Fangschreckenkrebse



Fangschreckenkrebse

Odontodactylus scyllarus

Systematik
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Krebstiere (Crustacea)
Klasse: Höhere Krebse (Malacostraca)
Unterklasse: Hoplocarida
Ordnung: Fangschreckenkrebse
Wissenschaftlicher Name
Stomatopoda
Latreille, 1817

Fangschreckenkrebse (Stomatopoda) sind eine Ordnung der Höheren Krebse (Malacostraca) und gehören zu den Krebstieren (Crustacea).

Bis heute wurden ungefähr 400 Arten weltweit beschrieben. Ihren Namen verdanken sie ihren Fangwerkzeugen, die äußerlich denen von Gottesanbeterinnen ähneln.

Merkmale

Einige Arten werden bis zu 30 cm groß, wobei die meisten kleiner sind. Der Carapax bedeckt bei Fangschreckenkrebsen nur den hinteren Teil des Kopfes und die ersten 3 Segmente des Thorax. Es handelt sich hauptsächlich um aggressive Einzelgänger, die die meiste Zeit ihres Lebens versteckt zwischen Felsen und Steinen oder in komplizierten Gangsystemen im Sand des Meeresbodens verbringen, wo sie geduldig auf Beute warten. Sie verlassen ihre Behausung normalerweise nur zur Nahrungssuche oder um in ein neues Versteck umzusiedeln und sind meist nachtaktiv. Der Großteil der Arten lebt in tropischen und subtropischen Meeren, zum Beispiel vor Florida und Kalifornien, oder um Thailand, aber es gibt auch Arten in kälteren Gebieten.

Squilla mantis ein "Speerer", deutlich sichtbar die mit Spitzen versehenen Fangbeine
Odontodactylus scyllarus ein "Schmetterer", die Enden der Fangbeine sind zu Keulen verdickt

Fangschreckenkrebse kommen in einer Vielzahl von Farben vor, von unauffälligen Braun bis zu leuchtenden Neonfarben. Ihre auf Stielen sitzenden Komplexaugen sind extrem hoch entwickelt und können sich unabhängig voneinander bewegen.

Des Weiteren sind die Tiere anscheinend hochintelligent, speziell für einen Vertreter der Crustacea. Sie sind langlebig und verfügen über ein komplexes Verhaltensrepertoire, so benutzen zum Beispiel einige Arten fluoreszierende Muster auf ihrem Körper dazu, mit anderen Individuen zu kommunizieren. Außerdem haben sie ein hochentwickeltes Sozialverhalten, besonders bei Territorialkämpfen. Sie lernen schnell und verfügen über ein gutes Erinnerungsvermögen.

Es wird nach "Schmetterern" und "Speerern" unterschieden. Am lang gestreckten Körper bildet das erste Beinpaar ein mit Bürsten besetztes Putzorgan. Das zweite Beinpaar Maxillipeden sind gewaltige Keulen, denen die "Schmetterer" ihren Namen verdanken. Die unter dem Körper zusammengefalteten Fangarme haben am Ende harte Verdickungen, mit denen der Krebs seine gut gepanzerte Beute wie Krebse oder Schnecken erschlagen kann.

Die Krebse verhaken hierfür Teile ihres Exoskeletts, spannen die starken Muskeln an und lassen sodann die Fangarme in einer explosionsartigen Bewegung vorschnellen. Das Schlagbein der Bunten Fangschreckenkrebse entwickelt dabei eine Geschwindigkeit von 23 m/s (entspricht 85 km/h) und damit das 8000fache der Erdbeschleunigung. Ein menschlicher Lidschlag dauert etwa 40 mal so lange wie dieser Beinschlag. Dieser Schlag ist somit der schnellste in der Natur. Die Wucht ähnelt der einer Pistolenkugel – und das im Wasser![1] Die volle Kraft entfaltet der Krebs jedoch erst mit der Hilfe von Luftbläschen. Wenn sich die Hammerarme mit hoher Geschwindigkeit durchs Wasser bewegen, erzeugen sie einen hohen Unterdruck. Es bilden sich winzige Gasbläschen, die dann implodieren und dabei extrem viel Energie freisetzen (Kavitation). Dies erzeugt einen Knall und manchmal sogar einen Blitz. Das Opfer wird damit betäubt.[2] Der Aufprall der Hammerbeine ist heftig genug um die Schalen oder Panzer von Meerestieren zu zertrümmern und sogar dünnes Glas zu zerschmettern;[2] wovon Experten aus dem Aquariumsbereich öfter berichten.

Die Keulen der Fangschreckenkrebse sind aus drei unterschiedlichen Schichten aufgebaut, wodurch diese die hohen Kräfte bei einem Aufprall auf einen Gegenstand unbeschadet überstehen.[2] Die oberste, stark mineralisierte Schicht der Keulen besteht im Bereich der Aufschlagsfläche unter anderem aus kristallisiertem Hydroxyapatit und dem Biopolymer Chitin.[2][3] Die darunter angeordnete Schicht dient der Vermeidung von Rissbildungen und besteht ebenfalls aus Chitin, welches dort in gegeneinander gedrehten Stapeln angeordnet ist, und einer amorphen mineralischen Matrix.[2] Eine dritte Faserschicht befindet sich an den Seiten der Keulen und dient durch Straffung der gesamten Struktur zur Dämpfung der einwirkenden Kräfte bei einem Aufprall auf einem Gegenstand.[2]

Die drei folgenden Beinpaare dienen als Fangarme. Sie sind mit Stacheln und Scheren bestückt und können die Beute festhalten oder aufspießen und zum Mund führen. Des Weiteren gibt es noch 3 Paar Schreitbeine (Thorakopoden) und 5 Paar Schwimmbeine, die auffallend blattförmigen Pleopoden.

