Feldhamster



Feldhamster

Feldhamster (Cricetus cricetus)

Systematik
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie: Hamster (Cricetinae)
Gattung: Großhamster
Art: Feldhamster
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Cricetus
Leske, 1779
Wissenschaftlicher Name der Art
Cricetus cricetus
(Linnaeus, 1758)
Datei:DBPB 1967 301 Hamster.jpg
Feldhamster auf einer Berliner Wohlfahrtsbriefmarke von 1967

Der Feldhamster (Cricetus cricetus), auch Europäischer Hamster genannt, ist ein Nagetier (Rodentia) aus der Familie der Wühler (Cricetidae) und der Unterfamilie der Hamster (Cricetinae).

Merkmale

Feldhamster erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 20 bis 34 Zentimeter, wozu noch ein 4 bis 6 Zentimeter langer, beinahe haarloser Schwanz kommt. Das Gewicht ausgewachsener Tiere variiert zwischen 200 und 650 Gramm. Männchen sind meist größer und schwerer als Weibchen. Der Hamster gilt als das bunteste europäische Pelztier. Die Fellfärbung ist variabel: die häufigste Form ist eine gelbbraune Oberseite und eine dunkle, fast schwarze Unterseite. An den Flanken befinden sich mehrere weiße Flecken, auf der Wange, vor und hinter den Vorderbeinen. Die Region um die Schnauze und um die Augen ist rötlichbraun gefärbt, die Füße und die Nasenspitze sind wiederum weiß. Daneben gibt es aber auch melanistische (fast gänzlich schwarze) und auffallend helle Feldhamster. Das Unterhaar ist gleichmäßig grau. Wie alle Hamster haben sie gut entwickelte Backentaschen, die Füße sind breit und mit gut entwickelten Krallen versehen.

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitung des Feldhamsters

Das Verbreitungsgebiet der Feldhamster reicht von Belgien über Mittel- und Osteuropa bis in die russische Altairegion und das nordwestliche China. Ursprünglich war der Feldhamster in den Steppen Osteuropas beheimatet und breitete sich im Zuge der Landwirtschaftsintensivierung nach Westeuropa aus. Archäologen fanden 2000 Jahre alte Hamsterskelette im Rhein-Neckar-Raum.

Lebensweise

Sie sind typische Bodenbewohner und kommen fast nur in Löss- und Lehmboden vor. Sie stellen tiefe, verzweigte Erdbaue her, die eine Wohn- und eine Vorratskammer enthalten, beide im Winterbau bis zu einem Meter tief. Die Baue der immer einzeln lebenden Männchen sind in der Regel kleiner. Typisch für jeden Hamsterbau sind senkrechte Fallröhren und meist zwei bis drei flach verlaufende Eingänge. Durch ihre wühlende Tätigkeit als Scharrgräber bzw. durch die Tatsache, dass sie unter der Bodenoberfläche Humus akkumulieren, haben sie einen gewissen Anteil an der Bildung von Schwarzerden. - Die auffallende Gegenfärbung (Rücken heller als Bauch!) ist plausibel dadurch erklärt, dass ein Hamster, wenn er nicht mehr fliehen kann, sich zur Verteidigung aufrichtet: die schwarze Bauchseite imitiert das Maul eines größeren Raubtieres mit den vier weißen Pfoten als „Fangzähne“.

Bevorzugte Nahrung des Hamsters sind Körner- und Hülsenfrüchte, Klee, Kartoffeln, Rüben und Mais, manchmal trägt er bis zu fünf Kilogramm Körnervorrat in seine Vorratskammer; um den Winter in seinem Bau zu überstehen, benötigt ein Hamster mindestens 2 kg Nahrung. Feldhamster neigen zu Kannibalismus; Gründe dafür können Nahrungsmangel oder Überpopulation sein.

Feldhamster am Wiener Zentralfriedhof

Der Feldhamster ist ein hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiver territorialer Einzelgänger. Jedes Tier besitzt einen eigenen Bau, den es gegen Artgenossen verteidigt. Nach dem Erwachen aus der Winterruhe (in Braunschweig Ende April bis Anfang Mai) beginnt er mit der Anlage oder Ausbesserung der Sommerbaue, deren Gänge und Kammern meist weniger als einen Meter unter der Erdoberfläche liegen. Bald darauf beginnt die bis August andauernde Paarungszeit.

Feldhamster und Menschen

Ihr Vorkommen beschränkt sich in Mitteleuropa auf bewirtschaftete Feldflächen und deren Randzonen. Feldhamster waren in Teilen der DDR noch bis um 1980 so häufig, dass Prämien für erlegte Tiere ausgesetzt wurden (zur Verwertung der Felle siehe auch Hamsterfell).

