Europäischer Queller
Europäischer Queller | ||||||||||||
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Europäischer Queller (Salicornia europaea agg.) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Salicornia europaea agg. | ||||||||||||
Der Europäische Queller (Salicornia europaea agg.), auch Kurzähren-Queller genannt, gehört zu den Fuchsschwanzgewächsen (Amaranthaceae). Es handelt sich um eine Gruppe von sehr ähnlichen und schwer unterscheidbaren Kleinarten. Alle Queller Eurasiens sind dieser Gruppe zuzuordnen. Kennzeichnendes Merkmal dieser Pflanzen ist ihr dickfleischiges Erscheinungsbild. Sie sind Erstbesiedler der oft überfluteten Wattböden der Meeresküsten. Der Queller wird auch als Meerfenchel, Meeresbohne, Meeresspargel, Glasschmelz oder Glasschmalz bezeichnet.
Systematik
In Deutschland kommen der Zierliche Kurzähren-Queller (Salicornia europaea subsp. europaea), der Gewöhnliche Kurzähren-Queller (S. europaea subsp. brachystacha), der Sandwatt-Queller (S. procumbens) und der Schlickwatt-Queller (S. stricta) vor. Für S. europaea s. str. existieren etliche Synonyme wie beispielsweise S. ramossima, S. herbacea, S. prostrata u.a. Die Systematik und Namengebung ist noch nicht abschließend geklärt. Schwierigkeiten bereiten vor allem die Sukkulenz dieser Pflanze und die stark reduzierte Morphologie, so dass bis heute noch keine befriedigende Taxonomie der gesamten Gattung Salicornia vorliegt.
Beschreibung
Queller sind einjährige, stammsukkulente Pflanzen, die Wuchshöhen zwischen 5 und 45 Zentimeter erreichen. Es sind Salzpflanzen (Halophyten). Der Stängel ist je nach Unterart mehr oder weniger verzweigt aufrecht oder niederliegend, dickfleischig-glasig mit zu Schuppen reduzierten Blättern. Die Pflanzen sind gelenkartig bis knotig gegliedert und sind grün, schmutzig-rötlich oder grüngelb gefärbt. Im Herbst nimmt der Queller eine intensive rötliche Färbung ein.
Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis September. In der Regel sind zwei bis vier Blüten in Vertiefungen zwischen einem winzigem Tragblatt und der Hauptachse eingesenkt. Die äußerst unscheinbaren Blüten sind zwittrig. Es werden Kapselfrüchte gebildet, die vom sackförmigen, schwammigen Perigon eingehüllt sind.Sie werden auch Salzentzieher genannt.
Verbreitung und Standort
Das Hauptverbreitungsgebiet sind die Küsten der gemäßigten Breitengrade der Nordhalbkugel von Europa bis Asien (China, Indien, Japan, Korea, Russland), also das nördliche Eurasien.
Der Queller kann aufgrund seiner hohen Überflutungs- und Salztoleranz am weitesten meerseits vordringen. Er bildet hier die sogenannte Quellerzone und wächst oft zusammen mit dem Salz-Schlickgras, das als einzige weitere Landpflanze ebensoweit vordringen kann.
Die Pflanzen bilden in den Wattbereichen der Nord- und Ostsee, an der Atlantikküste sowie im Mittelmeerraum große Bestände. Auch im Binnenland trifft man den Queller auf salzhaltigen Böden an. Der Queller bevorzugt schlickigen, aber auch salzigen Sandboden.
Ökologie
Queller sind Erstbesiedler der Verlandungszonen, häufig im Anschluss an Seegraswiesen. Dank ihrer hohen Salztoleranz wachsen Queller bereits im Überflutungsbereich und tragen damit zur Befestigung, sowie der Anhäufung und Bindung von Schwebstoffen bei. Dieser Vorgang, der auch Sedimentation genannt wird, führt allmählich zur Verlandung.
Als obligate Halophyten sind Queller ausgesprochene Salzpflanzen. Sie ertragen von allen Blütenpflanzen die höchsten Salzgehalte. Im Kontext von Kulturversuchen wurde festgestellt, dass Queller im Unterschied zu Andelgras oder Dreizack auf Böden ohne Salz mit Kümmerwuchs reagiert.[1] Der Queller verwendet die Sukkulenz als Strategie, um mit salzhaltigen Böden klarzukommen. Sukkulenz ist eine Strategie zur Verdünnung der aufgenommenen Salze. Mit den Salz-Ionen wird auch Wasser aufgenommen und in den großen Vakuolen gespeichert. Dadurch wird eine zu hohe intrazelluläre Salzkonzentration verhindert. Beim einjährigen Queller ist der Vegetationszyklus beendet, wenn die Salzkonzentration tödlich wird. Die salzüberlastete Pflanze färbt sich braun bis rot, ein Stresssymptom, und stirbt schließlich ab.
Die Samen benötigen zur Keimung Frischwasser und keimen deshalb erst nach einem Regen oder einer Überflutung. Nach dem Keimen verträgt die junge Pflanze die volle Meersalzkonzentration. Die bis zu 10.000 Samen pro Pflanze werden erst nach dem Absterben frei. Sie behalten im Boden eine lange Keimfähigkeit (bis zu 50 Jahre). Im Frühjahr entwickeln sich die frischen Keimlinge. Die Jungpflanzen wachsen schnell heran. Im August werden die unscheinbaren Blüten vom Wind bestäubt.
Im Spülsaum angetriebene Quellersamen bilden im Winter eine wichtige Nahrungsquelle für die Singvögel Berghänfling, Schneeammer, Bergfink, Ohrenlerche und Birkenzeisig.[1]
Verwendung
Der Queller ist essbar, und wird auch Meeresspargel oder Salicorn (frz. Salicorne) genannt. Er ist ein wertvolles Wildgemüse von leicht pfeffrigem Geschmack und kann als Rohkost, blanchiert oder als Einlage in gesalzenem Essig oder als Beilage gegessen werden. Die junge Pflanze wird von Hand ab Mai geerntet. Es werden nur die Spitzen verarbeitet.
Da die Wurzeln sowohl ins Meerwasser als auch in die salinenumschließende Tonerde reichen, enthält der Meeresspargel Nährstoffe und Mineralstoffe des Meeres und der vermittelnden Tonerde, beispielsweise Natrium, Kalium, Magnesium, Schwefel, Kalzium, Phosphor, Eisen, Zink, Mangan, Kupfer. Ebenso ist er eine natürliche Iodquelle mit hoher biologischer Wertigkeit.
Früher fand die Asche des Quellers bei der Seifenherstellung Verwendung. In der Glasbläserei wurde sie zur Herabsetzung des Schmelzpunktes dem Glas beigesetzt, daher auch der Name Glasschmelz.
Literatur und Quellen
- H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- O. Röller & F. Schlesiger: Blühende Wildnis Spiekeroog, Verlag Hermann Lietz-Schule Spiekeroog, 2005, ISBN 3-925754-49-0
- Klaus Janke, Bruno Kremer: Düne, Strand und Wattenmeer- Kosmos-Naturführer, Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart, ISBN 3-440-05759-3
- Georg Quedens: Strand und Wattenmeer, BLV Verlagsgesellschaft, München Wien Zürich, ISBN 3-405-15108-2
- Artinformationen in Flora Web [1]