Coitus interruptus, 0.3 % mit der Dreimonatsspritze, 0.9 % mit Diaphragma/Spermizid und 6.1 % verzichteten auf Verhütung aufgrund von Schwangerschaft, Infertilität oder sexueller Inaktivität.[20]

Zur Geschichte der Empfängnisverhütung

Methoden zur Empfängnisverhütung sind keineswegs erst in der Neuzeit entwickelt worden. Schon vor Christi Geburt versuchten Frauen, sich mit diversen Mitteln und Praktiken vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen, wie alte Aufzeichnungen beweisen. Ein ägyptisches Rezept aus der Zeit um 1525 vor Christus lautete: Man gebe zerriebene Akazienblätter mit Honig vermischt auf eine Mullbinde, die man in die Vagina einführt. Diese Art von Tampon könnte durchaus eine Wirkung gehabt haben, da der Saft der Akazien Milchsäure enthält, die ein wirksames Spermizid ist.

Der Philosoph Aristoteles berichtete, dass sich Frauen zur Verhütung den Teil der "Gebärmutter", der mit dem männlichen Samen in Kontakt kommt, mit Zedernöl, Bleisalbe[21] oder Weihrauch, vermischt mit Olivenöl einrieben. Die Bleisalbe war hochgiftig, das Öl vermindert aber tatsächlich die Beweglichkeit der Spermien, wie Marie Stopes in den 30er Jahren nach entsprechender Forschung bestätigte. Sie hatte 1921 in London eine Klinik zur Geburtenkontrolle eröffnet.

Rabbiner rieten um 300 n. Chr., einen Schwamm in die Vagina einzuführen, um so den Samen aufzusaugen. Auch diese Methode soll keineswegs unsinnig gewesen sein. Ein indisches Verhütungsrezept ist aus dem 8. Jahrhundert überliefert. Danach wurde die Vagina mit einer Mischung aus Honig und Ghee eingerieben oder durch mit Öl vermischtem Steinsalz "verschlossen". Der klebrige Honig sollte wohl die Beweglichkeit der Spermien vermindern, und Steinsalz gilt heute auch als Spermizid. Der iranische Autor Ibn Sina (980–1037), auch bekannt als Avicenna, führt in seiner medizinischen Enzyklopädie immerhin schon 20 verschiedene Verhütungsmittel auf.

Seit wann Kondome zur Empfängnisverhütung benutzt wurden, ist in der Forschung umstritten. Der erste sichere Beleg dafür ist der 1605 erschienene Traktat De iustitia et iure des niederländischen Moraltheologen Leonardus Lessius, SJ, der diese Praxis als unmoralisch verurteilte.[22]

Am 1. Juni 1961 wurde die erste Hormonpille zur Empfängnisverhütung in Deutschland auf den Markt gebracht.

Verhütung und Religion

Römisch-katholische Kirche

Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) unterscheidet terminologisch zwischen Empfängnisregelung und Empfängnisverhütung (vgl. KKK Nrn. 2368, 2370).

Zur Empfängnisregelung werden die zeitweise Enthaltsamkeit sowie die auf Selbstbeobachtung und der Wahl von unfruchtbaren Perioden (Eisprungrechner) beruhenden Methoden gerechnet, die im Falle von guten Gründen angewendet werden dürften. Diese würden der Natur des Menschen entsprechen. (KKK Nr. 2370) Diese theologische Entscheidung wurde in der Enzyklika Humanae Vitae Nr. 16 festgehalten. Als widernatürlich und verwerflich wird hingegen die direkte Empfängnisverhütung angesehen. Darunter wird jede Handlung verstanden, „die entweder in Voraussicht oder während des Vollzuges des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel.“ (KKK Nr. 2370, Humanae Vitae Nr. 14)

Johannes Paul II. schrieb in dem Apostolischen Schreiben „Familiaris consortio“ der pastoralen Führung der Kirche die Aufgabe zu, die Voraussetzung für eine normative Anerkennung vor allem der „Enzyklika Humanae vitae“ zu schaffen.