1801 schreibt Gerhard Heinrich Buse dazu in „Das Ganze der Handlung“, I. Theil, IV. Band:

Man fängt sie theils im Frühjahre, wenn sie kaum aus ihrem Winteraufenthalte hervorgekommen sind, weil da ihre Bälge am schönsten sind, in Fallen, oder in Töpfen, die man in die Erde eingräbt, theils im Herbst, durch das Ausgraben, welches von den sogenannten Hamstergräbern geschieht, die eine Zeitlang ihre Nahrung davon haben. Die Obrigkeit hat aber nöthig, auf diese Leute ein wachsames Auge zu haben, indem sie oft nur das Getreide aus den Magazinen der Hamster wegnehmen, und die Hamster laufen lassen, um das folgende Jahr wieder erndten zu können, wo sie nicht gesäet haben.[1]

In den 1950er Jahren betrug im Bezirk Magdeburg das Hamsterfellaufkommen jährlich 1,1 bis 1,2 Millionen Felle. Auf den Rübenschlägen musste der Hamster sofort nach dem Aufgehen der Rüben gefangen werden, am ersten Tag waren erfahrungsgemäß bereits 10 m² um den Bau herum abgefressen. Noch bis 1975 wurden in Aschersleben die Hamsterbaue auch begast. Da das Hamsterfell einen bedeutenden Wirtschaftsartikel darstellte, bemühten sich die Rauchwarenexperten der DDR darum, statt der Begasung den Hamsterfang durch die nebenberuflich tätigen Hamsterfänger und damit die Verwertung der Felle zu intensivieren. Zu der Zeit machte sich jedoch bereits ein deutlicher Rückgang des Fellaufkommens bemerkbar, wobei man sich nicht sicher war, welcher Anteil den verstärkten Fangbemühungen gegenüber den veränderten Anbaumethoden (Vergrößerung der Felder, Industrialisierung der Erntemethoden) zuzurechnen war. 1979 wurden im Kreis Staßfurt 25.400 Felle angeliefert, im Kreis Oschersleben 8500, im Kreis Halberstadt 31.800, im Kreis Haldensleben 5500 und im Kreis Schönebeck 15.000 Felle. Es wurde gesagt, dass die erheblichen Unterschiede der Fangmengen nicht einfach damit zu erklären seien, dass der Hamster „wandert“, die Zahlen sollten künftig durch verstärkte Fangbemühungen ausgeglichen werden.[2]

Durch die industrielle Feldbewirtschaftung ist der Feldhamster heute in weiten Teilen Deutschlands vom Aussterben bedroht. Inzwischen gibt es, etwa im Elsass, den Niederlanden oder in Deutschland, Programme zur Züchtung und Auswilderung von Feldhamstern.

Wegen seiner lebhaften Natur und der Gewohnheit Vorräte anzulegen, wurde der Feldhamster schon früh zu einem Symbol für aufbrausende, habgierige und geizige Personen. Siehe auch: hamstern.[3]

Der Feldhamster gehört zu den nach Anhang IV Buchstabe a) geschützten Tierarten des Artikels 12 der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie), bekannter als "FFH-Richtlinie" oder "Habitatrichtlinie". Als streng geschützte Art wird er auch in der Berner Konvention (Anhang II) genannt.

Feldhamster-Populationen können dadurch die Planung, den Bau und/oder die Erschließung z.B. von Gewerbegebieten, Straßen oder anderen Verkehrswegen stoppen.[4]

Literatur

  • Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichte im Februar 2005 zwei Fachbücher als Hilfestellung zum Umgang mit den Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Es legte damit erstmals die relevanten Grundlagendaten für FFH-Arten gebündelt vor, die man benötigt bei der Umsetzung der europäischen Richtlinie z. B. bei Fragen der Planung, zu Berichtspflichten und bei Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Das zweibändige Werk (Band 1 = Pflanzen und Wirbellose) stellt alle in Deutschland heimischen Arten, die unter die FFH-Richtlinie fallen, detailliert vor. Tabellen nennen

  • den wissenschaftlichen und deutschen Artnamen mit EU-Code,
  • Angaben zur Systematik/Taxonomie, zu den artspezifischen Kennzeichen, zur Verbreitung der Art sowie zur Verantwortlichkeit Deutschlands für die Erhaltung der jeweiligen Art in der EU.
  • die wesentlichen Daten zu Biologie und Ökologie, zu Gefährdung und Schutz sowie
  • weiterführende Hinweise zur Erfassung der Art, zum Forschungsbedarf und zu Art-Experten.

Die mit der EU-Osterweiterung im Mai 2004 für Deutschland neu hinzugekommenen geschützten Arten sind in einer Tabelle zum Schutz- und Gefährdungsstatus am Ende des zweiten Bandes aufgelistet.

Weblinks

Commons: Feldhamster – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Schöps/Kurt Häse/Fritz Schmitz: Der Hamster, in: Das Pelzgewerbe. Schriften für Pelzkunde und Pelzindustrie, 7, 1956, Heft 1, S. 15
  2. In: Brühl, VEB Fachbuchverlag Leipzig, Heft 4, Juli/August 1980,  : Gemeinsame Aktionen zur Intensivierung des Hamsterfangs. Ein Rundtischgespräch mit Experten.
  3. Grimms Deutsches Wörterbuch
  4. Vgl. z. B. Beschwerde des BUND bei der EU-Kommission wegen eines (behaupteten) Verstoßes gegen die FFH-Richtlinie vom 22. Juni 2002