Augen

Die Sehleistung der Fangschreckenkrebse ist hochentwickelt. Mit einem einzigartigen Farbensehen nehmen diese Riffbewohner ihre Umwelt in einer für Menschen nicht vorstellbaren Weise wahr. Manche Arten können bis zu 12 Farbkanäle unterscheiden (teilweise im UV-Bereich)[4]. Sie können unterschiedliche Ebenen von polarisiertem Licht wahrnehmen. Von einer Art wird berichtet, dass sie zirkular polarisiertes Licht wahrnehmen kann[5].

Die Komplexaugen der Fangschreckenkrebse sind dreigeteilt, sie bestehen aus einem oberen Abschnitt, einem Mittelstreifen (meist sechs Ommatidien-Reihen breit) und einem unteren Abschnitt. Die Sehfelder des oberen und unteren Abschnitts überlappen dabei (durch die Form des Auges), dies ermöglicht räumliches Sehvermögen bereits mit einem Auge. Sehen von Farben und von polarisiertem Licht ist ausschließlich auf die spezialisierten Ommatidien des Mittelstreifens beschränkt, wobei in der Regel vier Reihen für das Farbsehen und zwei Reihen für die Polarisation reserviert sind. So werden optische Eindrücke eines bestimmten Abschnitts des Sehfelds auf mindestens drei Kanälen parallel verarbeitet (je einer für Form, Farbe und Polarisierung), eine im Tierreich einzigartige Konstruktion. Der Nachteil dieses hochentwickelten Apparats ist das dadurch erkaufte, relativ kleine Gesichtsfeld. Fangschreckenkrebse müssen deshalb die Augen permanent in Bewegung halten und so ihre Umgebung abtasten.

Lebensweise

Odontodactylus scyllarus

Die Tiere leben territorial. Im Vergleich mit anderen Krustentieren gelten sie als erstaunlich intelligent. Sie kommunizieren mit ihren wimpelartigen Fortsätzen am Kopf, was offensichtlich bei Revierstreitigkeiten gegenseitige Tötungen verhindert.

Alle Stomatopoden sind getrenntgeschlechtlich. Die Weibchen betreiben eine sehr intensive Brutpflege, indem sie bis zu 50.000 Eier verkitten und bis 10 Wochen mit sich herumtragen. Sie müssen in dieser Zeit die Nahrungsaufnahme einstellen. Manche Arten sind monogam, andere wiederum verlassen sich nach der Paarung oder suchen sich einen weiteren Partner. Aus den Eiern schlüpfen fast durchsichtige Larven mit weitgehend ausgebildeten Gliedmaßen, die die ersten 3 Monate im pelagischen Zustand verbringen. Sie können sich in ihrer Lebensspanne bis zu 30 mal fortpflanzen.

Verwendung

In der japanischen Küche bezeichnet man Fangschreckenkrebse als "Shako".

In der chinesischen Küche sind die Tiere ebenfalls sehr beliebt und als "Pisskrebs" bekannt, da sie beim Kochvorgang meist urinieren. Deshalb spießt man sie normalerweise vor dem Kochen auf, um sie schon vor dem Kochen dazu zu bringen. Das gekochte Fleisch schmeckt ähnlich dem eines Hummers.

Weblinks

Commons: Fangschreckenkrebse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deadly strike mechanism of a mantis shrimp. 26. August 2004. Abgerufen am 26. Juli 2011.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Der Krebs mit dem tödlichen Hammer. Biologie. In: SPIEGEL Online. Spiegel Online GmbH, 8. Juni 2012, abgerufen am 9. Juni 2012.
  3. James C. Weaver, Garrett W. Milliron, Ali Miserez, Kenneth Evans-Lutterodt, Steven Herrera, Isaias Gallana, William J. Mershon, Brook Swanson, Pablo Zavattieri, Elaine Di Masi, David Kisailus: The Stomatopod Dactyl Club: A Formidable Damage-Tolerant Biological Hammer. In: Science. Band 336, Nr. 6086, 2012, ISSN 0036-8075, S. 1275–1280, doi:10.1126/science.1218764.
  4. Ultraviolet vision: The colourful world of the mantis shrimp. 28. Oktober 1999. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
  5. Tsyr-Huei Chiou, Sonja Kleinlogel, Tom Cronin, Roy Caldwell, Birte Loeffler, Afsheen Siddiqi, Alan Goldizen, Justin Marshal: Circular Polarization Vision in a Stomatopod Crustacean. In: Current Biology. 18. Jahrgang, März 2008, S. 429, doi:10.1016/j.cub.2008.02.066.

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