Orthodoxe Kirche

In der orthodoxen Kirche gibt es unterschiedliche Meinungen zum Thema. In der Vergangenheit, als die verwendeten Methoden unsicher und oft gesundheitsschädlich waren, wurde die Empfängnisverhütung strikt abgelehnt. Heute wird sie, allerdings nur innerhalb der Ehe, von den meisten Theologen und Beichtvätern akzeptiert; die Partner sollen nach eigenem Gewissen über ihre gewünschte Kinderzahl und die Geburtsabstände entscheiden. Allerdings werden abtreibend wirkende Verhütungsmittel (Spirale, „Pille danach“ und andere Nidationshemmer) weiterhin abgelehnt, genau wie jede andere Form der Abtreibung.[23]

Anglikanische Kirche

In der anglikanischen Gemeinschaft ist Empfängnisverhütung seit der Lambeth-Konferenz von 1930 zulässig.[24]

Protestantische Kirchen

Weitere protestantische Kirchen haben in Entscheidungen von 1951 und 1958 Empfängnisverhütung erlaubt. [25]

Judentum

Empfängnisverhütung ist im Judentum grundsätzlich erlaubt. Das Paar soll es dennoch anstreben, das Gebot "Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde" (1.Mose 1.28), durch mindestens zwei Kinder (beide Geschlechter), zu erfüllen.[26]

Empfängnisverhütung ist erlaubt in Fällen, wenn eine Schwangerschaft ein Risiko für Mutter und/oder für weitere Kinder darstellen könnte. Zum Beispiel bei gesundheitlicher oder finanzieller Belastung, bei sehr jungen Frauen, in der Stillzeit. Verhütungsmethoden, mit spermizider Wirkung oder mechanischer Barriereverhütung sind nicht erlaubt.[27] [26]

Hormonelle Kontrazeption, "Pille", ist jedoch ein anerkanntes und erlaubtes Mittel zur Empfängnisverhütung nach jüdischem Recht (Halacha). [27] [26]

Islam

Die Empfängnisverhütung im Islam ist unter folgenden Bedingungen erlaubt:

  1. Beiderseitiges Einverständnis von Ehemann und Ehefrau.
  2. Sie verursacht keinen (gesundheitlichen) Schaden (bei einem der beiden Ehepartner).
  3. Sie wird nicht dauerhaft praktiziert, sondern vielmehr für einen vorübergehenden Zeitraum (daher sind Sterilisationen nicht erlaubt).

Eine der beiden Hauptquellen ist der Hadith, Buharyy 5207, in dem von einem Gabir berichtet wurde: „Wir haben gewöhnlich von dem 'Azl [gemeint ist der Coitus interruptus] zur Zeit[28] des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, Gebrauch gemacht.“

Ásatrú

Im Ásatrú ist Empfängnisverhütung nicht untersagt. Allerdings sind viele Ásatrú-Gemeinschaften gegen ein kinderloses Leben.

Bahai

Bei den Bahai ist Verhütung zur Familienplanung prinzipiell erlaubt (Sex außerhalb der Ehe hingegen wird nicht gut geheißen). Lediglich die präventive Sterilisation kinderloser Individuen bzw. Ehepartner, mit dem Ziel überhaupt keine Kinder zu haben, wird nur dann empfohlen, wenn ein (weiteres) Kind der Mutter oder Familie schaden würde, da der Hauptzweck der Ehe das Aufziehen von Kindern ist. Ansonsten bleibt die Verhütung und Familienplanung den Gläubigen selbst überlassen. Letztlich darf und soll jeder Baha'i in persönlicher Zwiesprache mit Gott über Fragen der Familienplanung und Verhütung selbst entscheiden. [29]

Siehe auch

  • Altersstruktur oder Alterspyramide
  • Bevölkerungsrückgang
  • Bevölkerungswachstum
  • Familienplanung
  • Fertilität
  • Fertilitätsrate
  • Geburtenrate
  • Maria Hengstberger (Geburtenkontrollkette)
  • Überbevölkerung
  • Zwangsverhütung

