Epidemiologische Transition


Die epidemiologische Transition bezeichnet Veränderungen der Epidemiologie als Folge gesellschaftlicher Entwicklung.

Die epidemiologische Transition beschreibt die Veränderung der Häufigkeit von Krankheiten und Todesursachen in einer bestimmten Gesellschaft im Vergleich zu der Geschichte. So ist beispielsweise seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein Wandel der Häufigkeit bestimmter Erkrankungen bzw. Todesursachen innerhalb großer Bevölkerungsgruppen in den modernen Staaten zu beobachten. Gekennzeichnet ist dieser „Wandel der Morbiditätsstruktur“ (Siegrist, Johannes) durch die Ablösung der Infektionskrankheiten als häufigste Todesursache von chronisch-degenerativen Krankheiten. Demzufolge kann man diesen Wandel in drei Phasen einteilen:

Das Zeitalter der Seuchen und Hungersnöte (18. Jhd – Mitte 19. Jhd), geprägt durch große Epidemien bzw. Pandemien und den Infektionskrankheiten als häufigste Todesursache. (Phase 1)

Das Zeitalter der zurückgehenden Pandemien (Mitte 19. Jhd – Anfang 20. Jhd), geprägt durch die Abnahme der Häufigkeit der Infektionskrankheiten als häufigste Todesursache. (Phase 2)

Das Zeitalter der degenerativen und gesellschaftlich verursachten Krankheiten, geprägt durch Herz-Kreislauferkrankungen oder u.a. Unfälle als häufigste Todesursache. (Phase 3)

Die entscheidenden Resultate dieser Entwicklung äußern sich hauptsächlich in der Zunahme der mittleren Lebenserwartung der Individuen beobachteter Gruppen oder Gesellschaften. Die epidemiologischen Transition ist ein ständig zu beobachtender Prozess, da ebendieser Veränderung der mittleren Lebenserwartung wiederum eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur (in Bezug auf das Alter) folgt und als Konsequenz dessen eine Veränderung der Krankheitsbilder entsteht. Man kann beobachten, dass diese Veränderungen eng mit strukturellen Veränderungen in der Gesellschaft verbunden sind. Größere Veränderungen bezüglich der mittleren Lebenserwartung zeichnen sich stets nach tiefgreifenden soziologischen und ökonomischen Veränderungen ab, wie sie beispielsweise nach und während der Industrialisierung, mit dem Beginn der Industriellen Revolution 1785 in England, zu beobachten waren. Die epidemiologischen Transition ist jedoch kein unumkehrbarer Prozess, der nur von Zuwachs bezüglich der mittleren Lebenserwartung geprägt ist. Exemplarisch für ein Pendant der aktuellen Situation in den modernen Staaten sind die ehemaligen Ostblockstaaten, beispielsweise die Ukraine, in der seit einigen Jahren die Cholera wieder sporadisch auftritt.

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