Ernst Josef Lesser


Ernst Josef Lesser (* 7. Dezember 1879 in Stettin; † 1. März 1928 in Mannheim) war ein deutscher Physiologe und einer der Entdecker des Insulins.

Er war überzeugter Anhänger der zionistischen Bewegung. Ernst Josef Lesser war verheiratet mit der Malerin und Photographin Marianne Lesser-Knapp, der Schwester von Elly Heuss-Knapp, und war damit Schwager des späteren deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss.

Ernst Josef Lesser, ca. 1920

Leben und Leistung

Ernst Josef Lesser wurde als Sohn eines angesehenen jüdischen Seidenkaufmanns in Stettin geboren. Der Vater Adolf Lesser hatte den Krieg 1870/71 als Offizier mitgemacht, die Mutter hatte eine Ausbildung zur Lehrerin abgeschlossen.

Nach dem Abitur am Marienstiftsgymnasium studierte er ab 1898 Medizin in Freiburg im Breisgau, Berlin und München. Wegen antisemitischer Äußerungen eines Kommilitonen kam es in Freiburg zu einer Mensur. 1903 schloss er das Medizinstudium mit dem Staatsexamen ab und promovierte bei Carl von Voit im Bereich der Stoffwechselphysiologie.[1] Bis 1906 widmete er sich daraufhin dem Studium der Chemie in München. In Halle an der Saale wurde er Assistent von Julius Bernstein und konnte sich noch im gleichen Jahr habilitieren.[2] 1910 erfolgte seine Ernennung zum Vorstand des Laboratoriums der Städtischen Krankenanstalten Mannheim unter dem ärztlichen Direktor Franz Volhard. 1911-1913 widmete sich Lesser dem Glukosestoffwechsel und der Erforschung der Glykogenspaltung. Dabei machte er, - wie der polnische Physiologe und Biochemiker Jakub Karol Parnas berichtet - die Beobachtung, dass sich durch die Gabe von Pankreasextrakten die Zuckerausscheidung diabetischer Frösche herabsetzen ließ.[3] Als „Glukopausin“ hatte Lesser die Substanz bezeichnet. Der erste Weltkrieg, den er an der Front in Mazedonien mitmachte, sowie die anschließende Notzeit verhinderten eine unmittelbare Weiterführung dieser Forschungstätigkeit.[4]

Lesser pflegte eine enge freundschaftliche Verbindung zu führenden Persönlichkeiten seiner Zeit, wie Martin Buber, Chaim Weizmann, Julius Simon und Max Weber.[5] 1914 bereiste er erstmals Palästina, um an der Gründung einer Universität im heiligen Land mitzuwirken.

Ende 1927 erkrankte Lesser an einem Pankreaskarzinom und nahm sich am 1. März 1928 das Leben.

In Erinnerung an ihn und seinen Amtsnachfolger Siegfried Walter Loewe stiftete das Universitätsklinikum Mannheim die Lesser-Loewe-Foundation e.V.

Literatur

  • Robert Ammon: Ernst Josef Lesser und sein Beitrag zur Entdeckung des Insulins. (Sonderdr. aus Mannheimer Hefte 1968, 1, 29 - 37; Lesser-Loewe-Colloquium f. Dynam. Biochemie). Mannheim: Klin.-Chem. Inst., Klinikum Mannheim d. Univ. Heidelberg ; Mannheim : Städt. Krankenanstalten, 1968.
  • Heinz Walter: Lesser, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 336 f. (Digitalisat).
  • Lesser, Ernst Josef. In: Karl Otto Watzinger: Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945. Kohlhammer, Stuttgart 1984, S. 121–122. ISBN 3-17-008696-0.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Quelle: Ernst J. Lesser. Ueber Ernährungsversuche mit den Endprodukten peptischer und tryptischer Eiweißverdauung. Inaugural-Dissertation. München 1903.
  2. Quelle: Ernst J. Lesser. Über die elektromotorische Kraft des Froschhautstroms und ihre Beziehung zur Temperatur. Habilitationsschrift. Halle-Wittenberg 1906.
  3. Quelle: Biochemische Zeitschrift 196 (1928):1
  4. Quelle: Dt. Ärzteblatt vom 28. Februar 1991
  5. Quelle: Eckart Otto. Max Webers Studien des Antiken Judentums. Mohr Siebeck 2002. pg 54ff. Zitat aus dem Briefwechsel Weber - Lesser

Weblinks

http://www.lesser-loewe-foundation.de/41299.html