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 pro familia: Pearl Index
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 2,13 2,14 2,15 2,16 2,17 2,18 Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), 2004, (derzeit in Überarbeitung)
  3. Labbock et al., 1997
  4. G. Freundl, P. Frank-Herrmann, U. Sottong, Frauenarzt (1994) 35:1198-1204
  5. Pfleidere/Breckwoldt/Martius, Gynäkologie und Geburtshilfe, 3. Aufl. 2001
  6. http://www.fda.gov/cdrh/pdf/P010043b.pdf S. 16
  7. HJ Ahrendt, I. Nisand, C. Bastianelli et al: Efficacy, acceptability and tolerability of the combined contraceptive ring, NuvaRing, compared with an oral contraceptive containing 30 microg of ethinyl estradiol and 3 mg of drospirenone. Contraception. 2006 Dec;74(6):451–7. PMID 17157101
  8. NN Sarkar: The combined contraceptive vaginal device (NuvaRing): a comprehensive review. Eur J Contracept Reprod Health Care. 2005 Jun;10(2):73–8. PMID 16147810
  9. gynefix.de
  10. RIS: §90 Strafgesetzbuch, BGBl. I Nr. 130/2001
  11. Birgit Seyr: Mit Pflanzen verhüten. Über die Wiederentdeckung einer alten Tradition der selbstbestimmten Geburtenregelung. ISBN 978-3-200-01732-0
  12. John Riddle: Eve's Herbs. 978-0674270268
  13. John Riddle: Contraception and Abortion from the Ancient World to the Renaissance. ISBN 978-0674168763.
  14. 14,0 14,1 Stillen und Muttermilchernährung. Grundlagen, Erfahrungen und Empfehlungen. Publikation der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 325 S., ISBN 3-933191-63-7, kostenlos (Versandkosten fallen an) zu beziehen über www.bzga.de; Hier auch als PDF.
  15. H-U Melchert, H Knopf: Daten der Nationalen Untersuchungs-Surveys zum Verbrauch oraler Kontrazeptiva (OC) in West- und Ostdeutschland. in: Die Gesundheit der Deutschen, Band 2, Robert Koch-Institut, RKI-Hefte 15/1996 ISBN 3-89606-016-3
  16. Du Y: Use of steroid hormones for contraception and for estrogen replacement therapy in Germany - consideration of co- and multi-medications - Results of pharmacoepidemiological surveys of BGA and RKI from 1984 to 1999., Dissertation FU Berlin (2004)http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000001566/00_Cover-Du.pdf;jsessionid=0A47C45C4CADF4FCDB5D4519F5FA4DFE?hosts=
  17. Du Y, Melchert HU, Schäfer-Korting M: Use of oral contraceptives in Germany: prevalence, determinants and use-associated health correlates. Results of National Health Surveys from 1984 to 1999., Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2007 Sep;134(1):57-66. Epub 2007 Feb 21.PMID 17320266
  18. Nightingale AL, Lawrenson RA, Simpson EL, Williams TJ, MacRae KD, Farmer RD: The effects of age, body mass index, smoking and general health on the risk of venous thromboembolism in users of combined oral contraceptives., Eur J Contracept Reprod Health Care. 2000 Dec;5(4):265-74.PMID 11245554
  19. Li Y, Zhou L, Coulter D, Gao E, Sun Z, Liu Y, Wang X: Prospective cohort study of the association between use of low-dose oral contraceptives and stroke in Chinese women., Pharmacoepidemiol Drug Saf. 2006 Oct;15(10):726-34.PMID 16761299
  20. Schweizer Bundesamt für Statistik, Verhütungsmethoden
  21. vgl. auch Juraj Körbler: Zur Behandlung der Krebskrankheit mit Bleisalben im XVIII. Jahrhundert, Centaurus 9 (1963), S. 212–215
  22. Aine Collier: The Humble Little Condom. A History. Prometheus Books, Amherst, NY 2007, S. 56
  23. Timothy Ware: The Orthodox Church, Penguin, ISBN 0-14-014656-3, Seite 296.
  24. LSVD:Warum hetzt der Papst immer wieder gegen Homosexuelle ?
  25. Herder-Korrespondenz 21, 1967, 436
  26. 26,0 26,1 26,2 David Michael Feldmann: Birth Control in Jewish Law: Marital Relations, Contraception, and Abortion As Set Forth in the Classic Texts of Jewish Law, Jason Aronson, Inc. (September 1, 1998)
  27. 27,0 27,1 Judaism 101, Birth controll.
  28. Mit dieser Angabe will der Berichterstatter darauf hinweisen, dass weder von der Seite des Propheten Mohammed noch durch die Offenbarung des Koran ein Verbot erteilt wurde.
  29. * David J. Krieger, Christian J. Jäggi: Natur als Kulturprodukt. Kulturökologie und Umweltethik Birkhäuser Verlag, 1997, ISBN 978-3764354886, S. 170

Literatur

  • Helga Dietrich, Birgitt Hellmann (Hrsg.): Vom Nimbaum bis zur Pille. Zur kulturgeschichtlichen Vielfalt der Verhütungsmethoden. In: Dokumentation der Städtischen Museen Jena, Band 17, Hain, Weimar /Jena 2006, ISBN 978-3-89807-104-8.
  • Robert Jütte: Lust ohne Last. Geschichte der Empfängnisverhütung von der Antike bis zur Gegenwart. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49430-7.
  • Sylvia Knöpfel, Knut O. K. Hoffmann: Verhütung. Welche Methode passt zu mir? Von traditionell bis hypermodern: alle Möglichkeiten im Überblick. Trias, Stuttgart 2002, ISBN 3-8304-3019-1
  • Malte König: Geburtenkontrolle. Abtreibung und Empfängnisverhütung in Frankreich und Deutschland, 1870-1940, in: Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte 38 (2011), S. 127-148.
  • Angus McLaren: A History of Contraception. From Antiquity to the Present Day, Oxford 1990.
  • Karin Meisenbacher: Empfängnisverhütung. Methoden, Anwendung, Beratung. Wissenschaftliche Verlags-Gesellschaft, Stuttgart 2006, ISBN 3-8047-2220-2
  • Maria Metz-Becker (Hrsg.): Wenn Liebe ohne Folgen bliebe... Zur Kulturgeschichte der Verhütung. Jonas Verlag, Marburg 2006, ISBN 978-3-89445-362-6.
  • Uta Ranke-Heinemann: Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität. Hoffmann und Campe, Hamburg 1988, ISBN 3-455-08281-5, Erweiterte Taschenbuch-Neuausgabe: Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität. Von Jesus bis Benedikt XVI., Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-16505-2.
  • Raith-Paula, Frank-Herrmann, Freundl, Strowitzki: Natürliche Familienplanung heute. Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. 4. Auflage, Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-73439-0.
  • Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Empfängnisregelung und zum Schwangerschaftsabbruch (PDF-Datei; 17 Seiten, 112 kB)
  • Nutzen und Risiken hormonaler Kontrazeptiva bei Frauen aus der Schriftenreihe Health Technology Assessment des DIMDI (PDF-Datei; 616 kB), ISBN 3-455-08281-5
  • James DeMeo: Empfängnisverhütungsmittel bei Naturvölkern, erschienen in: Emotion Band 11, 1994
  • Alexander T. Teichmann: Empfängnisverhütung: eine vergleichende Übersicht aller Methoden, Risiken und Indikationen. Thieme Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3131026510
  • Wiegratz, Inka; Thaler, Christian J.: Hormonale Kontrazeption – was, wann, für wen? In: Dtsch Arztebl Int. Nr. 108(28-29), 2011, S. 495–506.

Weblinks

Commons: Empfängnisverhütung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien